Schellkes, der seit 2014 die Verantwortung für die VeggieWorld trägt, hat die Messe von ihren bescheidenen Anfängen mit zwei Standorten zu einer internationalen Plattform entwickelt, die bis heute 95 Veranstaltungen in 26 Städten, 13 Ländern und auf zwei Kontinenten umfasst. Unter seiner Leitung hat sich die VeggieWorld zu einem Katalysator für Innovation und Austausch in der veganen Branche entwickelt.
Als Geschäftsführer der Wellfairs GmbH und Hauptorganisator der VeggieWorld vereint Schellkes unternehmerischen Geist mit einer Vision für eine nachhaltigere Zukunft. Trotz der Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie, die zu einem Verkauf der Marke VeggieWorld an die Messe Dortmund führte, bleibt Schellkes als langfristiger Organisator an Bord und treibt die Expansion und Weiterentwicklung der Messe voran. Hendrik Schellkes, CEO der Wellfairs GmbH, der Durchführungsgesellschaft hinter der VeggieWorld, verrät uns mehr über die beliebte Messereihe und weitere Pläne für die Zukunft.
LEADERSNET: Herr Schellkes, die VeggieWorld hat sich seit ihrer Gründung stark weiterentwickelt und erwartet heuer wieder einen neuen Besucherrekord. Welche Neuerungen und Highlights können Besucher auf der VeggieWorld 2024 erwarten?
Schellkes: Als Veranstalter greife ich ungern einzelne Austeller heraus. Vielmehr ist die Gesamtheit der Aussteller jeweils das Highlight der VeggieWorld. Denn auf keiner anderen Messe und auch in keinem noch so gut sortierten Supermarkt, findet man diese Vielfalt an veganen Speisen, Getränken, Accessoires, Kleidungsstücken, Kosmetikartikeln oder Dienstleistungen.
LEADERSNET: Wie wählen Sie die Aussteller für die VeggieWorld aus, und welche Kriterien müssen sie erfüllen?
Schellkes: Das zentrale Kriterium ist, dass alle gezeigten Produkte vegan sein müssen. Darüber hinaus dürfen Produkte oder Dienstleistungen natürlich nicht gegen gute Sitten oder Gesetze verstoßen. Und politisch halten wir uns auch neutral. Danach sind wir für alle und alles offen, weil wir wissen, dass unsere Besucher:innen auch sehr offen sind.
LEADERSNET: Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie derzeit im veganen Markt und wie spiegelt sich das in der VeggieWorld wider?
Schellkes: Interessanterweise spiegeln sich die von mir beobachteten Entwicklungen in den Supermärkten nicht zu 100% auf der VeggieWorld wider. Den Großteil der als "vegan" gekennzeichneten Produkte im Supermarkt macht Fleischersatz aus. Dieser wird auch medial, politisch und häufig auch im privaten Umfeld sehr häufig thematisiert. Auf der VeggieWorld gibt es natürlich auch Anbieter von Fleischersatzprodukten, sie stehen aber nicht so sehr im Fokus, wie im Supermarkt. Das Supermarktregal wird stark von großen Unternehmen dominiert, die aber selten B2C-Messen wie die VeggieWorld als Präsentationsfläche nutzen.
Trends, die sowohl im Supermarkt als auch auf der VeggieWorld zu beobachten sind, gibt es aber natürlich auch. Käsealternativen sind das prägnanteste Beispiel: Es gibt inzwischen sehr viele fantastische Käsealternativen. Mir scheint die Suche nach dem perfekten Käseersatz aber noch nicht abgeschlossen – der Vergleich mit der Suche nach dem heiligen Gral wird oft herangezogen. Für sehr viele Vegetarier ist Käse der Grund dafür, nicht vegan zu leben. Ich höre häufig, dass es den perfekten Ersatz noch nicht gibt.
Ein weiteres Thema sind Meeresfrüchte. In der Entwicklung hinter dem Ersatz für Huhn, Rind oder Schwein noch zurück, aber immer mehr im Kommen – sowohl im Supermarkt als auch auf der VeggieWorld. Und ganz generell geht der Trend unter den veganen Produkten weiter in eine gesündere Richtung – wenn auch alle wissen, dass vegan nicht immer mit gesund gleichzusetzen ist.
LEADERSNET: Inwiefern hat sich die pflanzliche Esskultur seit der Gründung der VeggieWorld verändert, und wie tragen Sie dazu bei? Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Branche der pflanzlichen Ernährung, und wie reagiert Ihre Messe darauf? "Hermann fleischlos" wurde eingestellt und vegane Unternehmen wie Beyond Meat und viele andere kämpfen mit Schwierigkeiten... Wie kommt das bei einem wachsenden Trend in Richtung veganer und vegetarischer Ernährungsformen?
