Mitgründer und Co-CEO des Fintech-Startups Mondu im Interview
Malte Huffmann: "Der B2B-BNPL-Markt stellt eine 200-Milliarden-Dollar-Chance in Europa und den USA dar"

Der digitale B2B-Zahlungsverkehr steht vor einem Wendepunkt. Während der E-Commerce im Endkundenbereich längst reibungslose Zahlungsprozesse bietet, hinkt der B2B-Sektor noch hinterher. Malte Huffmann hat sich mit seinem Fintech-Startup Mondu zum Ziel gesetzt, genau das zu ändern.

Der Serial Entrepreneur weiß, wovon er spricht: Als Mitgründer und Geschäftsführer brachte er bereits die lateinamerikanische E-Commerce-Plattform Dafiti erfolgreich an die Börse. Heute revolutioniert er mit Mondu den B2B-Zahlungsverkehr und macht dabei das, was er am besten kann – digitale Geschäftsprozesse neu denken und optimieren.

Im Interview mit LEADERSNET spricht Huffmann über seine Vision eines modernen B2B-Zahlungsverkehrs, die Herausforderungen beim Aufbau eines Fintechs in turbulenten Zeiten und darüber, wie seine Erfahrungen aus dem E-Commerce-Sektor ihm dabei helfen, die komplexe Welt der B2B-Zahlungen zu transformieren.

Der studierte Betriebswirt, der seine ersten unternehmerischen Sporen bei der Boston Consulting Group verdiente, gibt dabei auch Einblicke in die Erfolgsgeschichte von Mondu, das seit seiner Gründung 2021 das B2B-Payment-Segment aufmischt.

LEADERSNET: Herr Huffmann, Sie haben mit Mondu in nur wenigen Jahren über 120 Millionen US-Dollar an Finanzierung gesichert und sind in mehreren Märkten aktiv. Was war Ihrer Meinung nach der Schlüssel zu diesem schnellen Erfolg?

Malte Huffmann: Der Schlüssel zu unserem schnellen Erfolg liegt in drei grundlegenden Elementen. Erstens haben wir eine klare Marktlücke identifiziert – während sich B2C-Zahlungen stetig weiterentwickelt haben, ist der B2B-Zahlungsverkehr in der Vergangenheit steckengeblieben, was eine enorme Chance für Innovation darstellt. Zweitens bringen wir relevante Erfahrung mit. Durch den Aufbau und die Skalierung von Dafiti in Lateinamerika verstehen wir sowohl die Perspektive der Händler als auch die Komplexität des Operierens in herausfordernden Märkten.

Aber am wichtigsten war es, von Anfang an das richtige Team aufzubauen. Wir haben über 100 talentierte Fachkräfte mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen aus den besten Unternehmen im Tech-Bereich und darüber hinaus zusammengebracht. Während die Marktchance und unsere Erfolgsbilanz das anfängliche Vertrauen der Investoren sicherten, ist es die Umsetzungsfähigkeit unseres Teams, die uns ermöglicht, in europäische Märkte zu expandieren, Kunden zu gewinnen und das langfristige Vertrauen der Investoren zu behalten.

LEADERSNET: BNPL (Buy Now, Pay Later)-Lösungen sind im Endkundenbereich längst etabliert. Inwiefern ist der Bedarf im B2B-Segment anders – und warum hat es so lange gedauert, bis sich moderne Zahlungsoptionen durchsetzen?

Malte Huffmann: B2B BNPL unterscheidet sich grundlegend von BNPL im Endkundenbereich. Während es bei Konsumenten oft um Impulskäufe geht, dient B2B BNPL der Sicherung der Geschäftskontinuität und des Wachstums. Der B2B-Markt bietet dabei ein enormes Potenzial – wir schätzen allein für Europa und die USA ein Marktvolumen von 200 Milliarden Dollar. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass Unternehmen seit Jahrhunderten Factoring nutzen, um saisonale Schwankungen zu überbrücken und ihren Cashflow zu managen. Was sich jetzt ändert, ist die rasche Digitalisierung des B2B-Handels, die eine dringende Notwendigkeit schafft, diese traditionellen Offline-Zahlungsmethoden ins digitale Zeitalter zu überführen.

In Deutschland beispielsweise wünschen sich 95 Prozent der Unternehmen flexible Zahlungsziele für Online-Einkäufe, aber nur 45 Prozent der B2B-Webshops bieten diese Option an. Diese Lücke entsteht durch operative Komplexitäten und Zahlungsausfallrisiken, die Unternehmen davon abhalten, selbst BNPL anzubieten. Dank unserer robusten technischen und rechtlichen Infrastruktur, ausgefeilten Risikomodellierung und der friktionslosen Customer Journey können wir diese Lücke schließen und das enorme Potenzial im B2B-Handel erschließen.

