Doomscrolling & co.
Durchs Internet veränderte Kognition: Haben Sie ein Popcorn-Gehirn?

Kurze Infohäppchen statt nachhaltiger Konzentration - der Kreislauf des Strebens nach immer neuen Reizen im Netz kann dazu führen, dass die Aufmerksamkeit wild hin und herspringt. Ein US-Wissenschaftler hat dem Phänomen einen griffigen Namen verliehen: Popcorn Brain.

Haben Sie schon mal vom Popcorn-Gehirn gehört? Keine Sorge, im Kopf poppt es nicht wirklich. Der Begriff ist eine treffende Metapher: So wie Popcorn in der Mikrowelle aufspringt, hüpft auch unsere Aufmerksamkeit von einem digitalen Reiz zum nächsten. David Levy von der University of Washington prägte diesen Ausdruck schon 2011 und beschrieb damit das "elektronische Multitasking“, das unsere Konzentration erheblich beeinträchtigen kann.

Die drei typischen Anzeichen eines Popcorn-Gehirns

1. Schnelle Ablenkung:

Ständige Ablenkung ist das Markenzeichen eines Popcorn-Gehirns. Scrollen wir durch Instagram oder TikTok, lassen wir uns schnell von Werbung oder Nachrichten aus anderen Apps ablenken. Wir springen von einer Seite zur nächsten und zurück, ohne wirklich einen klaren Fokus zu haben. Wenn plötzlich ein Gedanke wichtiger erscheint als das, was wir gerade tun und wir ihm sofort nachgehen, verdeutlicht das eine geringe Aufmerksamkeitsspanne.

2. Mehrere Medien gleichzeitig nutzen:

Menschen mit einem Popcorn-Gehirn haben oft das Bedürfnis, mehrere Geräte gleichzeitig zu nutzen. Eine Serie schauen und gleichzeitig auf dem Handy spielen oder durch soziale Medien scrollen? Das ist typisch! Dieses ständige Gefühl, etwas nebenbei erledigen zu müssen, erschwert es, sich auf nur ein Medium zu konzentrieren.

3. Das Offline-Leben erscheint langsam:

Im Vergleich zur digitalen Welt kann das reale Leben langsam und langweilig wirken. Wenn wir das Bedürfnis haben, Gespräche im echten Leben zu beschleunigen – ähnlich wie beim Abspielen einer WhatsApp-Sprachnachricht auf doppelter Geschwindigkeit – ist das ein weiteres Anzeichen. Die ständige Suche nach neuen Reizen und Erlebnissen führt schnell zu Langeweile im Offline-Modus.

Warum entsteht ein Popcorn-Gehirn?

Die Ursache liegt in unserer schnelllebigen digitalen Welt. Ständige neue Reize durch Nachrichten, Fotos und Videos erschweren es uns, uns auf nur eine Sache zu fokussieren. Viele von uns nutzen die Medien passiv: Wir scrollen, swipen und ziehen weiter. Apps wie Instagram und TikTok sind genau darauf ausgelegt, uns möglichst lange zu fesseln. Informationen werden selten gründlich verarbeitet, sondern impulsiv konsumiert – was die Symptome eines Popcorn-Gehirns verstärkt.

Tipps zur Erhöhung der Aufmerksamkeitsspanne

Ein Popcorn-Gehirn kann durch einfache Maßnahmen beruhigt werden. Eine effektive Strategie ist es, den Medienkonsum einzuschränken und feste Zeiten für die Nutzung von Instagram und co. festzulegen. Bestimmte Räume, etwa das Schlafzimmer oder die Küche, sollten handyfreie Zonen sein, um den Fokus aufs Schlafen oder Kochen zu richten. Nicht-digitale Aktivitäten wie Lesen oder Puzzeln sind ebenfalls hilfreich, um die Aufmerksamkeit zu trainieren. Regelmäßige Pausen, etwa nach 20 Minuten konzentrierten Lesens, sind wichtig, um die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.

Wenn die kurze Aufmerksamkeitsspanne tieferliegende Probleme hat, helfen diese Tipps allerdings nur bedingt. Wer sich ständig in negativen Gedanken verliert, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen und neue Denkmuster zu entwickeln.

Unser digitales Leben mag uns viel bieten, doch es bringt auch Herausforderungen mit sich. Indem wir bewusst mit unserer Aufmerksamkeit umgehen, können wir das Popcorn-Gehirn zähmen und unsere Konzentration wieder auf das Wesentliche lenken.

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