Karneval in Düsseldorf: Jacques Tillys neue Kreationen
Meinungsstarke Mottowagen am Rosenmontag

| Redaktion 
| 12.02.2024

Nicht nur im Rheinland ist der Rosenmontag ein Garant für ausgelassene Laune. Eine Düsseldorfer Eigenheit sind jedoch die aufwändigen Umzugswagen von Jacques Tilly und seinen Helfern, die auch 2024 keinen Hehl aus ihrer Haltung (und ihrem handwerklichen Talent) machen.

Der Karneval im Rheinland wäre ohne das Zutun von Jacques Tilly kaum komplett: Mit den 2020ern wird das inzwischen fünfte Jahrzehnt durch die bissig-satirischen Umzugswagen vom Bildhauer und seinem Team bereichert. Dabei hält sich der gebürtige Düsseldorfer, der seine Wagen selbstverständlich eben dort auf die Straße schickt, traditionell nicht mit seiner Meinung zurück: Politische oder religiöse Extremisten haben angesichts Tillys aufwändiger Installationen meist herzlich wenig zu lachen, während Regierende auf Bundes- wie Landesebene ebenso regelmäßig Opfer entlarvender Pointen werden.

 
 
 
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Im Interesse der Spannung ist vor dem eigentlichen Rosenmontag in der Regel wenig bis nichts über die Wagen bekannt, die Tilly und Team letztlich auf den Umzug durch Düsseldorf schicken. Wie es heißt, sollen einige von ihnen aufgrund ihrer häufig sehr aktuellen Referenzen erst kurz vor knapp vollendet werden. Schon in den Morgenstunden des 12. Februar wurden die fahrenden Werke schließlich offenbart, als sie sich von Bilk aus ihren Weg mitten ins jecke Treiben bahnten.

Kanzler Hohlaf und der trällernde OB

Wie bereits angedeutet sind dabei weder lokal noch international auftretende Politiker vor gestalterischen wie inhaltlichen Breitseiten geschützt; dem Anlass entsprechend geht es dabei eher selten subtil zu. Beweisstück A: Der Bundeskanzler reist dieses Jahr als "Hohlaf Scholz" durch die Karnevalsmetropole, der oberhalb des selbstzufriedenen Grinsens bei fast völlig verschlossenen Augen wortwörtlich nichts im Kopf hat.

CDU-Oberbürgermeister Stephan Keller hingegen trampelt achtlos auf einen Frosch mit "Die Grünen"-Aufschrift und besingt im Brustton der Überzeugung "Eine Milliarde Euro für die Oper", was von der Duett-Partnerin SPD mit einer Erinnerung an den im Gegenzug geforderten Wohnraum erwidert wird. Kellers Amtsvorgänger Thomas Geisel wiederum darf sich als "Sahras neuer Wagenknecht" nun hinter der königlich inszenierten Bündnisgründerin einreihen.

Angesichts der kostenfreien Luxuswohnungen, die Donald Trump, Wladimir Putin oder die AfD in den Köpfen deutscher Satiriker beziehen, gehen entsprechende Wagen – trotz größtenteils aufgefrischter Bezüge – inzwischen beinahe als Evergreens durch. Die Medien wiederum werden für ihren ignoranten Fokus auf Kriege kritisiert, während sich "Das heißeste Jahr seit den Aufzeichnungen" gleichermaßen bedrohlich wie unbemerkt hinter ihnen auftürmt. Dass es auch ohne Häme geht, zeigt eine relevante Danksagung in Wagenform: "Stoppt die Attacken auf unsere Einsatzkräfte" steht auf einer Polizistin, einem Sanitäter und einem Feuerwehrmann in Abwehrhaltung geschrieben.

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