Project Colossus
Elon Musks Supercomputer sorgt für Unmut in Memphis

| Redaktion 
| 23.07.2024

xAi, das KI-Startup des vielbeschäftigten Unternehmers, baut in der US-amerikanischen Stadt einen Supercomputer. Benannt ist das Projekt nach einem alten SciFi-Thriller, in dem eine Künstliche Intelligenz die Kontrolle über die Erde erlangt – und das ist längst nicht die größte Sorge mancher Menschen in Memphis.

In "Colossus: The Forbin Project” von 1970 geht es um den namensgebenden Supercomputer, der von den USA vor dem Hintergrund des Kalten Krieges entwickelt wird. Zur Überraschung seiner Erschaffer kann der Computer wahrnehmen, dass auch die Sowjets ein entsprechendes Verteidigungssystem gebaut haben. Die beiden Entitäten vereinigen sich und reißen die Kontrolle über die Nuklearwaffenarsenale der Großmächte an sich, womit sie die Welt de facto in der (sprichwörtlichen) Hand halten.

Ehe die Situation im Film eskaliert, kommunizieren Colossus und sein Sowjet-Gegenstück unter anderem mittels mathematischer Gleichungen miteinander, die das menschliche Verständnis deutlich übersteigen und Wissenschaftler erstaunt zurücklassen. Wir wollen davon ausgehen, dass der für seinen eigenwilligen Humor bekannte Musk bei der Namensgebung seines eigenen Supercomputers eher an Momente wie diese als an atomare Machtdemonstrationen gedacht hat…

Dem Stadtrat geht es zu schnell

In jedem Fall hat sich sein KI-Startup namens xAI den Juni über ausgiebig in Memphis breit gemacht, wie ein Posting auf dem ebenfalls im Besitz von Musk befindlichen Onlinedienst X (ehemals Twitter) illustriert. Erst im März hatte sich Musk entschieden, das Projekt in der Stadt im US-Bundesstaat Tennessee in die Tat umzusetzen; die Bauarbeiten in einer leerstehenden Fabrik im Südwesten der Stadt begannen bereits kurze Zeit später und sollen im August beendet sein. In der neuen "Gigafactory of Compute“ möchte das Unternehmen unter anderem den Chatbot Grok trainieren.

Einem Forbes-Beitrag zufolge soll es unter anderem jene Aussicht auf einen schnellen Start gewesen sein, die Elon Musk von Memphis als Standort überzeugt hat. Genau die sorgt im Stadtrat nun jedoch wiederum für Unmut: Der von Musks Team, der Wirtschaftsorganisation Greater Memphis Chamber sowie den örtlichen Versorgungsunternehmen und Auftragnehmern ausgehandelte Deal habe unter Ausschluss der Öffentlichkeit – und des Stadtrats - stattgefunden.

"Wir können kein Projekt begrüßen, das unsere öffentlichen Verfahren zum Gespött macht“, wird LaTricea Adams, Beraterin des Weißen Hauses für Umweltgerechtigkeit und Anwohnerin in Southwest Memphis, zitiert. „Es ist bereits da und wir wissen nichts“, klagt Stadträtin Rhonda Logan derweil mit Blick auf die bisher geringe Transparenz rund um die Entstehung des Rechenzentrums. Sie plädiert dafür, das Projekt auszubremsen und sich zunächst die möglichen Auswirkungen auf die Region gewiss zu machen.

xAI will eigene Infrastruktur stellen

Dabei geht es Mitgliedern des Stadtrates nicht etwa um die Sorge, dass Colossus im Falle erlangter Selbstständigkeit zuallererst Memphis unterjocht: Das xAI-Projekt wird beträchtliche Mengen an Strom und Wasser fordern.

Allein für die Kühlung sollen pro Tag fast fünf Millionen Liter Wasser fällig werden; der Verbrauch für ganz Memphis wird derzeit mit etwa 150 Millionen Liter beziffert. Darüber hinaus will xAI 50 Megawatt (MW) Strom abnehmen, wie Doug McGowen, seines Zeichens CEO beim städtischen Versorgungsunternehmens Memphis Light, Gas and Water (MGLW), vor dem Stadtrat offenbart hat.

In den letzten Jahren hatte die Stadt ihre Bewohner mehrfach aufgefordert, sorgsam mit ihrem Stromverbrauch umzugehen, um eine Überlastung der örtlichen Netze zu vermeiden. Das im Rechenzentrum gebrauchte Wasser soll aus dem Memphis Aquifer gewonnen werden, der Hauptwasserversorgung des Bezirks.

Mittelfristig würde xAI gern mehr Strom beziehen, während die Regelung zur Nutzung des Aquifer zeitlich begrenzt ist – also hat das Unternehmen von Musk kurzerhand in Aussicht gestellt, in beiden Fällen für die nötige Infrastruktur zu sorgen.

Große Chance, große Skepsis

So habe man seitens xAI mündlich zugesagt, die Entwicklung des Rechenzentrums durch ein neues Umspannwerk und eine Grauwasseraufbereitungsanlage zu unterstützen. Jerri Green, Mitglied des Stadtrats von Memphis, verriet Forbes, dass xAI der Stadt "letztendlich die Schlüssel übergeben“ würde; eine schriftlich fixierte Vereinbarung existiert (bislang) jedoch nicht. Der Zuschlag für xAI sei dementsprechend unabhängig von entsprechenden Zusagen erteilt worden.

Laut Sarah Houston, Geschäftsführerin der lokalen Umweltgruppe Protect Our Aquifer, sei das Geschäft eine Möglichkeit, die Wasseraufbereitungsanlage zu erhalten, die sich die Stadt schon seit Jahren wünscht.

Auf der anderen Seite herrscht mancherorts Skepsis, was das Gewicht von Musks Wort betrifft, wenn es um verbesserte Infrastruktur geht: Forbes verweist etwa auf die im Sande verlaufenen Hyperloop-Projekte oder staatliche Schlupflöcher, die Teslas Gigafactory in Texas eine Ausnahme von den lokalen Umweltvorschriften ermöglichen – ein Widerspruch zum "ökologischen Paradies“, das Musk einst für die Gegend um die Anlage angekündigt habe.

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