Gründer Roland Mack
Europa-Park: Wo Vielfalt noch unpolitisch ist

| Redaktion 
| 16.09.2024

Nächsten Monat feiert Roland Mack seinen 75. Geburtstag, ehe sein Lebenswerk im kommenden Sommer ein halbes Jahrhundert alt wird. Dieses zelebriert die Vielfalt Europas in Form eines einzigartig gestalteten Freizeitparks, ohne damit ein politisches Statement setzen zu wollen. Zu gewissen Vorgängen in EU und Bundesregierung hat Mack nichtsdestotrotz eine klare Meinung.

Gleich hinter Disneyland Paris darf sich der Europa-Park im deutschen Rust als zweiterfolgreichster Park seiner Art auf dem ganzen Kontinent rühmen, wenn es um die Besucherzahlen geht: Rund sechs Millionen Menschen haben 2023 den Weg in den baden-württembergischen Ortenaukreis nahe der französischen Grenze auf sich genommen, um sich vor Ort in Fahrgeschäften oder einem Wasserpark zu vergnügen.

Dabei ist "Europa-Park“ nicht lediglich ein Name, der einladend klingen soll: Das gigantische Areal ist in zahlreiche Themenbereiche aufgeteilt, die jeweils einer europäischen Nation nachempfunden sind – vom Design über die Attraktionen bis hin zum gastronomischen Angebot.

Vielfalt ist geographisch, nicht politisch

Eröffnet wurde der Europa-Park vor 49 Jahren auf Initiative von Roland Mack, dessen Familie seit zweieinhalb Jahrhunderten in den Fahrzeugbau involviert ist. Was als eine Art erlebbare Ausstellungsfläche für die eigenen Kreationen begann, ist heute ein Unternehmen mit dreistelligen Millionenumsätzen und Namenssponsoring eines Fußballstadions. Doch wie blickt Mack fast fünf Dekaden später auf Europa; inner- und außerhalb seines Parks?

Auf dem 95 Hektar großen Areal wird die Vielfalt Europas gelebt. "Wir haben das nie politisch gesehen, sondern geografisch“, stellt Mack im Interview mit dem Handelsblatt klar und erklärt vor diesem Hintergrund auch, warum eine Demontage des russischen Bereiches nie ernsthaft zur Debatte stand: "Wir können den Park doch nicht umgestalten wegen jeder kriegerischen Auseinandersetzung oder wegen jeder politischen Auseinandersetzung. Wenn wir die Politik hier hereinlassen, dann würde es tatsächlich schwierig.“

Europa gemeinsam stark

Apropos "hereinlassen“: Statt für nationale Lösungen an den europäischen Grenzübergängen plädiert Mack dafür, die Außengrenzen der EU gezielter zu schützen. "Ich sehe durchaus die Sorgen der Menschen vor unkontrollierter Einwanderung. Das kostet Milliarden“, erklärt der erfahrene Unternehmer und erkennt: "Die Leute können nicht nachvollziehen, dass sie morgens um sechs zur Arbeit gehen und kaum mehr in der Tasche haben als diejenigen, die hier ohne Erlaubnis einreisen und nichts tun.“

Der Alpenexpress, die aktuelle Attraktion im österreichischen Bereich (Bild: Europa-Park)

Grundsätzlich glaubt Mack weiterhin, dass die "Mehrheit der Bürger in der EU" hinter der Idee eines geeinten Europas steht. Dieses sei gerade auch im globalen Wettbewerb nur mit gebündelten Kräften schlagkräftig.

Allerdings sieht er innerhalb der Europäischen Union dringenden Reformbedarf und verweist etwa darauf, dass der Staatenverbund in den vergangenen drei Jahren 14.000 Gesetze erlassen habe. In den größentechnisch vergleichbaren USA waren es demnach nur 3000. "Die neue Kommission muss dringend anfangen, ihr Regelwerk zu entrümpeln", befindet Mack deshalb.

Viel Energie… für Streit

Bezogen auf die Bundesregierung moniert Mack unter anderem, dass diese "nur am Streiten“ sei und ist sich sicher, dass er seinen Betrieb bei vergleichbaren Zuständen schließen müsste. "Natürlich wird’s bei uns hinter verschlossenen Türen auch mal laut“, beschreibt er. "Aber wenn wir nach draußen gehen, dann reden wir mit einer Stimme. Und wenn es nicht so wäre, käme eine Firma ins Trudeln.“

Häufig kommt es ihm zudem so vor, dass "die Dinge nicht zu Ende gedacht“ werden. Mack verweist beispielhaft auf die Energiepolitik. Das Fehlen von "Stromtrassen vom Norden in den Süden“ bemängelt er hier genauso wie die gegebenen Rahmenbedingungen, vor allem mit Blick auf stark gestiegene Energiekosten.

>> Ergänzende Lektüre: Unser Interview mit Michael Mack, Sohn von Roland und geschäftsführender Gesellschafter im Europa-Park

"Seit 50 Jahren liefert die Bäckerei Armbruster hier aus der Gegend unsere Backwaren“, verrät er und schildert, dass diese 2023 über die Grenze nach Frankreich gezogen sei, um von den dortigen Energiekonditionen zu profitieren. "Nun produzieren die 1,2 Millionen Brezeln am Tag im Elsass“, sagt Mack und fragt sich, "warum wir in Deutschland so etwas einfach so hinnehmen“.

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