Anwesenheitspflicht
Abkehr vom Home Office: Rückkehr ins Büro als möglicher Rekrutierungskiller

| Redaktion 
| 16.07.2024

Speziell in den letzten Jahren hat das Home Office einen festen Platz im Alltag vieler Menschen eingenommen. Die Aussicht, die längst gewohnten Vorzüge dieser Arbeitsweise wieder zu verlieren, könnte einer Studie zufolge einen nennenswerten Teil der Führungskräfte zum Jobwechsel veranlassen – und Neueinstellungen verhindern.

In einer zunehmend auf persönliche Freiheiten und die berühmte Work-Life-Balance bedachten Gesellschaft gewinnt das Recht auf Home Office stetig an Bedeutung. Die Ausnahmesituation rund um die Corona-Einschränkungen hat dem Arbeiten in den eigenen vier Wänden (oder an einem beliebigen anderen Ort außerhalb des eigentlichen Büros) vielerorts zusätzliche Selbstverständlichkeit verliehen.

Diese Entwicklung stößt nicht bei allen Arbeitgebern auf ungeteilte Gegenliebe, weswegen ihr mitunter gezielt entgegengewirkt werden soll. So berichtet die Bild beispielsweise von den "harten Tönen“, die SAP-Konzernchef Christian Klein künftig anschlagen möchte: Neben einer stärker auf Leistung basierenden Entlohnungen fordert er eine Anwesenheit im Büro von mindestens drei Tagen pro Woche. Bisher konnten Beschäftigte bei Bedarf komplett remote arbeiten.

In der Videospielbranche sorgten die polnischen Entwickler von Techland kürzlich für Aufhorchen, als sie eine vergleichbare Präsenz von ihren Beschäftigten für die Zukunft vorausgesetzt haben. "Mitarbeiter, die in der Nähe unserer Büros wohnen, werden gebeten, an drei Tagen in der Woche im Büro zu arbeiten. Diejenigen, die vom Ausland aus arbeiten, bitten wir, regelmäßig ins Büro zu kommen, um eine engere Verbindung zu schaffen“, heißt es da laut Eurogamer. Externe aus dem Ausland sollen demnach acht Arbeitstage, verteilt über zwei Monate, in Polen verbringen.

Anwesenheitspflicht verschreckt Führungskräfte

In einem LinkedIn-Beitrag stellt Ursula Vranken - Gründerin und Geschäftsführerin des IPA (Institut für Personalentwicklung und Arbeitsorganisation) - fest, dass entsprechende Maßnahmen nicht nur "normale“ Mitarbeitende verschrecken: Mit Berufung auf eine Gartner-Studie berichtet sie, dass ein Drittel der Führungskräfte zur Aufgabe des aktuellen Jobs neigen würde, sofern sie zum täglichen Gang ins Büro gebeten würden.

Die Umfrage habe zudem ergeben, dass "die Mehrheit der Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder im Büro sehen möchte und sogar über Sanktionen nachdenken für diejenigen, die dem Ruf fernbleiben“ – eine Politik, die sich Vrankens Ansicht nach als "Rekrutierungskiller“ erweisen könnte. Sie zeichnet ein Szenario, in dem eine solche Regelung gegenüber jungen Talenten von Führungskräften verteidigt werden muss, die selbst mit ihr auf Kriegsfuß stehen.

Unternehmen sollten diese Signale wahrnehmen "und eine Kultur schaffen, die nicht nur die Rückkehr ins Büro fördert, sondern auch die neu entdeckten Freiheiten des Homeoffice anerkennt“. Vranken empfiehlt, dabei auf Führungskräfte zu hören… ehe sie sich samt weiterem Personal verabschieden.

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