Gründungsinteresse stark gesunken
Schlechte Bedingungen für Gründer in Deutschland: DIHK schlägt Alarm

Die Bedingungen für Unternehmensgründungen in Deutschland haben sich weiter verschlechtert, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) offenlegt. Der „Unternehmensgründung 2024“-Report zeichnet ein besorgniserregendes Bild.

Der Standort Deutschland droht für Gründer zunehmend unattraktiv zu werden, was gravierende Konsequenzen für die Wirtschaft des Landes haben könnte. Der Präsident des DIHK, Peter Adrian, zeigte sich alarmiert über die Ergebnisse. „Ich mache mir große Sorgen um unseren Standort“, sagte Adrian und verwies auf den deutlichen Rückgang der Gründungsaktivitäten. Besonders bedenklich ist der Rückgang von sechs Prozent bei den beratenden Einstiegsgesprächen zur Existenzgründung, die von den Industrie- und Handelskammern (IHKs) im vergangenen Jahr angeboten wurden. „Das ist ein neuer Tiefststand“, so der Bericht.

Adrian wies darauf hin, dass sich die Abwanderungstendenzen und Produktionseinschränkungen in der Industrie bereits bemerkbar machen. „Wenn jetzt auch noch immer weniger Menschen hierzulande Unternehmen gründen wollen, gehen uns wichtige Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren“, warnte der DIHK-Präsident. Die Entwicklung sei alarmierend, da sie langfristig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährden könne.

Zwar verzeichnete der DIHK bei den individuellen Gründungsberatungen, die auf Grundlage konkreter Geschäftsideen durchgeführt werden, einen Anstieg von 17 Prozent. Diese positive Entwicklung sei jedoch laut dem Verband kein Zeichen für verbesserte Rahmenbedingungen, sondern vielmehr ein Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie. Viele Vorhaben, die während der Krise auf Eis gelegt wurden, würden nun realisiert, heißt es im Bericht.

Komplexe Besteuerung, hohe Bürokratie

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist die sinkende Zufriedenheit der Gründer mit dem Standort Deutschland. In einer Befragung von 952 Gründern, Start-ups und jungen Unternehmen bewerteten die Teilnehmer den Standort mit der Note 3,6 – die schlechteste Bewertung seit Beginn der Erhebungen. Was früher als „noch befriedigend“ galt, wird heute als „ausreichend“ eingestuft, wie der Bericht bilanziert.

Die Kritik der Gründer richtet sich vor allem gegen die komplexe Besteuerung und die hohe Bürokratie in Deutschland. „Enorm gestiegene Kosten und das Dickicht bürokratischer Regelungen ersticken aktuell die Lust am Unternehmertum“, beklagte Adrian. Er forderte eine entschlossene Standortpolitik, um die Bedingungen für Gründer zu verbessern.

Der DIHK sieht in einem Abbau bürokratischer Hürden das wichtigste Handlungsfeld und schlägt neun konkrete Maßnahmen vor. Dazu zählen die Vereinfachung von Formularen, die Erleichterung von Unternehmensgründungen für Ausländer sowie die Einrichtung einer gemeinsamen Anlaufstelle für Neugründungen, um den bürokratischen Aufwand zu reduzieren.

Die alarmierenden Ergebnisse des DIHK-Reports verdeutlichen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Ohne eine Verbesserung der Rahmenbedingungen droht Deutschland seine Position als attraktiver Gründungsstandort zu verlieren – mit weitreichenden Folgen für die Zukunft des Landes.

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