Ein Onlinehändler wird erwachsen
Zalando beendet das Rücksende-Rodeo – ein längst überfälliger Schritt

| Natalie Oberhollenzer 
| 06.04.2025

Mit der zeitweisen Sperrung exzessiver Rücksender zieht Zalando erstmals eine klare Grenze. Der Kurswechsel markiert eine Abkehr vom früheren Wachstumsdogma – und zeigt, wie der Konzern Profitabilität und Verantwortung stärker in den Fokus rückt.


Erinnern wir uns kurz zurück: "Schrei vor Glück – oder schick’s zurück!" Das war einst der freche Werbeslogan von Zalando, der Online-Shopping zum lustvollen Sport machte. Bestellen, anprobieren, zurückschicken – kein Problem, alles Teil des Spiels. Fast schon eine Einladung zur Retouren-Party.

Und heute? Wer es mit dem Zurückschicken übertreibt, wird für ein Jahr gesperrt. Ein ziemlicher Turnaround könnte man sagen – aber vielleicht auch ein überfälliger.

Denn so sehr man das Rückgaberecht auch verteidigen will (und soll): Irgendwo hört der Spaß auf. Wer regelmäßig Pakete in Größenordnungen bestellt, bei denen man meinen könnte, er statte einen mittelgroßen Pop-up-Store aus, und dann 80 Prozent wieder zurückschickt, der nutzt kein Konsumentenrecht – der missbraucht es.

Zalando reagiert also – mit einer Art Denkpause. Kein Kaufverbot, kein Komplettausschluss, einfach ein "Bitte mal ein Jahr lang die Finger stillhalten." Und das trifft auch nur eine sehr kleine Gruppe.

Natürlich klingt das weniger sexy als "Schrei vor Glück". Aber vielleicht ist genau das der Punkt: Zalando ist keine wilde Start-up-Spielwiese mehr, sondern ein reifes Unternehmen mit Verantwortung – wirtschaftlich und ökologisch. Und dafür ist dieser Schritt genau richtig.

Wer fair shoppt, hat auch weiterhin nichts zu befürchten. Und wer Zalando als private Umkleidekabine benutzt? Der darf sich nicht wundern, wenn irgendwann das Licht ausgeht.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV