Keine großen Geschäfte
Toilettenangst im Büro: Warum plötzlich alle darüber reden

| Natalie Oberhollenzer 
| 18.11.2024

Eine Studie eines britischen Unternehmens und ein Artikel in der New York Times haben ein Tabuthema ins Rampenlicht gerückt: Toilettenangst am Arbeitsplatz. Vor allem junge Mitarbeiter der Generation Z meiden es, während der Arbeit die Toilette zu benutzen. Was steckt dahinter?

Laut der Studie von QS Supplies fürchten über ein Drittel der Gen-Z-Beschäftigten fehlende Privatsphäre, unangenehme Geräusche oder Gerüche – und 11 Prozent gaben sogar an, noch nie "groß“ im Büro gemacht zu haben. Was auf den ersten Blick kurios wirken mag, hat ernsthafte gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen.

Das Vermeiden des Toilettengangs bleibt nicht ohne Konsequenzen. Bauchschmerzen, Verstopfung und erhöhter Stress sind nur einige der gesundheitlichen Probleme, die durch das Zurückhalten entstehen können, wie die New York Post berichtet. Frauen sind von diesen Ängsten laut der Studie häufiger betroffen als Männer. Für viele scheint der Druck, in einer offenen Büroumgebung immer professionell zu wirken, so groß zu sein, dass selbst biologische Bedürfnisse zur Belastung werden.

Freiheit im Homeoffice summiert sich auf 78 Stunden im Jahr

Ein interessanter Kontrast: Im Homeoffice haben die Angestellten offenbar weniger Hemmungen. Mitarbeiter der Generation Z verbringen dort im Schnitt 18 Minuten täglich auf der Toilette – das summiert sich auf 78 Stunden im Jahr. Millennials legen sogar noch längere Pausen ein, was den Arbeitgebern im Durchschnitt 2928 Dollar (2743 Euro) pro Jahr und Mitarbeiter kostet.

Doch Toilettengänge sind nicht die einzigen "versteckten Pausen“: Laut einer Umfrage von Bilendi nutzen 19 Prozent der Beschäftigten das Homeoffice gezielt, um weniger zu arbeiten. Beliebte Tricks: den Status auf "beschäftigt“ stellen oder fiktive Termine im Kalender eintragen.

Angesichts solcher Zahlen wächst bei vielen Unternehmen die Skepsis gegenüber Homeoffice-Modellen. Laut einer Umfrage der New York Times planen 79 Prozent der US-CEOs, das Arbeiten von zu Hause innerhalb der nächsten drei Jahre einzuschränken oder ganz abzuschaffen. Gleichzeitig versuchen 86 Prozent, durch Anreize die Rückkehr ins Büro zu fördern.

Doch mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz könnten auch die Probleme wiederkommen. Toilettenangst mag wie ein Randthema erscheinen, wirft aber ein Schlaglicht auf die oft übersehenen Herausforderungen moderner Arbeitswelten. In einer Umgebung, in der selbst grundlegende Bedürfnisse zur Quelle von Stress werden, zeigt sich, wie dringend Unternehmen auf Wohlbefinden und Privatsphäre achten müssen – sei es bei der Gestaltung von Büros oder in der Unternehmenskultur.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV