Avi Schiffmanns Friend
Ein neuer Freund am Hals: KI gegen Einsamkeit

| Redaktion 
| 12.08.2024

Ein ambitioniertes KI-Startup plant, Anfang nächsten Jahres mit "Friend" einen digitalen Freund auf den Markt zu bringen – als tragbare Halskette. Avi Schiffmann, der Urheber des Projekts, ist trotz seines jungen Alters bereits ein bekannter Name in der Tech-Branche.

Im Alter von nur 17 Jahren entwickelte Schiffmann zum Beispiel einen Livetracker für weltweite Corona-Fallzahlen, wofür er 2020 einen Webby Award erhielt. Nun, vier Jahre später, hat der inzwischen 21-Jährige ein neues, ehrgeiziges Projekt vorgestellt: Eine KI-gestützte Halskette, die als ständige, aber unaufdringliche Gesellschaft für den Träger gedacht ist. Die Idee kam Schiffmann, als er auf Reisen oft allein war und nach einer Lösung suchte, die ihm das Gefühl von Gemeinschaft geben könnte.

Mehr Begleiter als Assistent

Im Gegensatz zu den meisten gängigen KI-Assistenten, die darauf ausgelegt sind, Aufgaben zu erledigen oder an Termine zu erinnern, verfolgt "Friend" einen anderen Ansatz. Die KI ist darauf spezialisiert, als täglicher Begleiter zu agieren, der kreativ sein kann, Ideen fördert und sogar bei persönlichen Themen wie Beziehungen Rat gibt. Anstatt sich auf technische Aufgaben zu konzentrieren, soll "Friend" eine emotionale Unterstützung bieten und auf die Bedürfnisse seines Trägers eingehen.

Dieses Konzept unterscheidet sich deutlich von bisherigen KI-Produkten, die oft darauf abzielen, Daten für kommerzielle Zwecke zu sammeln oder spezifische Funktionen zu optimieren. "Friend" hingegen erinnert eher an ein modernes Tamagotchi – nur ohne das ständige Bedürfnis nach Aufmerksamkeit.

Texten statt Reden

Die Interaktion mit "Friend" erfolgt über ein kleines, rundes Gerät, das sich um den Hals tragen oder an der Kleidung befestigten lässt. Optisch erinnert es an einen Airtag, verfügt jedoch über ein Mikrofon, das Umgebungsgeräusche aufnimmt oder für direkte Gespräche genutzt werden kann.

 

Interessanterweise kommuniziert "Friend" nicht verbal, sondern über Textnachrichten, die auf dem Smartphone des Nutzers angezeigt werden. Schiffmann betonte gegenüber Wired, dass diese Form der Interaktion natürlicher und zuverlässiger sei als herkömmliche sprachgesteuerte Interfaces. Die KI basiert auf dem Modell Claude 3.5 von Anthropic AI und ist als ständiger Begleiter konzipiert, der Alltagssituationen kommentiert und ermutigende Nachrichten sendet.

Ein Freund oder eine Wanze?

Allerdings birgt die permanente Anwesenheit und das ständige Mithören von "Friend" auch Risiken, die Datenschutzbedenken aufwerfen. Während das Gerät darauf ausgelegt ist, die Reaktionsfähigkeit und Interaktion zu verbessern, könnte es auch unbeabsichtigte Folgen haben, etwa die ungewollte Offenlegung persönlicher und sensibler Informationen. Es besteht die Möglichkeit, dass die aufgezeichneten Daten im Falle eines Missbrauchs auf andere Geräte umgeleitet werden könnten.

Wie gut "Friend" tatsächlich in den Alltag passt und ob Nutzer bereit sind, einen Teil ihrer Privatsphäre für das Versprechen von weniger Einsamkeit aufzugeben, wird sich weisen. Das Gerät ist bereits für 100 Dollar vorbestellbar und soll im Januar 2025 auf den Markt kommen.

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