Zwei aufeinanderfolgende Jahre mit sinkendem Bruttoinlandsprodukt hat es zuletzt in den Jahren 2002 und 2003 gegeben. "Konjunkturelle und strukturelle Belastungen standen im Jahr 2024 einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung im Wege", erläuterte Destatis-Präsidentin Ruth Brand am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin.
Hinsichtlich dieser Belastungen schilderte sie: "Dazu zählen zunehmende Konkurrenz für die deutsche Exportwirtschaft auf wichtigen Absatzmärkten, hohe Energiekosten, ein nach wie vor erhöhtes Zinsniveau, aber auch unsichere wirtschaftliche Aussichten.“
Wohnungen: Rückgang, auf den man bauen kann
Als Sorgenkinder erweisen sich angesichts der jüngsten Destatis-Berechnungen die Baubranche und das verarbeitende Gewerbe. In ersterer nahm die Bruttowertschöpfung gegenüber dem Vorjahr 3,8 Prozent ab, wobei Destatis vor allem auf hohe Baupreise und Zinsen zurückführt, dass weniger Wohngebäude errichtet wurden. Auch das Ausbaugewerbe ist von Produktionsrückgängen betroffen.
Die anfallenden Baukosten wirken sich ebenso auf die dahingehenden Investitionen (- 3,5 Prozent) aus, wobei der Wohnungsbau durch sein viertes Minus in Folge besonders negativ hervorsticht. Damit zusammenhängend sind in notwendiges Equipment wie Maschinen, Geräte oder Fahrzeuge sogar 5,5 Prozent weniger Geld geflossen als 2023.
Beim verarbeitenden Gewerbe sank die Bruttowertschöpfung verglichen mit dem Vorjahr um runde drei Prozent. Als größte Treiber dieser wenig wünschenswerten Entwicklung identifiziert das Statistische Bundesamt den Maschinenbau und die Automobilbranche.
Dienstleistungen: Positiver Trend keinesfalls universell
Dem Dienstleistungsbereich dagegen gelingt es, insgesamt ein Plus von 0,8 Prozent vorzuweisen. Aufgrund der Vielfalt von Dienstleistungen fallen die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr jedoch keineswegs einheitlich aus: Speziell der Wirtschaftsbereich Information und Kommunikation (+ 2,5 Prozent Bruttowertschöpfung) und die Sparte Erziehung und Unterricht sowie Gesundheitswesen (+ 1,6 Prozent) tragen zur Entwicklung bei.
Der Einzelhandel und Anbieter von Verkehrsdienstleistungen liegen ebenfalls im Plus. Weniger vom unterm Strich positiven Trend merken Dienstleister im zusammengefassten Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe. Demnach konnten sowohl der Kfz- und Großhandel als auch die Gastronomie nicht so viel wie im Vorjahr erwirtschafteten.
Konsum: Weniger Kleidung, Gastronomie und Hotels
Ein Umstand, der besonders bei einem näheren Blick auf die Konsumausgaben innerhalb der Bevölkerung deutlich wird: Mit einem Minus von 4,4 Prozent gaben private Haushalte deutlich weniger für Gastronomie- und Beherbergungsdienstleistungen als noch 2023 aus. Bekleidung und Schuhe gingen preisbereinigt um 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr über die Ladentheke.
Gerade die Bereiche Gesundheit (+2,8 Prozent) und Verkehr (+2,1 Prozent) haben jedoch ihren Anteil daran, dass die privaten Konsumausgaben 2024 insgesamt um immerhin 0,3 Prozent gestiegen sind. Dass dieser Wert angesichts eines neuen Beschäftigungshöchststands – im Jahresdurchschnitt hatten 46,1 Millionen Menschen einen Arbeitsort in Deutschland – nicht größer ausfällt, kann auf "die sich abschwächende Teuerung und Lohnerhöhungen für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer" zurückgeführt werden, wie Destatis schreibt.
Spendabler Sozialstaat?
Ausgabefreudiger hat sich unterdessen der Staat selbst gezeigt: Dessen preisbereinigte Konsumausgaben stiegen gleichzeitig um 2,6 Prozent gegenüber 2023, was in erster Linie an "merklich gestiegenen sozialen Sachleistungen" liege. Mehr in Krankenhausbehandlungen, Medikamente und Pflege geflossenes Geld, auch zusammenhängend mit „Änderungen in der Sozialgesetzgebung im Bereich der Jugend- und Eingliederungshilfe“.
Daneben führen eine geringere Ausfuhr von elektrischen Ausrüstungen, Maschinen und Kraftfahrzeugen in puncto Waren und Dienstleistungen zu einem Exportminus von 0,8 Prozent bei parallel gestiegenen Importen von 0,2 Prozent.
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