Seine Aufgabe des Trainerpostens an der Anfield Road hatte der 57-jährige bereits im Januar publik gemacht und den Schritt vor allem mit fehlender Energie für eine abermalige Spielzeit im Amt begründet. Klopp übernahm den englischen Traditionsverein im Oktober 2015 und führte ihn sukzessive zurück in die Spitze des europäischen Fußballs; unter anderem fallen ein Champions-League-Gewinn und der erste Meistertitel des Vereins seit 1990 in seine Ära.
Im Zuge seines Weggangs versprach Klopp, dass er nie wieder einen anderen englischen Verein als den FC Liverpool trainieren würde. Erst im Juli schloss er im Rahmen eines Trainerkongresses zudem (weitgehend) aus, überhaupt noch einmal auf einen entsprechenden Posten zurückzukehren. Und tatsächlich wird er sich unter dem Dach von Red Bull weder für Leipzig noch Salzburg oder New York an der Seitenlinie mit Offiziellen anlegen: Ab Mittwoch, 01. Januar 2025 ist Klopp neuer Head of Global Soccer.
Das umfasst Klopps neue Stelle
Als solcher soll Klopp das internationale Netzwerk der Fußballclubs des für seine Energy Drinks bekannten Unternehmens leiten. Allerdings soll er dabei nicht aktiv ins Tagesgeschäft eingreifen, sondern "vielmehr eine übergeordnete strategische Position einnehmen, um die sportlich Verantwortlichen bei der Weiterentwicklung der Red Bull Spielphilosophie zu unterstützen.“ Auch das Scouting sowie die Aus- und Weiterbildung von Talenten gehören künftig zu seinem Aufgabenbereich.
"Die Rolle mag sich geändert haben, aber meine Leidenschaft für den Fußball und die Menschen, die den Fußball zu dem machen, was er ist, hat sich nicht geändert. Mit meinem Einstieg bei Red Bull auf globaler Ebene möchte ich die unglaublichen Fußballtalente, die uns zur Verfügung stehen, entwickeln, verbessern und unterstützen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir dies tun können, indem wir das Wissen und die Erfahrung von Red Bull nutzen und von anderen Sportarten und anderen Branchen lernen“, gibt Klopp selbst im Zuge der Verkündung Einblick.
Mintzlaff feiert Fußball-Meilenstein
"Nach fast 25 Jahren an der Seitenlinie könnte ich nicht aufgeregter sein, mich an einem Projekt wie diesem zu beteiligen“, versichert der in Deutschland einst für Dortmund und Mainz aktive Trainer. Er schätzt sich glücklich, fortan Teil einer Organisation zu sein, die "einzigartig, innovativ und zukunftsorientiert ist“.
Oliver Mintzlaff, seines Zeichens CEO Corporate Projects and Investments bei Red Bull, zeigt sich angesichts des gelungenen Coups ebenfalls hocherfreut und bezeichnet ihn als die "bedeutendste Ernennung in der Geschichte von Red Bulls Engagement im Fußball“. Für dieses sei Klopps Verpflichtung ein "Gamechanger“, der "in den wesentlichen Bereichen wertvolle und entscheidende Impulse“ setzen soll, um "die Clubs insgesamt und im Einzelnen noch besser zu machen.“
Wie die Bild berichtet, soll Jürgen Klopp einen Fünfjahresvertrag unterschrieben haben. Widersprüchliche Aussagen wurden zunächst bezüglich einer besonderen Klausel verbreitet, die es dem 57-jährigen bei entsprechendem Bedarf erlaubt hätte, Bundestrainer zu werden. Eine solche Vereinbarung scheint jedoch nicht getroffen worden zu sein.
Die Fachleute sind begeistert
Als langjähriger Wegbegleiter war BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke offenbar vorab in die Pläne seines ehemaligen Trainers eingeweiht. "Für mich war es keine Überraschung, weil wir persönlich darüber gesprochen haben", wird er vom Sport-Informations-Dienst (SID) zitiert. "Ich wünsche Jürgen, wie eigentlich immer, eine glückliche Hand in seinem neuen Job".
Sport1 verbreitet derweil eine Reaktion vom ehemaligen norwegischen Torjäger Jan Åge Fjørtoft, der beinahe so begeistert wie die am Deal Beteiligten klingt: "Red Bull hat die beste Verpflichtung aller Zeiten für diesen Job getätigt, denn mit seinem Charisma, seiner Energie und seiner ansteckenden Art wird er seinen Job machen […] Einen besseren Markenbotschafter, einen besseren globalen Botschafter als Jürgen Klopp kann man nicht haben. Er ist ein Geschenk für unseren Sport. "
Viele Fans sind es nicht
Um dieses Geschenk fühlen sich zahlreiche Fans in den sozialen Medien nun offenbar betrogen: Kein Fußballverein wird hierzulande stärker mit der Kommerzialisierung des Fußballs assoziiert als Red Bull Leipzig, während Jürgen Klopp in der öffentlichen Wahrnehmung bislang vor allem für Bodenständigkeit, große Emotionen und langjährige Treue gegenüber Traditionsclubs bekannt war.
In Kommentarspalten auf X oder Instagram ist beispielsweise zu lesen, dass Klopp an seinem eigenen Legendenstatus sägt, sich verkauft, sein Erbe beschädigt oder seine weitreichende Sympathie im Heimatland leichtfertig aufs Spiel setzt.
Offiziell soll Jürgen Klopp erst Mitte Januar nächsten Jahres im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt werden – und womöglich ist es ihm mit seinem erprobten Charme bis dahin längst gelungen, enttäuschten Fans etwas mehr Verständnis für seine neue Rolle und die damit einhergehende Vision zu entlocken.
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