Alters-Studie der Witt-Gruppe
Fünf Erkenntnisse: Wie liebt es sich jenseits der 50?

| Redaktion 
| 04.09.2024

Als Modeanbieter für reifere Frauen will die Witt-Gruppe ihre Kundschaft besser verstehen. Das oberpfälzische Milliardenunternehmen verspricht sich aus der dafür in Auftrag gegeben Studie also vor allem wirtschaftlich verwertbare Informationen – für alle anderen bleibt immer noch ein interessanter Einblick in eine vergleichsweise selten beleuchtete Altersklasse.

"Der zunehmende demografische Wandel führt dazu, dass ältere Bevölkerungsgruppen immer relevanter werden“, erläutert Patrick Boos, Vorsitzender der Geschäftsführung der Witt-Gruppe. Diese ist vor allem für ihre namensgebende Marke und heine bekannt; im geschäftlichen Fokus des Omnichannel-Unternehmens mit Sitz in Weiden steht Bekleidung für Frauen über 50.

"Wir wollen unseren Kundinnen die beste Zeit des Lebens mit ermöglichen”, schildert Boos und führt aus: "Während alle über die Generation Z reden, konzentrieren wir uns daher auf die Generation 50+. Um ein besseres Verständnis für deren Bedürfnisse zu bekommen, haben wir gemeinsam mit rheingold die große Witt-Studie aufgesetzt. Wir wollten wissenschaftlich fundiert herausfinden, wie die Generation 50+ denkt, wie sie liebt und lebt.“

Zur Umsetzung hat das besagte Marktforschungsinstitut rheingold insgesamt 65 zweistündige psychologische Tiefeninterviews und außerdem eine repräsentative Online-Befragung durchgeführt, an der 1061 Personen im Alter von 50 bis 70 Jahren teilgenommen haben. Zentrale Erkenntnis: Menschen Ü50 treten heutzutage insgesamt "deutlich freier und kompromissloser als die Generationen gleichen Alters vor ihr" auf.

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Die Definition von "alt“

Das Grundsätzliche zu Beginn: Mit 72 Jahren gilt ein Mensch als alt. Das denken zumindest die im Rahmen der Studie befragten Frauen – Männer wiederum setzen diese Grenze bereits bei 69 Jahren fest. Grundsätzlich fühlen sich Frauen im Schnitt ganze acht Jahre jünger als ihr biologisches Alter, während die Herrschaften in ihrer Eigenwahrnehmung lediglich sechs Jahre abziehen. Tatsächliches Altsein beginnt aus Perspektive von 74 Prozent der Ü50-Generation letztlich erst, wenn starke körperliche Einschränkungen einsetzen und Autonomie spürbar eingeschränkt wird. Womöglich legen auch deshalb 64 Prozent Wert darauf, Sport zu treiben.


02

Beziehungen: Meist Liebe, manchmal überflüssig

Lediglich acht Prozent der Befragten, die in einer Beziehung leben, gaben Unzufriedenheit mit diesem Zustand zu Protokoll. Vier Prozent wiederum leben eigenen Angaben zufolge in einer reinen Zweckbeziehung – inwiefern sich die beiden genannten Gruppen überschneiden, geht jedoch nicht konkret hervor. Auf der Gegenseite sprechen 63 Prozent aller Befragten von einer tatsächlichen Liebesbeziehung, während immerhin ein Viertel die Wahrheit irgendwo in der Mitte sieht.

Unter Singles hinterlassen Männer in der untersuchten Altersklasse einen insgesamt bindungsfreudigeren Eindruck. Lediglich 46 Prozent von ihnen wünschen sich keine Beziehung, während 57 Prozent der Frauen gern darauf verzichten. Bei den männlichen Suchenden sehnen sich überwiegende 81 Prozent nach der sagenumwobenen Liebe des Lebens; derartig festlegen wollen sich dagegen nur 73 Prozent der prinzipiell beziehungswilligen Single-Damen.  


03

Frauen bevorzugen die Unverbindlichkeit

Die Studie legt nahe, dass die bewusste Verweigerung einer Partnerschaft unter Frauen jenseits der 50 mitunter auf ein erhöhtes Bedürfnis nach Unabhängigkeit und persönlichen Freiräumen zurückzuführen ist. "Frauen in der zweiten Lebenshälfte setzen mehr als früher auf einen Aufbruch ins Unverbindliche“, erklärt Stephan Grünewald, der Gründer des rheingold Instituts. Er ergänzt: "Wir wissen aus früheren Studien, dass sich gerade diese Generation der Frauen in ihren jüngeren Jahren in einem Multiperfektionszwang zwischen Partnerschaft, Familie und Beruf zerrieben hat.“

Patrick Boos, Vorsitzender der Geschäftsführung der Witt-Gruppe (links) und Stephan Grünewald, Gründer des rheingold Instituts (Bild: Witt / rheingold)

Dies kann dazu beitragen, dass sich Frauen in späteren Lebensjahren weniger fest binden möchten. Eine Studienteilnehmerin wird diesbezüglich aus ihrem psychologischen Tiefeninterview zitiert: "Männer nur noch ambulant, nicht mehr stationär“.


04

Sex gehört (meistens) dazu

Fast die Hälfte aller Befragten (49 Prozent) wünscht sich mehrmals monatlich Geschlechtsverkehr, was allerdings nur bei 30 Prozent auch praktisch vorkommt. Auf der anderen Seite geben 22 Prozent an, überhaupt keinen Sex zu haben. Der Anteil der enthaltsam lebenden Menschen erhöht sich innerhalb der untersuchten Personen nennenswert mit steigendem Alter – so liegt er in der Gruppe bei 15 Prozent, während er zwischen 60 und 64 seinen Spitzenwert mit 26 Prozent erreicht.

Große Unterschiede werden deutlich, wenn es um den Stellenwert von Sex im Rahmen der Partnersuche geht. Ein zufriedenstellendes Liebesspiel nimmt demnach für 70 Prozent der Männer eine wichtige Rolle ein, was lediglich 31 Prozent der Frauen so bestätigen wollten. Die Studie beschreibt, dass Männer eher als Frauen dazu neigen, einen gewissen "Status Quo an Vitalität, Mobilität und Flexibilität“ aufrecht halten zu wollen, was die Potenz einschließt. Dazu scheint durchaus passend, dass das Interesse an einer jüngeren Partnerin bei Männern (58 Prozent) viel größer ist als das von Frauen an einem jüngeren Partner (30 Prozent).


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"Senior“ erweist sich als Unwort

Als Bezeichnung für sich und Altersgenossen bevorzugt ein Großteil der Befragten den denkbar neutralen und weitfassenden Begriff "Generation 50+“. Während sich damit 31 Prozent anfreunden können, gehört auch "Baby Boomer“ mit 22 Prozent Zustimmung zu den akzeptieren Titulierungen. Anders steht es um Begriffe wie "Silver Ager“ oder "Best Ager“, während "Senior und Seniorin“ mitunter regelrecht als Beleidigung empfunden werden – zumindest, bis die selbstgesteckte Grenze zum Altsein irgendwann tatsächlich erreicht ist.

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