Rekordgehälter für Topmanager
Dax-CEOs kassieren bis zu 19 Millionen Euro

| Redaktion 
| 14.04.2025

Die Spitzengehälter im Dax steigen wieder kräftig: Während die Gewinne der Konzerne kaum wuchsen, legten die Bezüge der Vorstandschefs im Jahr 2024 im zweistelligen Prozentbereich zu. Besonders ein CEO ragt mit fast 19 Millionen Euro heraus – und löst damit erneut eine hitzige Debatte über Angemessenheit und Transparenz aus.

Wie das Handelsblatt berichtet, ist die Vergütung der Vorstandsvorsitzenden der 40 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland im Jahr 2024 stark angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Gehälter der Dax-CEOs laut einer Analyse des Handelsblatt Research Institute im Schnitt um über zehn Prozent – ein Anstieg, der weit über der allgemeinen Lohnentwicklung liegt. Während manche Chefs deutlich mehr verdienten, mussten andere starke Einbußen hinnehmen.

Spitzengehälter trotz stagnierender Gewinne

Obwohl die aggregierten Nettogewinne der Dax-Unternehmen nur um rund ein Prozent zulegten, kletterten die Gesamtvergütungen der Vorstandsvorsitzenden deutlich: Im Durchschnitt lag das Jahresgehalt bei rund 6,3 Millionen Euro. Fünf CEOs knackten die Zehn-Millionen-Marke. An der Spitze steht SAP-Chef Christian Klein mit einer Gesamtvergütung von knapp 19 Millionen Euro – ein Plus von über 160 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Er profitierte dabei vor allem von langfristigen Bonuszahlungen sowie der starken Aktienkursentwicklung seines Unternehmens.

Knapp dahinter folgt Vincent Warnery, Vorstandschef von Beiersdorf, der sich seine Vergütung im Vergleich zu 2023 fast verfünffachte. Grund dafür ist ein Langfristbonus in Höhe von über zehn Millionen Euro, der sich auf seine Leistungen seit 2021 bezieht. Auf Platz drei findet sich Mercedes-Benz-CEO Ola Källenius, dessen Bezüge trotz leichtem Rückgang bei rund 12,5 Millionen Euro lagen.

Kritik an Asymmetrie und Systemschwächen

Die Diskrepanz zwischen Gewinnwachstum und Gehaltssteigerungen sorgt für Kritik – sowohl von Aktionärsvertretern als auch aus der Wissenschaft. „Der Damm ist gebrochen. Die bisherige Obergrenze von zehn Millionen Euro wird zunehmend überschritten“, warnt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Vergütungssysteme seien einseitig auf Kurssteigerungen ausgelegt, würden jedoch bei Rückschlägen kaum nach unten regulieren.

Auch Michael Wolff, Professor für Management und Controlling an der Universität Göttingen, hält viele Zielsysteme für zu wenig ambitioniert. Es sei „verwunderlich, dass die Zielerreichungsgrade im Schnitt über 100 Prozent liegen“, so der Experte. Eine systematische Überprüfung durch die Aufsichtsräte sei überfällig.

Unterschiede zwischen den Konzernen

Während einige Vorstandschefs auf Rekordsummen kamen, mussten andere deutliche Gehaltseinbußen hinnehmen. So verdienten etwa Merck-CEO Belen Garijo und BMW-Chef Oliver Zipse rund ein Drittel weniger als im Vorjahr. Am unteren Ende der Vergütungsskala steht erneut Hans-Dieter Pötsch von der Porsche-Holding mit etwa 1,4 Millionen Euro Jahresgehalt.

Auffällig bleibt, dass die weiblichen Dax-CEOs bislang nicht zu den Topverdiener:innen zählen. Neben Garijo sind dies Karin Radström (Daimler Truck) und Bettina Orlopp (Commerzbank), die allerdings erst seit Kurzem im Amt sind.

Laut des Berichts des Handelsblatts (Link), das die Datenanalyse des Handelsblatt Research Institute zugrunde legt, stehen die Gehaltssysteme in 18 der 40 Dax-Konzerne auf der Agenda der diesjährigen Hauptversammlungen – ein deutliches Zeichen für steigende Sensibilität bei Investoren.

Pay for Performance auf dem Prüfstand

Die hohe Kopplung der Gehälter an den Aktienkurs bringt eine strukturelle Problematik mit sich: In Boomzeiten profitieren Vorstände überproportional – in Krisenzeiten bleibt eine vergleichbare Abwärtskorrektur aber häufig aus. Für Tüngler ist klar: „Pay for Performance muss heißen, dass die Vergütungen in schlechten Zeiten sinken.“

Bleibt abzuwarten, wie sich die Aufsichtsräte künftig positionieren. Denn eines ist sicher: Die Diskussion über angemessene Vergütungen im Topmanagement ist noch lange nicht abgeschlossen.

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