LEADERSNET: Als Mitgründer von Dafiti haben Sie den lateinamerikanischen E-Commerce mitgestaltet. Welche Lehren aus dieser Zeit haben Ihnen beim Aufbau von Mondu geholfen?

Malte Huffmann: Unsere Erfahrungen bei Dafiti haben sich in mehrfacher Hinsicht als äußerst wertvoll erwiesen. Erstens haben wir gelernt, Komplexität zu managen – durch den Betrieb in vier verschiedenen lateinamerikanischen Märkten, den Umgang mit unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen und die Navigation durch herausfordernde makroökonomische Bedingungen mit hoher Inflation und hohen Zinssätzen. Diese Erfahrung ist besonders relevant für unsere heutige Tätigkeit im stark regulierten B2B-Zahlungsverkehr.

Zweitens haben wir bei Dafiti aus erster Hand die Bedeutung von Zahlungslösungen erfahren und sogar eigene Zahlungsmethoden für spezifische Märkte entwickelt. Und nicht zuletzt haben wir gelernt, wie man ein skalierbares Unternehmen mit nachhaltiger finanzieller Performance aufbaut und dabei ein starkes Team formiert, das große Ambitionen verfolgt. Diese Erkenntnisse waren entscheidend beim Aufbau von Mondu.

LEADERSNET: Mondu hat sich seit 2021 stark entwickelt, trotz eines herausfordernden VC-Marktes. Wie überzeugen Sie Investoren, in B2B-Payments zu investieren?

Malte Huffmann: Was Investoren überzeugt, ist unsere Kombination aus Marktpotenzial und Umsetzungsfähigkeit. Der B2B-BNPL-Markt stellt eine 200-Milliarden-Dollar-Chance in Europa und den USA dar, deutlich größer als der B2C-BNPL-Markt. In einem Umfeld mit hoher Inflation und steigenden Zinsen wird unser Produkt sogar noch attraktiver, da Unternehmen flexible Zahlungslösungen für ihr Working Capital benötigen.

Wir können dies durch starke Wachstumskennzahlen belegen – Händler, die unsere Lösung nutzen, verzeichnen eine Steigerung der Konversionsrate um 21 Prozent und ein Wachstum der Warenkorbgrößen um 25 Prozent. Zusätzlich gibt unsere Erfolgsbilanz beim Aufbau und der Skalierung von Unternehmen in herausfordernden Wirtschaftslagen, wie bei Dafiti in Lateinamerika, den Investoren Vertrauen in unsere Umsetzungsfähigkeit.

LEADERSNET: B2B-Zahlungen drehen sich um hohe Summen und lange Zahlungsziele. Wie schafft es Mondu, das Vertrauen von Käufern und Verkäufern zu gewinnen?

Malte Huffmann: Vertrauen schaffen wir durch unseren umfassenden Ansatz im Risikomanagement und Kundenservice. Wir haben bewusst unsere Risikofähigkeiten intern aufgebaut, mit einem Team von über 20 Expert:innen in den Bereichen Data Science, Risikoanalyse und Engineering, geleitet von unserem CRO, der umfangreiche Erfahrung von ABN AMRO mitbringt.

Unsere Decision Engine ist mit mehreren Datenanbietern verbunden und nutzt Machine-Learning-Modelle für Echtzeit-Bonitätsprüfungen, wodurch wir Genehmigungsraten von über 90 Prozent bei gleichzeitig starkem Risikomanagement erreichen. Für Verkäufer eliminieren wir das Ausfallrisiko durch sofortige Auszahlung, während Käufer von flexiblen Zahlungszielen profitieren. Dies schafft eine Win-Win-Situation, in der sich beide Parteien auf ihr Geschäftswachstum konzentrieren können, statt sich Sorgen um Zahlungsrisiken zu machen.

LEADERSNET: Mondu hat sich seit seiner Gründung 2021 schnell entwickelt. Wie positioniert sich Ihr Unternehmen im Vergleich zu anderen Fintechs und was macht Mondu einzigartig?

Malte Huffmann: Was Mondu auszeichnet, ist unser umfassender Ansatz im B2B-Zahlungsverkehr und unsere starke europäische Präsenz. Als einziger europäischer B2B-BNPL-Anbieter mit eigener E-Geld-Lizenz können wir nahtlos in allen EU-Märkten und Großbritannien operieren und sowohl Händler als auch Marktplätze über alle Vertriebskanäle – online wie offline – bedienen.

Unsere Lösung sticht in drei Kernbereichen hervor. Erstens bieten wir branchenführende Genehmigungsraten mit Echtzeit-Entscheidungen für Käufe bis zu 1 Million Euro. Zweitens bieten wir die umfassendste Palette an Zahlungsoptionen am Markt, von 30–90-Tage-Rechnungskauf über flexible Ratenzahlungen in drei, sechs oder zwölf Monaten bis hin zu unserem innovativen Digital Trade Account, der mehrere Bestellungen in eine einzige aufgeschobene Zahlung bündelt.

