Das Arbeitsumfeld positiv gestalten
"Cheffing" – was ist das?

Der neuerdings öfter auftauchende Begriff "Cheffing" klingt erstmal nicht besonders sympathisch. Dabei ist es ein Phänomen, das Verbesserungen in der Arbeitswelt von „unten nach oben“ bewirken soll.

Unter dem Neologismus "Cheffing" versteht sich eine moderne Arbeitspraxis, die sich zunehmend etabliert. Anders als das negativ konnotierte "Bossing", bei dem Vorgesetzte ihre Mitarbeiter mobben, ist mit "Cheffing" die konstruktive Beeinflussung der Führungskraft durch die Angestellten gemeint. Diese Einflussnahme von unten nach oben zielt darauf ab, durch geschickte und subtile Kommunikation positive Veränderungen in der Arbeitswelt zu bewirken. Offene Machtkämpfe oder Konfrontationen bleiben dabei außen vor.

Ein Beispiel:

In einem Marketingunternehmen stieß das Team regelmäßig an seine Grenzen: Fristen wurden knapp, Überstunden zur Norm, und die Stimmung sank. Das Problem lag auf der Hand. Der Abteilungsleiter, ein brillanter Stratege, aber ein Neuling in Führungspositionen, hatte Mühe, Aufgaben effektiv zu delegieren und das Team adäquat zu motivieren.

Das Team organisierte ein "umgekehrtes Mentoring"-Programm, bei dem jüngere Teammitglieder mit frischen Ideen zur Arbeitsorganisation und Kommunikation dem Abteilungsleiter zur Seite gestellt wurden. Diese Initiative wurde als Möglichkeit präsentiert, die Führungskompetenzen zu erweitern und gleichzeitig den Teamgeist zu stärken.

Der Clou: Sie luden den Abteilungsleiter zu einer selbst organisierten "Innovationswoche" ein, während der sie in Workshops gemeinsam neue Arbeitsmethoden erarbeiteten, die sowohl den Anforderungen der Projekte als auch den Bedürfnissen des Teams gerecht wurden. Der Abteilungsleiter war beeindruckt von der Initiative und Offenheit des Teams und erkannte schnell den Mehrwert der vorgeschlagenen Änderungen.

Was es Sinn macht

Die Gründe für "Cheffing" sind vielfältig. Oft sind sie in Schwächen oder Mängeln der Führungskräfte verwurzelt. Sei es durch unzureichende Entscheidungen, mangelnde Kompetenzen, defizitäre Kommunikation oder die fehlende Delegation von Aufgaben - Mitarbeiter sehen sich motiviert, Einfluss auf ihre Vorgesetzten zu nehmen, um die Qualität von Entscheidungsprozessen, das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Wann Vorsicht geboten ist

Obwohl "Cheffing" darauf abzielt, Veränderungen zum Besseren herbeizuführen, birgt es auch Risiken. Eine zu offensichtliche Beeinflussung kann die Autorität der Führungskraft untergraben und diese gegen den Angestellten aufbringen. Zudem kann es zu Unruhen innerhalb des Teams oder zu Neid unter Kollegen führen, wenn bekannt wird, dass ein Mitarbeiter "Cheffing" praktiziert. Ein weiteres Risiko liegt darin, dass durch das starke Engagement in der Führung von unten die eigenen Aufgaben vernachlässigt werden könnten.

Trotz dieser potenziellen Gefahren kann "Cheffing" erfolgreich sein, wenn es strategisch und mit Bedacht umgesetzt wird. Wichtige Elemente eines effektiven "Cheffing" umfassen das Aufbauen einer positiven Beziehung zur Führungskraft durch das Finden von Gemeinsamkeiten, das proaktive und beharrliche Vorbringen eigener Anliegen, Verlässlichkeit, die Anerkennung guter Leistungen des Chefs sowie das Anbieten von konstruktiven Lösungen statt lediglich Probleme anzuprangern.

"Cheffing" repräsentiert eine subtile und strategische Form der Beeinflussung, die das Potenzial hat, das Arbeitsumfeld positiv zu gestalten und die Zusammenarbeit zwischen Angestellten und Führungskräften zu stärken. Indem Mitarbeiter sich geschickt und einfühlsam engagieren, können sie dazu beitragen, eine produktive und positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, von der letztlich das gesamte Unternehmen profitiert.

Sorry, eine Führungskraft sollte führen können. Dass fast überall schlechter Leadership ein Problem ist, liegt auf der Hand. Als Mitarbeiter muss man sowohl operative als auch strategische Aufgaben unter einen Hut bringen und dann soll man sich auch noch kümmern, dass die Führungskraft einen guten Job macht?

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