Schellkes: Seit der Gründung der VeggieWorld hat sich die pflanzliche Esskultur sehr stark verändert. Akzeptanz und Verfügbarkeit sind Begriffe, die mir hierzu sofort einfallen. Veganer werden nur noch in Ausnahmefällen als Spinner bezeichnet. Medien und die Wissenschaft bestätigen wiederholt, dass eine vegane Ernährung – wenn man sich gut darum kümmert – sehr gesund ist und es gibt nur noch sehr wenige gastronomische Konzepte, die nicht zumindest einige wenige vegane Gerichte bereithalten.
Warum die genannten Unternehmen ihre kleinen und großen Schwierigkeiten haben – dazu möchte ich mir kein Urteil anmaßen. Das muss ja nicht immer nur und ausschließlich mit dem Markt zusammenhängen. Eine Idee für die Probleme der Hersteller von Fleischalternativen könnte sein, dass vegan lebende Menschen mit der Zeit feststellen, dass sie die klassischen Fleischersatzprodukte gar nicht brauchen, um sich befriedigend ernährt zu fühlen und nichts zu vermissen. Hinzu kommt, dass nicht alle Fleischalternativen als gesund gelten.
LEADERSNET: Welche Rolle spielt die VeggieWorld Ihrer Meinung nach für die Entwicklung und das Wachstum des veganen Marktes in Deutschland und Europa?
Schellkes: Eine überdurchschnittlich große natürlich – nein, Spaß beiseite. Messen sind immer ein Spiegelbild des Marktes – nicht umgekehrt. Somit maße ich mir nicht an zu sagen, dass die VeggieWorld den Markt positiv beeinflusst hat. Indirekt ist dies aber durchaus der Fall. Man muss aber sicherlich unterschiedliche Blickwinkel betrachten: Auf der VeggieWorld kommen viele Endverbraucher zum ersten Mal mit dem Thema Veganismus in Berührung und finden vielleicht Gefallen daran. Oft werden Partner, Freunde oder Familienangehörigen von wiederkehrenden Besuchern "mitgebracht".
Für die Unternehmen, auf der anderen Seite, ist die VeggieWorld ein wichtiges Marketing- und Vertriebsinstrument und somit beeinflusst der Einsatz der VeggieWorld als Instrument wiederum auch den Markt. Unternehmen bekommen direktes, ungefiltertes Feedback, können Produkte von Besuchern bewerten oder ranken lassen, die Mitbewerber beobachten, Kooperationen mit selbigen eingehen, sich inspirieren lassen oder auch einfach nur Vor-Ort-Umsatz generieren.
LEADERSNET: Wie gehen Sie mit der wachsenden Konkurrenz im Bereich veganer Messen um, und was macht die VeggieWorld einzigartig?
Schellkes: In Deutschland sehen wir uns als konkurrenzlos im Bereich B2C Veggie-Messen. Einzigartig ist die VeggieWorld deswegen, weil sowohl die Aussteller als auch die Besucher in einer relevanten Anzahl zu uns kommen – und das bis auf minimale Schwankungen seit Anfang an.
LEADERSNET: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft der VeggieWorld, sowohl in Bezug auf Expansion als auch auf neue Initiativen und welche Rolle spielt die Messe in der Förderung des veganen Lebensstils? Welche Vision haben Sie für die VeggieWorld in den nächsten 5-10 Jahren, und wie möchten Sie die Messe weiterentwickeln?
Schellkes: Seit der Corona-bedingten Pause haben wir das wirtschaftliche Risiko stark eindämmen müssen. Daher fokussieren wir unsere Bemühungen aktuell auf die gut laufenden Standorte. Ausländische Standorte sind immer ein größeres Risiko, da man Mitarbeiter vor Ort braucht, die nicht günstig sind. Außerdem kennen wir keinen Markt so gut wie den Deutschen und sind vielfach auf Empfehlungen Dritter angewiesen. Daher sehe ich für die nächste Zukunft keinen massiven Ausbau der Aktivitäten. Wir beobachten den Markt und die Märkte aufmerksam. Mittel- bis langfristig würde ich die Anzahl der Standorte gerne wieder erhöhen. Aber nicht so schnell, wie beim letzten Mal, sondern mit viel Sorgfalt.
LEADERSNET: Wenn Sie Ihr Unternehmen nicht leiten und nicht der Vater von zwei Kindern sind, und sich nicht um vegane Ernährungsformen kümmern, was machen Sie sonst da draußen?
Schellkes: Vater von zwei Kindern bin ich sehr gerne und mit viel Freude. Fußball spielt bei uns in der Familie eine große Rolle. Beide Kinder spielen sehr aktiv und intensiv, ich bin Trainer einer D-Jugend in unserem Dorfverein und spiele im selbigen bei den alten Herren auch noch aktiv Fußball. Weniger auf Leistung, dafür aber mit viel Freude.
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