Erster Testflug abgebrochen
Isar Aerospace: Spectrum-Rakete bleibt am Boden

Geht es um private Raumfahrtunternehmen, ist meist von Elon Musks SpaceX und gelegentlich von Blue Origin unter Jeff Bezos die Rede. In Deutschland gibt es keinen Multimilliardär, der sich aktiv für den Weg zu den Sternen begeistert – also entfällt er hierzulande auf drei Ingenieure, die Isar Aerospace gegründet haben. Die für Montagmittag angesetzte Testflug-Premiere musste sich kurz vor dem Launch jedoch dem norwegischen Wind beugen.

Daniel Metzler, Josef Fleischmann und Markus Brandl haben sich an der Technischen Universität München kennengelernt und Isar Aerospace vor sieben Jahren ins Leben gerufen. Im nahegelegenen Ottobrunn wurde der Firmensitz eingerichtet und das Ziel anvisiert, kosteneffiziente Trägerraketen zu entwickeln.

Davon sollen besonders Akteure profitieren, die kleinere Satelliten in den Orbit schicken möchten und andernfalls womöglich keine Gelegenheit dazu bekommen würden. Isar Aerospace sieht sich als erste vollständig privat finanzierte, europäische Lösung zur Deckung der wachsenden weltweiten Nachfrage in diesem Bereich. Investoren wie Lakestar, Earlybird und Airbus Ventures tragen entscheidend zur Realisierung bei.

"Indem wir den Zugang zum Weltraum ermöglichen, tragen wir zum Fortschritt der Menschheit und zu einer nachhaltigen technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung unseres Planeten bei", heißt es von offizieller Seite.

Mit Spectrum zu den Sternen

Im Mittelpunkt dieser Bemühungen steht die zweistufige Trägerrakete namens Spectrum, die 28 Meter hoch, zwei Meter im Durchmesser breit und für eine Traglast von bis zu 1000 Kilogramm ausgelegt ist.

"Unser Engineering folgt einem rein datengesteuerten Ansatz. Konstruktionsentscheidungen basieren auf der Leistung auf Systemebene. Auf diese Weise erreichen wir höchste Kosteneffizienz und können unseren Kunden wettbewerbsfähige Preise anbieten", schildert man bei Isar Aerospace.

Am Montagmittag war es Zeit für Spectrum, die Theorie zu verlassen und sich der Praxis zu stellen: Auf X (ehemals Twitter) bestätigte Isar Aerospace den vorher nur grob eingegrenzten Starttermin vom Andøya Spaceport in Norwegen. Der erste Testflug für das bayerische Startup stellte auch Kontinentaleuropa den ersten Launch einer orbitalen Trägerrakete in Aussicht.

Testflug muss verschoben werden

Erfahrungsgemäß geht das Launch-Debüt eines Raumfahrtunternehmens mit einer beeindruckenden Explosion einher, sodass Isar Aerospace vorab gewiss keine überzogen anmutenden Erwartungen an den Start gestellt hat.

So hoffte Mitgründer Daniel Metzler dem Handelsblatt gegenüber vorab, dass Spectrum "idealerweise im Flug explodiert und nicht am Startplatz", da das Launchpad ein sehr empfindlicher Kostenfaktor sei.

Letztlich ist die Startrampe in der Tat unbeschädigt geblieben: Wegen ungünstiger Winde wurde das Vorhaben gegen 13:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit abgebrochen. Gemeinsam mit dem Team des Andøya Spaceport suche man derzeit nach einem neuen Zeitfenster für einen Launch.

Während sich zur Spectrum-Rakete also keine konkreten Rückschlüsse sammeln ließen, wurde am Montag zumindest deutlich, dass Isar Aerospace in puncto Präsentation noch Aufholarbeit vor sich hat: In sozialen Medien wurde schon vor dem letztlich abgebrochenen Testflug moniert, dass kein Livestream des keinesfalls alltäglichen Ereignisses zur Verfügung gestellt wurde. Insbesondere SpaceX versteht es mustergültig, Menschen durch stundenlange Bewegtbildbegleitung für die eigenen Missionen zu begeistern.

So zum Beispiel im vergangenen Oktober, als es dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk erstmals gelang, die rund 70 Meter hohe Raketenstufe Super Heavy Booster mittels mechanischer Arme wieder an der Startrampe landen zu lassen. Auch Isar Aerospace möchte langfristig wiederverwendbare Raketenstufen einsetzen.

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