Ehemaliger Pokerstar berichtet
China: Sieben Tech-Erkenntnisse nach zwei Wochen im Land

| Redaktion 
| 02.04.2025

Im Westen wird oft über China gesprochen – sei es in Bezug auf wirtschaftliche Macht, geopolitische Spannungen oder technologische Fortschritte. Während die Volksrepublik in den Schlagzeilen präsent ist, bleibt unser Bild vom dortigen Leben relativ vage. Wayne Yap, Pokermillionär und Entrepreneur, gibt nach seinem Besuch vor Ort Einblick, wo ihn die Verknüpfung von Alltag und Innovation besonders beeindruckt hat.

Wayne Yap war zeitweise der erfolgreichste Pokerspieler aus Singapur und hat mit beachtlichen Turniererfolgen mehr als drei Millionen US-Dollar gewonnen. In den letzten Jahren ließ er den Pokertisch jedoch weitgehend hinter sich, um sich stattdessen Meditation, Reisen und Unternehmertum zu widmen.

Fünf Firmen hat er inzwischen übernommen, wobei er sich momentan vor allem auf KI-gestützte Lösungen zur Gewinnsteigerung für Businesskunden spezialisiert. Im März hielt sich Yap für zwei Wochen in China auf.

"Singapur ist berühmt für seine Fortschrittlichkeit. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was ich auf meiner Reise gesehen habe", schwärmt der Entrepreneur und teilt auf X (ehemals Twitter) sieben Tech-Offenbarungen aus der Volksrepublik mit seinen Followern.

Wir glauben, dass sich dadurch nicht nur aus touristischer Sicht ein spannender Einblick ergibt – schließlich könnte die eine oder andere Yap-Beobachtung irgendwann auch bei uns Einzug halten.

01
Alltägliche DeepSeek-Integration

Im Januar war DeepSeek hier noch eine wegweisende Schlagzeile – im Heimatland ist die Künstliche Intelligenz derweil längst ganz wortwörtlich wegweisend integriert: Baidu Maps, das chinesische Pendant zu Google Maps, greift bereits auf die Entwicklung zurück. "Es war schockierend, aber angenehm zu sehen, dass ich bei der Suche nach Essen einfach auf Ask DeepSeek drücken konnte und mir Orte empfohlen wurden."

02
Schnelles, günstiges Essen

Es geht nicht klar hervor, an welcher Stelle die Technik hier für beeindruckende Resultate sorgt, allerdings ist Wayne Yap von Preis und Geschwindigkeit chinesischer Essenslieferungen schlichtweg verblüfft. Für umgerechnet zwei Dollar hat er Mahlzeiten innerhalb von zehn Minuten erhalten, während ein Acht-Dollar-Gericht in einem stilechten Tontopf geliefert wurde.

03
Paotui

"Paotui" bedeutet wörtlich so viel wie "Beine laufen" und ist in unserem Kontext vor allem eine Art von Dienstleistung. Es handelt sich um einen Botendienst oder eine Laufbesorgung, bei der Personen über Apps wie Meituan oder ähnliche Plattformen beauftragt werden, alltägliche Aufgaben zu erledigen.

"Das hier ist meiner Meinung nach das Verrückteste... ", gibt Yap zu bedenken. "Du zahlst zwei bis vier Dollar, um jemanden anzuheuern, der über eine App Besorgungen für dich macht. Da sie Boni für Pünktlichkeit erhalten, sprinten die Fahrer acht Stockwerke hoch, nur um den Bonus von 0,28 Dollar zu bekommen. Ein weiterer gängiger Verwendungszweck ist es, jemanden zu engagieren, der für dich in der Schlange steht."

Diese Form von Dienstleistung ist in chinesischen Großstädten populär und wird oft als Teil der sogenannten "Gig Economy" oder "Lazy Economy" (Faulheitsökonomie) bezeichnet, da sie unliebsame, banale Alltagsaufgaben abnimmt. Es ist ein für User effizientes und kostengünstiges System, das stark auf mobile Technologie setzt.

04
Hochgeschwindigkeitszüge auf Steroiden

…nennt Yap die schnellsten Züge, die durch die Volksrepublik rasen und die 1300 Kilometer zwischen Peking und Shanghai in unter viereinhalb Stunden bewältigen. Bis 2035 möchte China einen Transfer unter drei Stunden zwischen jeder Großstadt des Landes ermöglichen.

05
Zimmerservice vom Roboter

Die hierzulande vor allem aus Supermärkten bekannten Roboter nehmen in China eine prominenter Rolle im Alltag ein und bieten Zimmerservice, die Überbringung von Bestellungen oder einen 24-Stunden-Supermarkt an.

06
In China wird geteilt

"Gemeinsame Fahrräder? Das ist 2020", stellt Wayne Yap fest. Seiner Erfahrung nach kann man sich in China im Jahre 2025 nahezu alles unkompliziert ausleihen, was gerade vonnöten sein könnte – von Regenschirmen über Basketbälle und Handy-Ladegeräte bis hin zu Mahjong-Tischen. "Das Verrückte daran ist, dass es das überall gibt", unterstreicht Yap den hohen Verbreitungsgrad entsprechender Sharing-Lösungen.

07
KI als Pflichtfach

"Falls Sie es noch nicht gehört haben: Bis zum 1. September 2025 ist jeder Schüler in China verpflichtet, bereits in der Grundschule KI zu lernen", behauptet Yap. "Vorgeschrieben. Ab dem Alter von 6 Jahren."

Und tatsächlich: KI wird dieses Jahr als Pflichtfach in den Lehrplan für Grund- und weiterführende Schulen integriert, beginnend in Peking. Pläne für eine landesweite Ausweitung bestehen.

Ein Fokus liegt bei jüngeren Schülern auf Einführungen in KI-Konzepte, während ältere Schüler praktische Anwendungen und später auch Themen wie Innovation und Ethik kennenlernen. Ziel ist eine Generation, die mit KI-Technologien seit Kindestagen vertraut ist, um Chinas Position als globaler Technologieführer zu stärken.

"Es wird immer deutlicher. Entweder man übernimmt die neue Technologie und KI oder man ist sein Geschäft los. Meine Überzeugung: In den nächsten 10 Jahren wird mehr Vermögen den Besitzer wechseln als in den letzten 100 Jahren", prognostiziert Wayne Yap.

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