Zehn Jahre nach Flug 4U9525
Germanwings-Absturz verändert Europas Flugregeln

| Redaktion 
| 24.03.2025

Zehn Jahre nach dem Absturz von Flug 4U9525 werfen neue Sicherheitsvorschriften und psychologische Eignungstests ein anderes Licht auf die Luftfahrtbranche. Der Fall des Co-Piloten Andreas Lubitz hat die gesamte Branche erschüttert – und nachhaltige Konsequenzen ausgelöst. Was seither verändert wurde und warum ein zweiter Fall Lubitz heute unwahrscheinlicher denn je ist.

Der Germanwings-Absturz von Flug 4U9525 jährt sich zum zehnten Mal – ein Ereignis, das sich tief ins kollektive Gedächtnis der Luftfahrtbranche eingebrannt hat. Der gezielte Crash durch Copilot Andreas Lubitz am 24. März 2015 gilt als Zäsur mit weitreichenden Folgen für Sicherheitskonzepte, Pilotenprüfung und das Vertrauen in die gesamte Branche.

Was hat Flug 4U9525 in der Luftfahrt ausgelöst?

Die europäische Luftfahrtindustrie reagierte auf die Katastrophe mit einem umfassenden Maßnahmenpaket. Zentraler Fokus: die medizinisch-psychologische Überprüfung von Pilot:innen sowie die Schaffung neuer Kontrollmechanismen zur Früherkennung psychischer Erkrankungen.

Wichtige Änderungen im Überblick:

  • Zentrale flugmedizinische Datenbank seit 2016, um "Ärzte-Hopping" zu unterbinden

  • Neue EASA-Vorgaben mit Fokus auf psychische Gesundheit bei Medicals

  • Verdachtsunabhängige Substanztests (Alkohol, Drogen, Medikamente) vor dem Flug

  • Erweiterte Hilfeprogramme für psychisch belastete Crewmitglieder

  • Lufthansa-Regelung: Medical-Pflicht nach drei Wochen Krankenstand

  • AntiSkid-Programm auch für psychische Krisen geöffnet

  • Zwei-Personen-Regel im Cockpit wieder abgeschafft

  • Piloten-Schweigepflicht bleibt bestehen – trotz Kritik

Können medizinische Checks einen Absturz verhindern?

Die Kernfrage bleibt: Wie lässt sich das Risiko mental instabiler Pilot:innen erkennen – und entschärfen? Die Antwort ist vielschichtig. Zwar bleibt das medizinische Tauglichkeitszeugnis Voraussetzung für den Flugdienst, doch wie der Fall Lubitz zeigt, kann es leicht umgangen werden.

Um diese Lücken zu schließen, wurden 2016 in Deutschland – und später europaweit – neue Regelungen eingeführt. Ärzt:innen erhalten seither Zugriff auf frühere Befunde, wodurch ein bewusstes Verschweigen von Diagnosen oder parallele Arztbesuche ("Ärzte-Hopping") erschwert wird.

Neu seit 2020:
Die sogenannte ADM-Kontrolle (Alkohol, Drogen, Medikamente) erfolgt stichprobenartig vor dem Abflug – unter ärztlicher Aufsicht. Auch das verbessert die Sicherheit, ersetzt aber keine psychologische Beurteilung.

Lufthansa und ihre Lehren aus Flug 4U9525

Der Lufthansa-Konzern als Muttergesellschaft von Germanwings hat eigene Standards etabliert, die über gesetzliche Anforderungen hinausgehen. Pilot:innen müssen bereits nach drei Wochen Krankenstand ein neues Medical vorlegen – ein deutlich früherer Zeitpunkt als gesetzlich vorgesehen.

Zudem wurde der Zugang zu freiwilligen Hilfsprogrammen massiv vereinfacht. Das ursprünglich auf Suchtprobleme fokussierte "AntiSkid"-Programm unterstützt heute auch Kolleg:innen mit psychischen Belastungen. Der klinische Psychologe Gerhard Bühringer schätzt, dass jährlich bis zu 120 Pilot:innen erfolgreich betreut werden – mit einer Rückkehrrate in den aktiven Flugdienst von rund 90 Prozent.

Warum wurde die Zwei-Personen-Regel wieder aufgehoben?

Wie aero.de berichtet, ist die Rückkehr zu einer reinen Ein-Personen-Cockpitbesetzung nach umfangreicher Sicherheitsbewertung erfolgt. Unmittelbar nach dem Absturz hatte die EASA festgelegt, dass sich zu jedem Zeitpunkt zwei Personen im Cockpit befinden müssen. Doch wie sich später zeigte, führte das zu neuen Schwachstellen:

  • Häufigeres Öffnen der gepanzerten Cockpittür

  • Mehr Möglichkeiten für unbefugten Zugang

  • Erhöhtes Risiko bei unvorhergesehenem Verhalten

Nach einer Sicherheitsbewertung wurde die Regel im Einvernehmen mit dem Bundesverkehrsministerium und dem Branchenverband BDL wieder aufgehoben. Heute gelten andere Sicherheitsmechanismen als effektiver.

Bleibt die Schweigepflicht ein Risiko?

Trotz Empfehlungen der französischen Unfallermittler der BEA blieb die ärztliche Schweigepflicht in Deutschland unangetastet. Piloten müssen selbst einschätzen und melden, ob sie flugtauglich sind – auch bei schwerwiegenden Diagnosen.

Fliegerärzte sehen das kritisch: Lange Bearbeitungszeiten beim Luftfahrtbundesamt, wenn es um die Wiederzulassung geht, belasten Betroffene zusätzlich. Dennoch bleibt die Verantwortung für die Flugtauglichkeit beim Personal selbst.

Wie steht es heute um die psychische Gesundheit im Cockpit?

Die große Lehre aus Flug 4U9525 ist: Sicherheit beginnt mit Vertrauen – in Systeme, Institutionen und Menschen.

VC-Sprecher Frank Blanken bringt es auf den Punkt:
"Ein zweiter Fall Lubitz ist aus meiner Sicht sehr unwahrscheinlich. Es bleibt unser Ziel, das System so sicher wie möglich zu machen."

Fazit: Mehr Sicherheit, aber kein Null-Risiko

Auch zehn Jahre nach dem Germanwings-Absturz gibt es keine absolute Garantie gegen extreme Einzelfälle. Doch der Maßnahmenkatalog seit 2015 hat die fliegerärztliche Kontrolle professionalisiert, das Gefährdungsbewusstsein erhöht und Hilfsstrukturen etabliert, die früher und effektiver greifen.

Die europäische Luftfahrt hat reagiert – und sendet ein klares Signal: Psychische Gesundheit ist kein Tabu mehr im Cockpit.

Nur so ein Gedanke
Das jemand der eine Physische Vorkrankheit hatte und aussortiert wurde trotz allem von Lufthansa wieder eigestellt wurde kann mann gar nicht glauben ( schon gar nicht als Pilot )oder halte ich gar für unmöglich......es sei den ........jemand hat da einen guten Bekannten der nachgeholfen hat....bei der Wiedereinstellung.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV