Tödliche Autounfälle
Hyundai und Tesla sichern sich unrühmliche Spitzenpositionen

| Redaktion 
| 19.11.2024

Eine Top-Platzierung, die wir nicht auf offiziellen Werbemitteln wiedersehen werden: Auf den Straßen der USA ist die Wahrscheinlichkeit, in einen tödlichen Unfall verwickelt zu werden, mit keinem Fahrzeug höher als mit dem Hyundai Venue. Eine Studie platziert auch Modelle von Tesla, Porsche oder Honda auf den vorderen Rängen – nachdrücklich erinnert sie jedoch ebenso daran, dass der Grund für einen Unfall meist auf dem Fahrersitz zu finden ist.

Die US-Webseite iSeeCars hat Autounfälle in den Vereinigten Staaten mit tödlichem Ausgang zwischen 2017 und 2022 untersucht. Dabei hat das Team festgestellt, dass sich im Durchschnitt 2,8 Unglücke auf einer Milliarde Meilen zutragen, bei denen ein Mensch ums Leben kommt. Hauptsächlich ging es iSeeCars jedoch darum, die am häufigsten darin verwickelten Automarken- und Modelle zu ermitteln – und einige namhafte Vertreter liegen in den USA deutlich über dem ermittelten Durchschnittswert.  

Als unrühmlicher Spitzenreiter kristallisiert sich dabei der Hyundai Venue heraus, der auf einer Milliarde Meilen (entspricht etwa 1,6 Milliarden Kilometer) in 13,9 Unfälle mit Todesfolge verwickelt ist und den Durchschnittswert auf amerikanischen Straßen dabei beinahe verfünffacht. Kaum besser steht es um die Sportwagen-Ikone Chevrolet Corvette und den kompakten Kleinwagen Mitsubishi Mirage mit 13,6 tödlichen Unfällen.

Zahlen sind kein Problem der Fahrzeugkonstruktion

"Neue Autos sind sicherer als je zuvor", erläutert iSeeCars-Analyst Karl Brauer. "Dank fortschrittlicher Fahrwerkskonstruktion, Fahrerassistenzsystemen und einer Reihe von Airbags, die den Fahrer umgeben, bieten die heutigen Automodelle einen hervorragenden Insassenschutz. Aber diese Sicherheitsmerkmale werden durch abgelenktes Fahren und höhere Geschwindigkeiten konterkariert, was in den letzten Jahren zu steigenden Unfall- und Todesraten geführt hat."

Erster deutscher Vertreter unter den unfallanfälligen Autotypen ist der 911; hier in seiner GT-3-Version zu sehen (Bild: Porsche)
Erster deutscher Vertreter unter den unfallanfälligen Autotypen ist der 911; hier in seiner GT-3-Version zu sehen (Bild: Porsche)

Auf dem vierten Rang der Liste der Autos mit den meisten tödlichen Unfällen platziert sich mit dem Porsche 911 erstmals ein deutscher Autobauer. Genau wie beim Honda CR-V Hybrid sind 13,2 fatale Unglücke auf einer Milliarde Meilen zu beklagen.

Karl Brauer unterstreicht, dass diese Zahlen nicht gleichbedeutend mit Mängeln oder Fehlverhalten seitens der Hersteller ist: "Die meisten dieser Fahrzeuge erhielten hervorragende Sicherheitsbewertungen und schnitten bei Crashtests des IIHS und der NHTSA gut ab, es handelt sich also nicht um ein Problem der Fahrzeugkonstruktion. Die Modelle auf dieser Liste spiegeln wahrscheinlich eine Kombination aus Fahrerverhalten und Fahrbedingungen wider, die zu vermehrten Unfällen und Todesfällen führen."

Die komplette Modell-Rangliste

Neben den erwähnten Top Five listet iSeeCars insgesamt 18 weitere Modelle, sodass folgende 23 Autos am häufigsten in tödliche Unfälle auf US-amerikanischen Straßen verwickelt sind. Der Wert gibt jeweils die fatalen Crashes je einer Milliarde gefahrener Meilen an:

