Aufspaltung von Axel Springer beschlossen
Jetzt will Mathias Döpfner "das führende transatlantische digitale Medienunternehmen“ bauen

| Redaktion 
| 19.09.2024

Axel Springer wird wieder zum familiengeführten Unternehmen: Mathias Döpfner und Friede Springer übernehmen die alleinige Kontrolle der Mediensparte, während das Classifieds-Geschäft zu separaten Joint Ventures wird. Mit neuer Struktur möchte Döpfner "die Zukunft des unabhängigen, KI-gestützten Journalismus“ gestalten und Vertrauen in die Branche zurückgewinnen.

"Kommt es zur Aufspaltung von Axel Springer?“, fragten wir uns auf diesen Seiten vor etwas über zwei Monaten. Eine recht deutliche Tendenz gab es schon damals, doch erst jetzt ist das "Ja“ soweit in trockenen Tüchern: Am Donnerstag hat die Axel Springer SE offiziell verkündet, dass sie eine neue Unternehmensstruktur anstrebt und sich dabei komplett auf das Mediengeschäft fokussiert.

Entsprechende Marken wie Bild, Business Insider, Politico, Welt, idealo, Bonial, Morning Brew, Dyn Media, Emarketer oder das Joint Venture Ringier Axel Springer Polen verbleiben demnach beim Unternehmen. Dieses wiederum befindet sich künftig zu 98 Prozent im Besitz von Mathias Döpfner, CEO seit 2002, sowie Friede Springer, Witwe des namensgebenden Gründers und stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Der Restanteil entfällt auf Gründerenkel Axel Sven Springer.

Classifieds-Angebote werden eigenständig

The Stepstone Group, AVIV, finanzen.net und voraussichtlich auch Awin sollen in Zukunft dagegen als Joint-Venture-Unternehmen unter dem Banner von AS Classifieds auftreten. Mehrheitsaktionäre werden hier KKR (Kohlberg Kravis Roberts) und das Canada Pension Plan Investment Board (CPP Investments), die im Jahr 2019 bei Axel Springer eingestiegen sind. Springer wird knapp 15 Prozent an der Classifieds-Sparte behalten. Durch die Partnerschaft sollten seinerzeit Wachstum und Digitalisierung des Unternehmens vorangetrieben werden. 

Das ist offenbar geglückt: "Die vergangenen fünf Jahre zählen zu den erfolgreichsten Perioden in der Geschichte Axel Springers“, wie das Unternehmen resümiert. Nach dem Rückzug von der Börse konnte 2021 und 2022 jeweils zweistelliges Umsatzwachstum verbucht werden; zuletzt generierte man beinahe vier Milliarden Euro.

Durch mehrere strategische Akquisitionen im Laufe der Kooperation mit KKR und CPP Investments wurden sowohl die Medien- als auch die Classifieds-Sparte spürbar gestärkt. Dank der Aufspaltung sollen sich nun "alle Geschäftsbereiche optimal für zukünftiges Wachstumspotenzial und Erfolg in ihren jeweiligen Märkten positionieren“ können.

Traum wird (wahrscheinlich) verwirklicht

"In den vergangenen Jahrzehnten haben wir mit Axel Springer Außergewöhnliches erreicht. Dabei sind wir immer das geblieben, was uns ausmacht: ein journalistisches Haus mit klaren Werten“, betont Friede Springer. "Es war die deutliche Vorstellung von Mathias Döpfner und mir, dass Axel Springer eines Tages wieder ein Familienunternehmen sein würde. Dass diese Vorstellung jetzt Wirklichkeit wird, erfüllt mich mit großer Freude.“

In einem ausführlichen offenen Brief an alle Axel-Springer-Mitarbeiter bestätigt Mathias Döpfner, dass der aktuelle Verlauf der Dinge dem Idealszenario gleicht, dass er und Springer vor Beschluss der KKR / CPP-Zusammenarbeit gezeichnet haben: "Der Traum, den Friede Springer und ich damals nicht richtig zu träumen wagten, ist im Begriff, in Erfüllung zu gehen“ schreibt er und relativiert weiter, dass es "noch keinen rechtsverbindlich unterzeichneten Vertrag und keine Genehmigung der Regulierungsbehörden“ gibt.

Technik stärken, Vertrauen verteidigen

Döpfner erklärt weiterhin, dass Axel Springer das "führende transatlantische Medienunternehmen für digitalen Journalismus und damit verbundene Geschäftsmodelle“ werden will. Zu diesem Zweck soll das Unternehmen "die Rolle von Technologie als kritischen Erfolgsfaktor stärken“, wobei sich Döpfner insbesondere auf Künstliche Intelligenz bezieht.

"Axel Springer steht für: Journalismus statt Aktivismus. Neugier und Information statt Vorurteil und Belehrung. Recherche statt Ressentiment“, so der CEO, der ergänzt: "Das Wichtigste, was wir verteidigen und als Branche in Teilen wieder zurückgewinnen müssen, ist: Vertrauen. Wir – und das sollte jede und jeden bei Axel Springer antreiben – können einen Beitrag dazu leisten.

Auf Personalseite

… hat Mathias Döpfner einen neuen Fünfjahresvertrag unterschrieben. Er bleibt Vorsitzender eines Vorstandes, der sich schlanker und "nach angelsächsischem Vorbild“ aufstellt: Neben Döpfner als CEO (zuständig für Strategie, publizistische Ausrichtung, Kommunikation, Talente und Kultur) wird die Unternehmensführung fortan durch den CFO Mark Dekan und Claudius Senst als COO repräsentiert.

In seinem Beitrag geht Döpfner zudem auf zahlreiche bleibende und wechselnde Positionen im Unternehmen ein. Als Neubesetzungen fallen dabei Carolin Hulshoff Pol als neue CEO der BILD-Gruppe und Peter Würtenberger als CEO der WELT-Gruppe auf.

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