Das Comeback der Zeppeline
Mit dem Luftschiff zum Nordpol: OceanSky Cruises plant Luxus-Abenteuer am Polarkreis

Einsteigen, abheben, entschleunigen: OceanSky Cruises will die Ära der Luftschifffahrt neu aufleben lassen – und das mit einem spektakulären Ziel. In wenigen Jahren soll ein luxuriös ausgestattetes Luftschiff zahlungskräftige Abenteurer direkt zum Nordpol bringen. Preis: rund 200.000 Euro pro Kabine.

Was wie ein Rückblick auf die Zeiten der "Graf Zeppelin" klingt, ist in Wahrheit ein Zukunftsprojekt mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation. Das schwedische Unternehmen OceanSky Cruises plant, in drei bis vier Jahren regelmäßige Flüge ab Spitzbergen zum nördlichsten Punkt der Erde anzubieten – zunächst einmal wöchentlich zwischen März und Oktober. Rund 200.000 Euro kostet die zweitägige Reise für zwei Personen.

Das Konzept richtet sich an eine hochkarätige Zielgruppe: "Piloten, Menschen aus der Luftfahrt, Unternehmer, Manager – alle, die schon viel gereist sind und einen Ort suchen, an dem kaum jemand war“, sagt der im Kurier Freizeit zitierte Marketingdirektor Gonzalo Gimeno. Der symbolträchtige Nordpol sei dabei nicht zufällig gewählt: Bereits 1926 überquerte der norwegische Polarforscher Roald Amundsen mit einem Luftschiff die Arktis – ein historisches Kapitel, das OceanSky nun fortschreiben will.

Schweben statt hetzen – mit Gourmetküche und Panoramablick

An Bord erwartet die Passagiere ein Reiseerlebnis jenseits klassischer First-Class-Standards. Weitläufige Lounges im skandinavischen Design, große Fenster – teils sogar zu öffnen –, ein eigenes Restaurant mit Gerichten von Starkoch Jesper Vollmer (u.a. zehn Jahre Hofkoch der dänischen Königsfamilie), Bar, Lift, Yoga-Raum und Projektionsflächen für Destinationseinblicke: Das Luftschiff wird zum fliegenden Luxushotel. Selbst Snowbikes und Fatbikes sind für Aktivitäten auf dem Eis mit an Bord.

Ganz schön stylisch, oder?

© Oceansky Cruises

Die Kabinen stehen nicht unter Druck, was mehr Raum und Komfort erlaubt. Auch technisch punktet das Konzept: Moderne Luftschiffe wie das von OceanSky verbrauchen lediglich 51 Gramm CO₂ pro Passagier und Kilometer – im Vergleich zu 204 Gramm bei Flugzeugen. Der Aufstieg auf bis zu 3.000 Meter erfolgt mit maximal 111 km/h – lautlos und stabil. "Das ist eines der effizientesten Transportmittel der Welt", so Gimeno.

Historisches Ziel, moderne Vision

Der Nordpol ist dabei mehr als nur Ziel – er steht für den Wendepunkt im globalen Klimawandel. "Hier zeigt sich die Erderwärmung am deutlichsten", betont Gimeno. OceanSky will mit seinem Angebot ein Zeichen für alternative Formen des Reisens setzen. Und es soll nicht bei der Arktis bleiben: Eine exklusive „Capricorn-Safari“ über Namibia, Botswana und die Victoriafälle ist bereits in Planung. Ob das alles wirklich unter die Kateogie nachhaltig und umweltfreundlich fällt, sei dahingestellt.

Auch die Schweiz setzt auf fliegenden Luxus

OceanSky ist nicht allein. Auch das Schweizer Start-up AirYacht arbeitet an einem Hybrid aus Yacht und Luftschiff. Ursprünglich sollte sich die Gondel abkoppeln und auch auf dem Wasser nutzen lassen. Inzwischen verfolgt das Unternehmen ein kompakteres Konzept mit fest integriertem Salon, Aufzug und Platz für mehr Passagiere. Wann der Erstflug erfolgt, ist noch offen.

Investorenreise mit Symbolkraft

OceanSky sieht sich nicht primär als Luxusreiseanbieter, sondern als Innovationsplattform. Ziel ist es, Luftschiffe langfristig auch für Güterverkehr und Passagiertransporte in abgelegene Regionen einzusetzen – mit minimaler Infrastruktur. Um die dafür notwendigen Investoren zu gewinnen, dient die Nordpol-Reise als Aushängeschild: "Luxus ist der Beweis, dass der Markt bereit ist."

Blick zurück: Vom Zeppelin zur Zukunft

Bereits in den 1930er-Jahren waren Luftschiffe Inbegriff exklusiven Reisens. Die Hindenburg überquerte in nur 60 Stunden den Atlantik – schneller als jedes Kreuzfahrtschiff. Doch das Unglück von 1937, bei dem das mit Wasserstoff gefüllte Luftschiff in Lakehurst explodierte, beendete die Ära abrupt. 35 Menschen kamen ums Leben, das Bild des brennenden Giganten ging um die Welt.

Heute ist die Technik eine andere. Moderne Luftschiffe setzen auf Helium, verwenden synthetische Materialien und kugelsichere Außenhüllen. "Die Titanic sank – Schiffe fahren trotzdem. Doch das Hindenburg-Desaster war der erste gefilmte Luftfahrtunfall überhaupt. Das hat sich eingebrannt", so Gimeno.

https://airyacht.ch

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