Handelsblatt-Analyse
Hochprofitabel: Diese Unternehmen erzielen die höchsten Renditen

Eine aktuelle Untersuchung des Wirtschaftsmediums von weltweit über 6.500 Konzernen zeigt: Nur zwei deutsche Unternehmen erzielen seit zehn Jahren Umsatzrenditen von über 20 Prozent. Von insgesamt 309 hochprofitablen Unternehmen stammen demnach nur zwei aus Deutschland.

Ein frappanter Befund ist die Dominanz der Tech-Giganten. Bekannte Technologiekonzerne wie Apple, Alphabet, Meta und Microsoft erwirtschaften seit Jahren Umsatzrenditen von über 20 Prozent. Besonders herausragend war Nvidia im letzten Quartal mit einer beeindruckenden Marge von 59,9 Prozent. Diese Kombination aus hohen Gewinnmargen und steigenden Konzerngewinnen macht IT-Aktien zur erfolgreichsten Branche an der Börse. Doch überraschenderweise sind zwei andere Branchen, gemessen an der Rendite, noch erfolgreicher.

In der Analyse wurden alle börsennotierten Unternehmen weltweit mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Euro unter die Lupe genommen. Von den insgesamt 6.566 analysierten Unternehmen erreichten 309 Konzerne aus 50 Ländern in jedem der letzten zehn Geschäftsjahre eine operative Umsatzrendite von mindestens 20 Prozent. In Deutschland schafften dies nur der Softwarespezialist Atoss und der Betreiber von Wind- und Solaranlagen Encavis.

Deutsche Ausnahmen: Atoss und Encavis

Encavis profitiert von garantierten Einspeisevergütungen, die in den letzten fünf Jahren zu Umsatzrenditen von über 30 Prozent führten. Der Finanzinvestor KKR und die Familie Viessmann haben den hochprofitablen Konzern übernommen und planen, ihn von der Börse zu nehmen. Atoss hingegen erreicht beständig hohe Margen mit Spezialsoftware für den Personaleinsatz, was den Aktienkurs in den letzten zehn Jahren um das 15-fache steigern ließ.

In 31 Ländern gibt es mehr hochprofitable Unternehmen als in Deutschland. Länder wie Italien, Mexiko, Marokko, Bangladesch und Kolumbien übertreffen Deutschland in dieser Hinsicht. Laut Kai Lehmann, Bilanzexperte bei Flossbach von Storch, liegt dies an der Industrieaufteilung: „Die deutsche Konzernlandschaft ist stärker von zyklischen und kapitalintensiven Branchen geprägt.“

Chilenische Enel-Tochter auf Platz 1

Das weltweit profitabelste Unternehmen ist Pehuenche, ein chilenischer Versorger, der im letzten Geschäftsjahr eine Umsatzrendite von 89 Prozent erzielte. Die geringste Marge der letzten zehn Jahre lag 2017 bei immer noch beeindruckenden 67,9 Prozent. Pehuenche, eine Tochter des italienischen Energieriesen Enel, erzeugt Strom aus Wasserkraftwerken und verhandelt die Preise direkt mit der Regierung.

Top 5 der profitabelsten Unternehmen*:

1. Pehuenche (Chile, Versorger): 89,4%
2. Solaria Energia y Medio Ambiente (Spanien, Versorger): 88,0%
3. Alexandria Containers and Goods (Ägypten, Industrie): 80,2%
4. Texas Pacific Land (USA, Öl, Gas und Kohle): 77,0%
5. Newmed Energy (Israel, Öl, Gas und Kohle): 72,8%

* in den letzten zehn Geschäftsjahren ab einem Börsenwert von 1 Mrd. Euro und der Ebit Marge in 2023 in Prozent. Quelle: Handelsblatt, Bloomberg, Handelsblatt Research Institute.

Versorger dominieren die Rangliste

Versorgungsunternehmen dominieren die Liste der profitabelsten Firmen. 65 Unternehmen erreichten in den letzten zehn Jahren kontinuierlich operative Umsatzrenditen von über 20 Prozent. Darunter befinden sich viele Stromerzeuger wie China Yangtze, Cecep Windpower und SDIC Power. Der größte westliche Konzern in dieser Kategorie ist American Water, das regelmäßig Umsatzrenditen von über 30 Prozent erzielt. Auf dem zweiten Platz der profitabelsten Branchen steht die Industrie mit 61 Unternehmen, die seit mindestens zehn Jahren Umsatzrenditen von mehr als 20 Prozent erzielen.

Branchen-Ranking der Unternehmen mit Umsatzrenditen von über 20 Prozent in den letzten zehn Jahren, Anzahl*:

1. Versorger: 65
2. Industrie: 61
3. Technologie: 38
4. Zyklische Konsumgüter: 28
5. Pharma, Biotechnologie: 24
6. Telekommunikation: 23
7. Basiskonsumgüter: 22
8. Öl, Gas und Kohle: 17
9. Gesundheitsdienstleister: 16
10. Grundstoffe: 9
11. Chemie: 6

* Quelle: Handelsblatt, Bloomberg, Handelsblatt Research Institute

Ein prominentes Beispiel in der Industrie ist Union Pacific, das seit einem Jahrzehnt konstante Renditen von über 35 Prozent verzeichnet. Hochprofitabel sind auch andere Eisenbahnbetreiber wie Canadian National Railway und Schienennetzbetreiber wie Norfolk Southern.

IT-Branche: Hochprofitabel und wachstumsstark

Die IT-Branche umfasst weltweit 38 Unternehmen mit Umsatzrenditen von über 20 Prozent. TSMC sticht hier mit über 40 Prozent Rendite in allen zehn untersuchten Jahren heraus. Der taiwanesische Chip-Auftragsfertiger produziert für viele große Technologiekonzerne und hat somit eine nahezu monopolartige Stellung.

Europas größte Softwarefirma: SAP

SAP, Europas größter Softwarehersteller, beeindruckt seit Jahrzehnten mit zweistelligen Umsatzrenditen. In sieben der letzten zehn Jahre erzielte SAP eine operative Marge von über 20 Prozent. Apple ist außerdem ein Beispiel für ein Unternehmen, das aufgrund seiner Marktführerschaft, stetig steigender Einnahmen, einem eigenen Ökosystem und Krisenresistenz hohe Preise durchsetzen kann. Seit mehr als einem Jahrzehnt verbleibt bei Apple über ein Viertel des Umsatzes als Gewinn.

Die Analyse zeigt, dass die Profitabilität stark von der Branche und der spezifischen Marktstellung abhängt. Unternehmen in kapitalintensiven und staatlich regulierten Sektoren, wie Versorger und bestimmte Industriezweige, erzielen oft höhere Margen als andere Branchen.

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