Brain Drain aus den USA
Trumps Plemplem-Politik als Chance: Jetzt kluge Köpfe nach Europa holen

Von den USA in die EU – wer derzeit auf der Suche nach hoch qualifizierten Fachkräften ist, sollte einen Blick über den Atlantik werfen. Denn die jüngsten Kürzungen bei der Hochschulfinanzierung in den Vereinigten Staaten, die insgesamt schwieriger werdenden Forschungsbedingungen und das miserable politische Klima könnten für den europäischen Standort zur einmaligen Gelegenheit werden. 

"Aus unserer Sicht ist dies eine historische Chance, hochkarätige Talente aus den USA nach Europa zu holen", sagt Andreas Schwarzenbrunner, General Partner beim Wiener VC-Fonds Speedinvest dem Medienportal Trending Topics. Die Gründe: Kürzungen bei der Hochschulfinanzierung in den Vereinigten Staaten, schwieriger werdende Forschungsbedingungen – und jetzt auch noch Handelsbarrieren, die Investitionen ausbremsen. Das könnte etwa bei Ingenieur:innen, Entwickler:innen und Forscherinnen dazu führen, ihren Aufenthalt in den Staaten zu überdenken.

Wo Europa punkten kann

Europa hingegen punktet mit strukturellen Vorteilen: einer stabileren Forschungsförderung, einem hohen Anteil an MINT-Absolventen – und wachsendem Interesse internationaler Kapitalgeber. "Europa bietet idealen Boden für Innovation", so Schwarzenbrunner´, der sich im Nachsatz wünscht, dass Initiativen wie die Kapitalmarktunion endlich vorankommen

Freilich -  die negativen Folgen der verpeilten Trump-Politik sind nicht zu unterschätzen. Nach Trumps jüngsten Strafzöllen konterte China am Freitag mit einem Aufschlag von 34 Prozent auf US-Güter – ein weiterer Schritt in einem globalen Handelskonflikt, dessen Auswirkungen alle Märkte weltweit treffen.

Beschaffungsmärkte neu bewerten

Besonders betroffen: Hardware-Startups. "Auch wenn Halbleiter vorerst von den Zöllen ausgenommen sind, verteuern sich viele Komponenten – etwa industrielle Steuerungseinheiten oder Maschinenbauteile", erklärt Schwarzenbrunner. Vor allem der 25-Prozent-Zoll auf Aluminium sei problematisch.

Startups mit starkem US-Fokus geraten besonders unter Druck. "Wer viel Hardware in den USA verkauft, muss prüfen, ob sich Preise anheben lassen – oder ob Produktion und Beschaffung neu gedacht werden müssen."

Robustheit als Wettbewerbsvorteil

Viele europäische Startups seien aber laut Schwarzenbrunner heute deutlich stärker mit Asien vernetzt als mit den USA – und dadurch widerstandsfähiger. Wer seine Lieferketten diversifiziert habe, könne Auswirkungen abfedern.

Diese Resilienz dürfte künftig wichtiger werden – auch für Investoren. Zwar sei kein Rückzug aus Hardware-Investments zu erwarten, doch die Messlatte steige. "Es wird nicht nur auf das Produkt ankommen, sondern auf Stabilität, Flexibilität und Planbarkeit“, so der Investor. Robustheit werde zum neuen Wettbewerbsvorteil.

Eine breite Marktverwerfung erwartet Schwarzenbrunner dennoch nicht. Branchen wie Finanzdienstleistungen und Software seien bislang kaum betroffen. Was sich hingegen ändern dürfte, ist die Perspektive von Investoren. Fragen wie: Wie stark hängt das Geschäftsmodell vom US-Markt ab? Wie anfällig ist die Lieferkette? Sie dürften künftig zur Due Diligence gehören.

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