  1. Hyundai Venue: 13.9
  2. Chevrolet Corvette: 13.6
  3. Mitsubishi Mirage: 13.6
  4. Porsche 911: 13.2
  5. Honda CR-V Hybrid: 13.2
  6. Tesla Model Y: 10.6
  7. Mitsubishi Mirage G4: 10.1
  8. Buick Encore GX: 9.8
  9. Kia Forte: 8.1
  10. Buick Envision: 8.0
  11. Kia Soul: 7.3
  12. Toyota Corolla Hybrid: 7.3
  13. Chevrolet Camaro: 7.3
  14. Nissan Versa: 7.2
  15. Kia K5: 7.1
  16. Kia Seltos: 6.8
  17. Ford Bronco: 6.6
  18. Ford Bronco Sport: 6.2
  19. Dodge Charger: 6.1
  20. Toyota Prius: 5.9
  21. Tesla Model S: 5.8
  22. INFINITI Q50: 5.8
  23. Toyota Venza: 5.6

Tesla ist besonders gefährdet

Obwohl sich das Tesla Model Y "erst" auf dem sechsten Rang platziert und das Tesla Model S am Ende der Liste wiederzufinden ist, bietet die Studie von iSeeCars keinen echten Grund zur Erleichterung für das von Elon Musk angeführte Unternehmen dar: Von allen Marken weist Tesla (5,6 pro Milliarde Meilen) insgesamt die höchste Unfallrate mit tödlichem Ausgang auf; gefolgt von Kia (5,5), Buick (4,8), Dodge (4,4) und Hyundai (3,9).

Die Studie von iSeeCars geht nicht näher darauf ein, inwiefern autonomes Fahren eine Rolle beim unschönen Tesla-Abschneiden spielt (Bild: Tesla)
Die Studie von iSeeCars geht nicht näher darauf ein, inwiefern autonomes Fahren eine Rolle beim unschönen Tesla-Abschneiden spielt (Bild: Tesla)

Wie schon im Falle der einzelnen Modelle ordnet die Seite jedoch ein, dass "diese hohen Unfallzahlen das Verhalten der Fahrer ebenso oder sogar mehr widerspiegeln als das Fahrzeugdesign."

Kleinwagen am ehesten gefährdet; SUVs mit eigenen Tücken

Moderne Sicherheitstechnologie kommt natürlich auch den Kleinwagen unserer Zeit zugute – gerade bei Kollisionen mit größeren und schweren Fahrzeugen sind sie häufig trotzdem deutlich im Nachteil. Dementsprechend ermittelt die Studie, dass Kleinwagen aufgeschlüsselt nach Fahrzeuggrößen die höchste Unfallrate (3,6) aufweisen, während sich Mittelklasse- und Oberklassefahrzeuge (2,5 beziehungsweise 2,0) unter dem Durchschnittswert von 2,8 halten können.

"Es ist schwierig, die Physik zu überwinden, selbst mit hochfestem Stahl und Airbags", gibt Brauer zu bedenken. "Wenn zwei Kleinwagen zusammenstoßen, gleichen sich die Kräfte aus und beide Fahrzeuge halten in der Regel gut stand. Wenn jedoch eine kompakte Schräghecklimousine und ein ausgewachsener Pickup-Truck gleichzeitig versuchen, den selben Raum zu besetzen, verliert das kleinere Auto immer."

Gerade beim Steuern von High-Performance-Fahrzeugen wie dem hier abgebildeten Chevrolet Corvette Stingray ist absoluter Fokus auf die Straße gefragt (Bild: Chevrolet Europe)
Gerade beim Steuern von High-Performance-Fahrzeugen wie dem hier abgebildeten Chevrolet Corvette Stingray ist absoluter Fokus auf die Straße gefragt (Bild: Chevrolet Europe)

Obwohl sie durch ihre schiere Größe und die erhöhte Position des Fahrers mehr Sicherheit bei direkten Kollisionen in Aussicht stellen, sind SUVs nicht frei von eigenen Tücken: Ihr höherer Schwerpunkt sorgt für eine ebenso gesteigerte Gefahr eines Überschlags, der wiederum häufig zu tödlichen Verletzungen. Insgesamt liegen die fatalen SUV-Unfälle mit 2,2 trotzdem noch unter dem Gesamtschnitt.

"Größe, Gewicht und Höhe eines Fahrzeugs spielen sicherlich eine Rolle bei der Fähigkeit, die Insassen bei einem Unfall zu schützen", schließt Brauer die iSeeCars-Analyse ab. "Aber der größte Faktor bei der Unfallvermeidung ist das Verhalten des Fahrers. Ein konzentrierter, aufmerksamer Fahrer, der mit erlaubter oder angemessener Geschwindigkeit fährt und nicht unter Drogen- oder Alkoholeinfluss steht, hat die größte Chance, sicher anzukommen - unabhängig vom Fahrzeug, das er fährt."

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