Kulinarische Auslaufmodelle
Ladenhüter: Diese Produkte wollen junge Menschen nicht mehr kaufen

| Redaktion 
| 05.09.2024

Kaffeefilter, Sauerkraut, Schmalz – Produkte, die einst feste Bestandteile deutscher Küchen waren, verlieren zunehmend an Bedeutung. Eine Studie zeigt, dass einige dieser Klassiker des kulinarischen Erbes unserer Großeltern bald Auslaufmodelle sein könnten.

Veränderte Ernährungsgewohnheiten und der demografische Wandel tragen dazu bei, dass traditionelle Lebensmittel immer seltener in den Einkaufskörben der jüngeren Generationen landen. Schmalz ist jedenfalls der Verlierer Nummer eins im Generationenwechsel.

Einst war Schmalz aus keiner Küche wegzudenken, doch für viele junge Menschen ist es heute kaum mehr von Interesse. Während die älteren Generationen, insbesondere die vor 1952 geborenen sogenannten "Wiederaufbauer", noch regelmäßig zu tierischen Speisefetten greifen, sinkt die Nachfrage bei den jüngeren Käufern rapide.

Die Verkaufszahlen sprechen eine klare Sprache:

  • Wiederaufbauer (bis 71 Jahre): 41 Prozent
  • Babyboomer (57–71 Jahre): 36 Prozent
  • Generation X (42–56 Jahre): 17 Prozent
  • Millennials (27–41 Jahre): 6 Prozent
  • iBrains (12–26 Jahre): kaum relevant

Der Trend hin zu pflanzlichen Alternativen und der zunehmende Fokus auf gesunde Ernährung haben das Ende der Ära des Schmalzes längst eingeleitet. "Es ist absehbar, dass Schmalz in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung verliert“, prognostiziert Handelsexperte Robert Kecskes vom zu Yougov gehörenden Consumer Panel Services GfK..

Pflanzliche Alternativen dominieren

Der Ernährungswandel wird besonders bei Milchprodukten sichtbar. Millennials und die jüngste Generation – die sogenannten iBrains – setzen vermehrt auf pflanzliche Alternativen wie Soja- oder Hafermilch. Fast die Hälfte des Umsatzes in den Bereichen Trinkmilch, Joghurt und Desserts wird bereits von Konsumenten unter 42 Jahren erzielt. Die Babyboomer, die traditionellere Milchprodukte bevorzugen, machen hingegen nur noch 6 Prozent des Umsatzes aus.

Dieser Trend spiegelt den generellen Wandel der Ernährungsgewohnheiten wider. Pflanzenbasierte Produkte sind längst keine Nischenartikel mehr, sondern haben sich fest in den Einkaufsgewohnheiten der jungen Generationen verankert.

Das Ende des Filterkaffees?

Auch Kaffeefiltertüten und Kondensmilch könnten bald aus den Regalen verschwinden. Während die älteren Generationen noch den klassischen Filterkaffee schätzen, bevorzugen Millennials und iBrains zunehmend andere Kaffeezubereitungen wie Espresso oder Cold Brew. Zwei Drittel des Umsatzes bei Kaffeefiltern entfallen aktuell auf die Wiederaufbauer und Babyboomer, während nur rund 10 Prozent von den jüngeren Generationen stammen.

Sauerkraut: Vom Traditionsgericht zum Ladenhüter

Ähnlich düster sieht es für traditionelle Produkte wie Sauerkraut und Rotkohl aus. Diese einstigen Klassiker der deutschen Küche werden von jungen Konsumenten kaum mehr gekauft. Laut der Studie stammen nur etwa 15 Prozent der Umsätze bei Sauerkraut- und Rotkrautkonserven von Millennials und iBrains. Auch hier zeigt sich: Was einst zu den Grundnahrungsmitteln gehörte, wird von den jungen Generationen zunehmend gemieden.

Kulinarische Auslaufmodelle – ein Blick in die Zukunft

"Viele dieser Lebensmittel laufen Gefahr, zu Auslaufmodellen des kulinarischen Erbes unserer Großeltern zu werden", erklärt Kecskes. Der demografische Wandel, gepaart mit veränderten Ernährungsgewohnheiten, lässt erwarten, dass bestimmte Kategorien in den nächsten Jahren weiter unter Druck geraten werden. Schmalz, Sauerkraut und Kaffeefilter könnten bald genauso in Vergessenheit geraten wie andere Relikte vergangener Generationen.

Für die Hersteller dieser Produkte stellt sich nun die Frage, wie sie sich an den veränderten Markt anpassen können – oder ob es an der Zeit ist, Abschied von einigen dieser traditionellen Lebensmittel zu nehmen. Die Zukunft der deutschen Küche könnte pflanzlicher, internationaler und insgesamt leichter aussehen – und viele der kulinarischen Favoriten unserer Großeltern könnten bald der Vergangenheit angehören.

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