Letztendlich geht es uns nicht nur um kurzfristige Finanzierung; wir digitalisieren den gesamten B2B-Zahlungsprozess. Durch die Kombination der beliebtesten B2B-Zahlungsmethoden mit flexiblen Konditionen, Echtzeit-Entscheidungen und nahtloser Integration über alle Kanäle schaffen wir ein außergewöhnliches Zahlungserlebnis, das das Umsatzwachstum unserer Händler fördert und gleichzeitig Cashflow-Stabilität und finanzielle Planbarkeit für Käufer und Verkäufer gewährleistet. Dieser umfassende Ansatz zur Digitalisierung des B2B-Zahlungsverkehrs unterscheidet uns im Markt und ermöglicht unseren Kunden, ihr Geschäft effizient zu skalieren.

LEADERSNET: Banken und etablierte Zahlungsdienstleister dominieren den B2B-Bereich seit Jahrzehnten. Gibt es eher Widerstand oder Interesse an Kooperationen mit Fintechs wie Mondu?

Malte Huffmann: Wir sehen tatsächlich ein wachsendes Interesse an Kooperationen statt Widerstand. Traditionelle Finanzinstitute erkennen, dass die Digitalisierung des B2B-Zahlungsverkehrs unausweichlich ist, und viele suchen die Zusammenarbeit mit Fintechs, um ihre Innovation zu beschleunigen. Dies zeigt sich beispielsweise in unserer Fremdfinanzierungspartnerschaft mit der VVRB Bank.

Große Zahlungsnetzwerke wie Visa und Mastercard haben sowohl B2B als auch BNPL als wichtige Wachstumsbereiche identifiziert und unterstützen die Entwicklung gemeinsamer Lösungen. Der Markt ist groß genug für mehrere Akteure, und wir sind überzeugt, dass die Zukunft in der Zusammenarbeit liegt, bei der traditionelle Institute und Fintechs ihre jeweiligen Stärken einbringen, um Unternehmen besser zu bedienen.

LEADERSNET: Die EU hat über 23 Millionen KMUs, die auf flexible Zahlungsoptionen angewiesen sind. Welche Märkte sind für Mondu besonders attraktiv und was sind die größten Herausforderungen bei der Expansion?

Malte Huffmann: Wir sehen Wachstumschancen in allen europäischen Märkten, besonders, da sich der B2B-Handel nach der Pandemie weiter digitalisiert. Wir haben uns bereits erfolgreich von unserem Ausgangsmarkt Deutschland nach ganz Europa expandiert und bedienen Käufer in mehr als 30 Ländern. Die größte Herausforderung bei der Expansion liegt nicht in der Marktnachfrage – flexible Zahlungsziele sind in allen Märkten gefragt – sondern in der Anpassung an lokale regulatorische Anforderungen und dem Aufbau von Vertrauen in jedem neuen Markt.

Wir begegnen dem mit einem sorgfältig durchdachten, strategischen Expansionsansatz und stellen sicher, dass wir über die richtige lokale Expertise und Partnerschaften verfügen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Unternehmen marktübergreifend dasselbe suchen: flexible Zahlungslösungen, die ihnen helfen, ihren Cashflow zu managen und ihre Geschäftstätigkeit zu skalieren.

LEADERSNET: Blicken wir in die Zukunft: Wo sehen Sie Mondu und den B2B-Zahlungsverkehr im Jahr 2030? Welche Trends und Technologien werden Ihrer Meinung nach die Branche prägen?

Malte Huffmann: Wir sehen drei wesentliche Trends, die die Zukunft des B2B-Zahlungsverkehrs prägen werden. Erstens wird Embedded Finance zunehmend an Bedeutung gewinnen, wobei Zahlungen nahtlos in die Software und Plattformen integriert werden, die Unternehmen für ihre Geschäftstätigkeit nutzen. Zweitens wird KI die Payment Journey weiter transformieren und sophistiziertere Risikobeurteilungen sowie personalisierte Zahlungserlebnisse ermöglichen.

Und schließlich erwarten wir eine stärkere Demokratisierung von Finanzdienstleistungen, die fortschrittliche Zahlungs- und Finanzierungslösungen für Unternehmen aller Größenordnungen zugänglich macht. Bis 2030 sehen wir Mondu als umfassende Plattform, die eine vollständige Suite von Zahlungs- und Finanzdienstleistungen für B2B-Unternehmen anbietet und ihnen ermöglicht, schnell und sicher über alle Kanäle und Märkte hinweg zu wachsen.

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