Dreiste Werbelüge prämiert
Alete gewinnt Goldenen Windbeutel 2024: Zuckerbomben im Visier der Verbraucher

| Redaktion 
| 02.07.2024

Die Verbraucherorganisation foodwatch hat Alete erneut den Goldenen Windbeutel verliehen. Rund 57 Prozent der über 55.000 Teilnehmer der Online-Abstimmung wählten die Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt zur dreistesten Werbelüge des Jahres.

Der Kinder-Snack, beworben als "ohne Zuckerzusatz", besteht zu 72 Prozent aus Zucker. Dies ist bereits das dritte Mal, dass Alete diesen Negativpreis erhält.

Alete wirbt mit dem Slogan "ohne Zuckerzusatz", doch die Obsties enthalten hauptsächlich natürlichen Fruchtzucker, der laut foodwatch genauso ungesund ist wie normaler Haushaltszucker. Nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dürften Produkte mit einem derart hohen Zuckergehalt nicht an Kinder vermarktet werden. "Wie oft sollen wir Alete denn noch mit dem Negativpreis auszeichnen, damit der Konzern keine Zuckerbomben mehr an Kinder vermarktet?" kritisierte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch.

Stellungnahme von DMK

In einer E-Mail an foodwatch äußerte sich das Deutsche Milchkontor (DMK), zu dem Alete gehört, zur Kritik. Das Unternehmen erklärte, dass bei den Obsties keine Zutat für eine süßende Wirkung eingesetzt werde und der Zucker ausschließlich aus dem verwendeten Fruchtpüree und dem Magerjoghurt stamme. Das spezielle Herstellungsverfahren führe zu einer Aufkonzentrierung des natürlichen Fruchtzuckers. "Wir ordnen unsere Obsties daher als süßen Snack und nicht als Obstersatz ein und geben auf der Verpackung klar an, dass Kinder maximal eine Portion Obsties täglich ‚snacken‘ sollten. Diese entspricht in etwa 5 g Obsties. Bezogen auf diese Portion beträgt die tägliche Aufnahme an Zucker durch unser Produkt lediglich 3,6 g," so der External Communications Manager der DMK Group.

Weiterhin verweist das DMK auf die Empfehlungen renommierter Institute und Verbände. Das Forschungsdepartement Kinderernährung hält es für vertretbar, maximal 10 Prozent des Tagesbedarfs an Energie durch süße oder herzhafte Snacks zu decken. Die European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) empfiehlt maximal 5 Prozent des Gesamtenergiebedarfs durch freie Zucker zu decken. "Aufgrund der lebensmittelrechtlich korrekt deklarierten Verpackung und den transparenten Angaben zum Zuckergehalt und der empfohlenen Portionsgröße können wir eine etwaige Täuschung des Verbrauchers nicht nachvollziehen," so das DMK weiter.

Forderungen an die Politik: Schutz der Kindergesundheit

foodwatch fordert die Bundesregierung auf, wirksame Maßnahmen gegen die Vermarktung ungesunder Lebensmittel an Kinder zu ergreifen. Insbesondere müsse die FDP ihren Widerstand gegen das Kinderschutzgesetz von Bundesernährungsminister Cem Özdemir aufgeben. "Statt die Profitinteressen der Konzerne zu schützen, muss die Bundesregierung der Kindergesundheit oberste Priorität einräumen", so Siegmann.

Breite Zustimmung für Negativpreis

Neben den Alete Obsties waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2024 nominiert. Die vollständigen Ergebnisse:

  1. Platz: Alete bewusst Obsties von Deutsches Milchkontor (Humana Vertriebs GmbH) (57,1 Prozent)
  2. Platz: Langnese Cremissimo Bourbon Vanille von Unilever (26,8 Prozent)
  3. Platz: Veganer Schinken Spicker Mortadella von Rügenwalder Mühle (11,1 Prozent)
  4. Platz: Offset Nutrition Pretty Little Meal Bar von Famous Brands GmbH (2,9 Prozent)
  5. Platz: Heisse Tasse Champignon Creme von GB Foods Deutschland GmbH (2,2 Prozent)

Ein wiederkehrendes Problem

Bereits 2014 und 2017 erhielt Alete den Goldenen Windbeutel für Produkte mit hohem Zucker- und Kaloriengehalt. Trotz Anpassungen bleibt die Kritik bestehen. 

Der Goldene Windbeutel wird seit 2009 verliehen, um auf Verbrauchertäuschung im Lebensmittelbereich hinzuweisen. In diesem Jahr wurde der Preis zum 13. Mal vergeben.

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