Die Vorwürfe, dass Supermarkt-Honig oft nicht echt sei, haben bei den großen Handelsketten und der Industrie eine Welle von Verteidigungen ausgelöst. Rewe, zu deren Gruppe auch Penny gehört, betont: "Gemeinsam mit unseren Lieferanten befassen wir uns kontinuierlich mit der Authentizität unserer Honige und haben ein breites Spektrum an qualitätssichernden Maßnahmen etabliert, die die Reinheit des Blütenhonigs gewährleisten." Ähnlich äußert sich Edeka, zu deren Gruppe "Netto" gehört: "Für die einzelnen eingesetzten Rohwarenchargen wurden anerkannte Authentizitätsuntersuchungen durchgeführt. (…) Bisher konnten keine Abweichungen festgestellt werden, die auf mögliche Verfälschungen schließen lassen.“
Aldi zweifelt die Aussagekraft der Methode an und erklärt: "Uns liegen keine wissenschaftlichen Belege vor, inwiefern sich aus DNA-Profil, -Menge oder -Qualität eindeutige Rückschlüsse auf eine Honig-Verfälschung ergeben.“ Marktführer Langnese Honig kritisiert die Neutralität der Untersuchung und sagt: "Die zugrundeliegende Untersuchung ist nicht neutral, objektiv und sachkundig durchgeführt worden.“
Lidl kündigt an, sich weiter mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen, sagt aber: "Wir können das Ergebnis (…) nicht nachvollziehen, da unsere Analysen von anerkannten, unabhängigen externen Instituten unauffällig sind.“ Dennoch werde man das Gespräch mit dem Labor suchen, um die Ergebnisse zu prüfen.
Die Unternehmen zweifeln vor allem die Seriosität der eingesetzten DNA-Analyse an, da sie bislang nicht offiziell akkreditiert ist.
Der Leadersnet-Check: Lidl geht als Sieger hervor
Die Reaktion von Lidl auf die Vorwürfe im ZDF frontal-Bericht wirkt besonders professionell, da sie eine ausgewogene Balance zwischen Kritik und Handlungsbereitschaft zeigt. Das Unternehmen äußert zwar Zweifel an den Testergebnissen und verweist darauf, dass ihre eigenen Analysen durch unabhängige, anerkannte Institute keine Auffälligkeiten gezeigt haben ("Wir können das Ergebnis (…) nicht nachvollziehen, da unsere Analysen von anerkannten, unabhängigen externen Instituten unauffällig sind.“). Gleichzeitig signalisiert Lidl jedoch Offenheit, indem sie ankündigen, den Dialog mit dem durchführenden Labor zu suchen. Diese lösungsorientierte Haltung zeigt Verantwortungsbewusstsein und signalisiert, dass das Unternehmen bereit ist, sich mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen.
Im Vergleich zu anderen Reaktionen, wie etwa der von Langnese, die die Neutralität und Fachlichkeit der Untersuchung pauschal in Frage stellen ("Die zugrundeliegende Untersuchung ist nicht neutral, objektiv und sachkundig durchgeführt worden.“), bleibt Lidl sachlich und vermeidet polemische Kritik. Dadurch wirken sie weniger defensiv und eher konstruktiv, was sich positiv auf das Vertrauen der Kunden auswirkt. Darüber hinaus betont Lidl, dass ihre Produkte durch etablierte externe Prüfverfahren abgesichert sind, was die eigene Qualitätssicherung unterstreicht und gleichzeitig die Kunden beruhigt.
Besonders hervorzuheben ist die pragmatische Offenheit von Lidl, sich mit den Laboren auszutauschen. Dies signalisiert nicht nur die Bereitschaft zur Klärung der Vorwürfe, sondern zeigt auch, dass Lidl die wissenschaftlichen Entwicklungen ernst nimmt und gegebenenfalls eigene Prozesse anpassen könnte. Insgesamt gelingt es dem Unternehmen so, Verantwortung zu übernehmen, das Vertrauen der Verbraucher zu stärken und sich als verantwortungsvoller Akteur zu positionieren – ein Ansatz, der im Vergleich zu anderen Reaktionen am professionellsten wirkt.
Die Statements von Rewe und Edeka wirken, als ob sich die Unternehmenskommunikation nicht wirklich mit dem Problem auseinandersetzen möchte - die Larifari-Kommentare stellen kein ernstzunehmendes journalistisches Team zufrieden. Lagnese setzt indes auf Konfrontationskurs, indem es die neue wissenschaftliche Analyseform als nicht neutral, objektiv und sachkundig durchgeführt einstuft. Auch das wirkt zu kurz gedacht.
Hintergrund des Honig-Skandals
Der Skandal begann, als die ZDF-Sendung frontal eine neue DNA-Analyse einsetzte, um die Echtheit von Honigproben zu überprüfen. Die Untersuchung umfasste Eigenmarken von Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Penny, Netto und den Honig des Marktführers Langnese. Die Ergebnisse: In vielen Proben wurden Hinweise auf Verfälschungen gefunden, insbesondere auf eine Streckung mit billigem Zuckersirup.
Die DNA-Methode, entwickelt von Experten wie Prof. Kaarel Krjutškov und Zoologie-Professor Michael Traugott, basiert auf der Analyse der im Honig enthaltenen DNA. Ein authentisches DNA-Profil zeigt Spuren von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen, die typisch für echten Honig sind. Weicht dieses Profil ab – etwa durch den Nachweis von Mais- oder Reis-DNA –, deutet dies auf eine Verfälschung hin. Der Honig eines Hobby-Imkers aus dem Spreewald, der ebenfalls getestet wurde, entsprach hingegen dem, was Wissenschaftler als "plausibel“ bezeichnen.
Ergebnis tatsächlich "stark zu trauen"
Während die Supermärkte die Ergebnisse anzweifeln, sehen unabhängige Experten wie Prof. Florian Leese diese in einem anderen Licht: "Für mich ist besonders überzeugend, wenn zwei Labore zu dem gleichen Ergebnis kommen. Zwei Labore, die viel Erfahrung haben. Dann würde ich dem Ergebnis tatsächlich sehr stark trauen.“
Auch die Politik reagiert besorgt. Der rheinland-pfälzische Umwelt-Staatssekretär Erwin Manz erklärt: "Wir nehmen den Bericht sehr ernst. Wir wünschen uns wirklich sehr, dass Methoden nachgeschärft werden, dass wir genau diesen Vorwürfen nachgehen können – und da sind sicherlich DNA-gestützte Methoden eine sehr sinnvolle Ergänzung bei der Beprobung.“
Kommentar schreiben