LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Klauser, Palfinger steht für innovative Krane, Arbeitsbühnen und Hebelösungen für Nutzfahrzeuge und im maritimen Bereich. Wo liegt der Unterschied zu anderen Unternehmen, die vielleicht ein ähnliches Konzept/Modell verfolgen?
Andreas Klauser: Unser Alleinstellungsmerkmal ist unsere globale Struktur: Dank unseres weltweiten Netzwerks aus 31 Produktionsstandorten in 15 Ländern sowie 5.000 Servicepunkten sind wir immer nahe am Kunden und verstehen daher ihre individuellen Bedürfnisse. Das ermöglicht uns, unsere innovativen Produkte mit einem flächendeckenden Servicenetzwerk zu ergänzen, das weltweit schnellen und zuverlässigen Support bietet.
LEADERSNET: Nach welchen Kriterien sucht sich Palfinger seine neuen Mitarbeiter:innen aus und gibt es vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels Probleme, die richtigen Arbeitskräfte zu finden?
Klauser: Wir legen großen Wert auf fachliche Kompetenz, Innovationsgeist und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Der Fachkräftemangel ist eine Herausforderung, aber wir begegnen ihm aktiv. Mit dem Palfinger Campus investieren wir in die Ausbildung junger Talente und bieten vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten. Gleichzeitig fördern wir gezielt Internationalität und Diversität, denn Unternehmen mit diversen Teams sind erwiesenermaßen langfristig erfolgreicher. Zudem bauen wir auf flexible Arbeitsmodelle, internationale Karrieremöglichkeiten und umfangreiche Gesundheits- und Sozialleistungen für unsere Mitarbeitenden.
LEADERSNET: Anfang Oktober war Palfinger Gastgeber eines z.l.ö.-Lehrlingstages. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, bei der rund 200 Lehrlinge und Ausbilder:innen zu Gast waren, standen Fortbildung und Vernetzung. Inwieweit helfen solche Initiativen der Lehre, ein positives Image zu verpassen?
Klauser: Initiativen wie Zukunft Lehre Österreich helfen uns, das veraltete Bild der Lehre aufzubrechen. Durch praxisnahe Aktivitäten wie virtuelles Schweißen oder das Bedienen unserer Produktlösungen zeigen wir jungen Menschen, dass eine Lehre spannende Zukunftsperspektiven eröffnet. Damit möchten wir die nächste Generation inspirieren und den Fachkräftenachwuchs sichern.
LEADERSNET: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verändern aktuell alle Lebensbereiche. Der damit einhergehende Strukturwandel erfasst Gesellschaft, Staat und Wirtschaft gleichermaßen. Wie reagiert Palfinger auf diese Veränderungen und wie schaffen Sie es, und Ihr Team, up to date zu bleiben?
Klauser: Wir begegnen diesen Veränderungen, indem wir sie aktiv mitgestalten. Unsere strategische Säule "Go Digital" zielt darauf ab, die Arbeit unserer Kund:innen durch digitale Lösungen einfacher, sicherer und effizienter zu gestalten. Wir entwickeln smarte Komplettlösungen und neue, datengetriebene Geschäftsmodelle. Mit Palfinger Connected plus+ bieten wir beispielsweise Echtzeit-Einblicke in die Performance unserer Geräte, was die Effizienz und Sicherheit unserer Kund:innen erhöht. Unser digitales Know-how wird durch kontinuierliche Weiterbildungen und den aktiven Austausch mit Technologiepartnern gefördert. So bleiben wir nicht nur up to date, sondern treiben die digitale Transformation voran und setzen neue Maßstäbe in unserer Branche.
LEADERSNET: Klimawandel, Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sind immer wichtigere Themen. Welchen Stellenwert nimmt das Thema ESG in Ihrem Unternehmen ein?
Klauser: Nachhaltigkeit nimmt bei Palfinger einen zentralen Stellenwert ein. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, die wir als global agierendes Unternehmen tragen. ESG ist für uns jedoch mehr als ein Anliegen – es ist ein Innovationsmotor. Die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigt unsere digitalen Bestrebungen und ermöglicht es uns, effizientere und umweltfreundlichere Lösungen anzubieten. Wir sehen darin eine große Chance, unseren Kund:innen Mehrwert zu bieten und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
LEADERSNET: Wie viel Heimatverbundenheit spielte bei der Millioneninvestition in den Standort Lengau mit, vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen im Ausland kostengünstiger produzieren könnte?
Klauser: Unsere Wurzeln in Österreich sind ein wichtiger Teil unserer Identität. Wir haben uns für die Investition in Lengau entschieden, weil wir an die Stärken des Standorts glauben: hochqualifizierte Fachkräfte, Innovationskraft und eine exzellente Infrastruktur. Unsere österreichischen Werke spielen eine zentrale Rolle in unserem europäischen Produktionsnetzwerk. Gleichzeitig sind die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen äußerst anspruchsvoll. Österreich ist derzeit ein herausforderndes Umfeld für die Industrie, insbesondere aufgrund hoher Lohn- und Energiekosten sowie zunehmender Bürokratie. Hier muss die Politik dringend aktiv werden.
LEADERSNET: Die Palfinger AG verzeichnete im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatz von 1.175,4 Millionen Euro, ein operatives Ergebnis (EBIT) von 112,2 Millionen Euro sowie ein Konzernergebnis von 68,3 Millionen Euro. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis und welche Prognose gibt es für das Gesamtjahr?
Klauser: Angesichts des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es bestätigt, dass unsere Strategie greift und wir flexibel auf Marktveränderungen reagieren können. Wir sind zuversichtlich, dass wir diese positive Dynamik im restlichen Jahr fortsetzen und unsere Jahresziele erreichen werden. Darüber hinaus konnten wir dieses Jahr einige Erfolge feiern, die nicht nur wirtschaftlich erfreulich sind. Die Auszeichnung zur "Smart Factory of the Year" für unser Werk in Lengau und die Ehrung als "Austrian Leading Company" für unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit sind dabei nur zwei Beispiele. Neben rein finanziellem Erfolg konnten wir dieses Jahr einige wichtige Weichen für die Zukunft stellen.
LEADERSNET: Welche Pläne verfolgt Palfinger in Bezug auf neue Produkte, Expansion und Investitionen?
Klauser: Unsere Pläne konzentrieren sich unter anderem auf die Expansion in Wachstumsregionen wie Lateinamerika und Asien, insbesondere Indien. Ein weiterer wesentlicher Teil unserer Strategie ist die Expansion im Marinebereich, wobei wir gezielt die Entwicklung von Offshore-Kranen intensivieren und unser Serviceangebot in diesem Segment erweitern. Zudem investieren wir kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, um innovative digitale Lösungen wie Palfinger Connected und unseren VR1-Trainingssimulator für Offshore-Windfarmen voranzutreiben. Diese geografischen und produktseitigen Diversifikationen haben sich als wichtiger Resilienzfaktor erwiesen. Darauf setzen wir auch in Zukunft.
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