E-Commerce-Vorstoß
TikTok Shop: Deutschland muss warten

| Redaktion 
| 08.08.2024

In den USA oder Südostasien ist TikTok dank einer raffinierten E-Commerce-Integration längst mehr als "nur“ ein anhaltend gefragtes Videoportal. Die Shopping-Funktion sorgt dort für Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe – doch in der Bundesrepublik bleibt Händlern und Herstellern offenbar noch länger Vorbereitungszeit.

Nachdem der US-Kongress im April ein Gesetz verabschiedet hat, das das chinesische Unternehmen ByteDance zum Verkauf seines Videoportals TikTok drängen soll, blickt die Plattform in den Vereinigten Staaten einer ungewissen Zukunft entgegen. Selbst ohne die vorgeworfene Spionage wäre das Betreiben von TikTok nichtsdestotrotz ausgesprochen lohnenswert, was nicht zuletzt der im September 2023 eingeführten Shop-Ebene des Dienstes geschuldet ist.

Diese erlaubt es Verkäufern, ihre Produkte durch die direkte Einbindung in den Content auf der global gefragten Plattform anzubieten. Nach dem Start in ausgewählten asiatischen Märkten und dem Vereinigten Königreich launchte TikTok Shop im letzten Spätsommer in den USA, wo der Dienst nur einen Monat später bereits Verkäufe für etwa sieben Millionen Dollar pro Tag abwickelte. Das Handelsblatt berichtet, dass in den Staaten und Südostasien im vergangenen Jahr zusammengerechnet über 16 Milliarden Dollar umgesetzt werden konnten.

Start in diesem Jahr unwahrscheinlich

Außerdem will die Redaktion von fünf Brancheninsidern bestätigt bekommen haben, dass sich Deutschland in absehbarer Zukunft nicht zu den Märkten mit TikTok Shop gesellen wird: Der einst für die erste Jahreshälfte kolportierte Start in der Bundesrepublik sei auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Eine Nachfrage bei TikTok hat demnach lediglich den Verweis darauf erbracht, dass "konkrete Starttermine zum jetzigen Zeitpunkt“ noch nicht bekannt sind.

"Der Start in Deutschland dürfte erst im kommenden Jahr erfolgen, möglicherweise sogar erst zu Ostern“, wird Alexander Graf, E-Commerce-Experte und Geschäftsführer beim Softwareunternehmen Spryker, zitiert. Graf glaubt, dass europaweit wenn überhaupt nur Spanien noch in diesem Jahr - dann mutmaßlich im Oktober oder November - eigene Erfahrungen mit TikTok Shop machen darf.

Von null auf sieben

Mit Verweis auf das Branchenblatt Bloomberg heißt es, dass ByteDance für das laufende Jahr einen Umsatz von 17,5 Milliarden anpeilt, womit der Shop zum Videoportal schnurstracks zum siebtgrößten Onlinehändler in den USA aufsteigen würde.

Konkrete Gründe für die Verschiebung des Deutschland-Launch werden nicht genannt; Unsicherheiten hinsichtlich des Digital Services Act und dazugehöriger EU-Ermittlungen dürften zumindest einen Beitrag leisten. Doch ob früher oder später: "Wenn Tiktok Shop in Deutschland startet, wird das die Geschäftsmodelle im E-Commerce grundsätzlich verändern“, prognostiziert Alexander Graf, der in der zusätzlichen Vorbereitungszeit für Händler und Hersteller einen Silberstreifen am Horizont sieht.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV