Streitpunkt Privacy Sandbox
Cookie-Kurswechsel bei Google

| Redaktion 
| 23.07.2024

In einem für viele Beobachter überraschenden Schritt hat Google zunächst Abstand von den Plänen genommen, die Cookies von Drittanbietern ab nächstem Jahr aus seinem Chrome-Browser zu verbannen. Für Fachleute bedeutet die Entscheidung Klarheit und weitere Unsicherheit zugleich.

Um "innovative Lösungen zu finden, die den Online-Datenschutz sinnvoll verbessern und gleichzeitig ein werbegestütztes Internet bewahren“, hat Google bereits vor einiger Zeit die Einführung der sogenannten Privacy Sandbox für den hauseigenen Internetbrowser Chrome angekündigt. Im Zuge dessen wären die Cookies von Drittanbietern ab 2025 standardmäßig blockiert worden.

Nach mäßigen Testläufen und weitreichender Kritik an den Plänen sah sich Google zu Wochenbeginn zum Rückrudern veranlasst: Man habe Feedback "von einer Vielzahl von Interessengruppen erhalten, darunter Regulierungsbehörden wie die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) und das Information Commissioner's Office (ICO), Verleger, Webentwickler und Standardisierungsgruppen, die Zivilgesellschaft und Teilnehmer der Werbeindustrie.“

"Informierte Entscheidung“ statt Blockade

Google ist von der Privacy Sandbox grundsätzlich weiter überzeugt und sicher, dass sich "die Gesamtleistung der Privacy-Sandbox-APIs mit zunehmender Akzeptanz in der Branche mit der Zeit verbessern wird“. Nichtsdestotrotz sei man sich ebenso darüber im Klaren, dass "diese Umstellung von vielen Beteiligten viel Arbeit erfordert und Auswirkungen auf Publisher, Werbetreibende und alle an der Online-Werbung Beteiligten haben wird.“

Der aktualisierte Ansatz sieht nun vor, dass Chrome-Usern ermöglicht wird, "eine informierte Entscheidung zu treffen, die für ihr gesamtes Web-Browsing gilt“ und auf eine rigorose Blockade der Drittanbieter-Cookies verzichtet.

"Für die Entwickler ist es wichtig, dass sie datenschutzfreundliche Alternativen haben. Wir werden die Privacy Sandbox APIs weiterhin zur Verfügung stellen und in sie investieren, um den Datenschutz und den Nutzen weiter zu verbessern. Wir beabsichtigen auch, zusätzliche Datenschutzkontrollen anzubieten, und planen daher, den IP-Schutz in den Inkognito-Modus von Chrome zu integrieren“, heißt es weiter im offiziellen Statement zum Einlenken.

Statement des Bundesverband Digitale Wirtschaft

In Deutschland beklagt der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) verloren gegangenes Vertrauen, das sich am ehesten mit zusätzlicher Transparenz zurückgewinnen lasse.

Per eigenem Statement schildert der Verband: "Googles Entscheidung, auch wenn diese sehr spät erfolgte, gibt Klarheit zum Verbleib der Cookies und sorgt gleichzeitig für mehr Unsicherheit in der Digitalen Wirtschaft. Diese Entscheidung beruht am Ende aber auf einem intensiven Dialog mit dem Ökosystem, den wir als Verband immer gefordert und gefördert haben.“

Weiter: "Zahlreiche Akteure haben über die vergangenen Jahre viel in den Umbau investiert – möglicherweise umsonst. Gleichzeitig sind in dieser Zeit nachhaltige Lösungen entstanden, die außerhalb von Cookies bereits erfolgreich arbeiten“.

Der Verband hält einen intensiveren Dialog für notwendig und fordert, "keine weiteren Barrieren durch rechtlich nicht gebotene Vorgaben aufzubauen oder rechtliche Vorgaben gar zu unterminieren.“

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