Prognose
Insolvenzen in der Gastronomie nehmen deutlich zu

Bonitätsexperten prognostizieren für 2024 eine signifikante Zunahme der Insolvenzen in der deutschen Gastronomie. Aktuelle Daten der Wirtschaftsauskunftei Crif deuten auf eine drohende Insolvenzwelle hin. Fast jeder vierte überlegt demnach aufzugeben.

Selbst prominente Gastronomen sind vor Insolvenz nicht gefeit. So mussten kürzlich sieben Standorte der Premium-Sushi-Kette „Go by Steffen Henssler“ Insolvenz anmelden. Betroffen sind Filialen in Frankfurt, Berlin, München, Stuttgart, Düsseldorf und Sylt sowie das S&M Go in Hamburg. Dies bestätigte die Insolvenzverwaltung White & Case dem Handelsblatt. Rund 47 Vollzeit- und 47 Teilzeitkräfte sind betroffen.

Die deutsche Gastronomiebranche insgesamt verzeichnete im ersten Halbjahr 552 Insolvenzanträge, was auf das gesamte Jahr hochgerechnet zu 1190 Fällen führen könnte. Dies wäre ein Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereits 2023 war die Zahl der Insolvenzen um 35 Prozent gestiegen. Im Vergleich dazu erwartet Crif für alle Branchen lediglich einen Anstieg von 15 Prozent. Laut dem Crif-Bonitätsexperten Frank Schlein gibt es in der Gastro darüber hinaus viele Betriebe, die still schließen, ohne eine offizielle Insolvenz anzumelden.

Kostenlawine trifft besonders die Kleinen

Die Gründe für die Insolvenzen sind vielfältig. Zu den Belastungen zählen gestiegene Energie- und Lebensmittelkosten, höhere Personalkosten sowie die im Januar 2024 erhöhte Mehrwertsteuer auf Speisen von sieben auf 19 Prozent. Diese steuerliche Belastung trifft die Branche hart, nachdem sie während der Corona-Pandemie von einer ermäßigten Steuer profitiert hatte. Vor allem betroffen sind kleinere und finanziell schwache Unternehmen.

Viele Gastronomen haben ihre Preise angehoben, um den gestiegenen Kosten zu begegnen. Laut einer Umfrage des Branchenverbands Dehoga sahen sich 87 Prozent der Betriebe zu Preiserhöhungen gezwungen. Dennoch melden zwei Drittel der Restaurants seit der Steuererhöhung rückläufige Erträge, teilweise im zweistelligen Bereich. Viele Gastronomen erwägen daher, ihre Betriebe aufzugeben, bevor sie in die Insolvenz gehen.

Herausfordernd ist auch das Thema Personal - Stichwort Fachkräftemangel und steigende Mindestlöhne. Einige Betriebe haben ihre Öffnungszeiten reduziert oder ihre Speisekarten angepasst, um Kosten zu sparen. Dennoch reichen diese Maßnahmen oft nicht aus, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden.

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