Rückverteilung von Erbe
25 Millionen gegen Ungleichheit: Marlene Engelhorns Guter Rat hat sich festgelegt

| Redaktion 
| 19.06.2024

Über drei Monate hinweg hat ein von der Nachfahrin des BASF-Gründers einberufener Bürgerrat darüber entscheiden dürfen, wie das an sie vererbte Vermögen zugunsten der österreichischen Gesellschaft rückverteilt werden soll. Nun hat die Initiative ihre Ergebnisse mitgeteilt.

Im März haben wir darüber berichtet, dass der von Millionenerbin Marlene Engelhorn einberufene Gute Rat für Rückverteilung verteilt über sechs Wochenenden in Salzburg tagen würde. Bis zum Juni sollten die 50 darin vertretenen Personen, die einem möglichst breiten Querschnitt der österreichischen Gesellschaft entsprechen, 25 Millionen Euro (weitgehend) uneingeschränkt nach eigenem Ermessen verteilen.

Das dafür notwendige Budget kommt von der jungen Wienerin, die Nachfahrin von Friedrich Engelhorn ist – der Gründer der Badische Anilin- und Sodafabrik, heute als BASF ein börsennotierter Chemiekonzern mit einem Umsatz von fast 69 Milliarden Euro in 2023. Nach dem Tod ihrer Großmutter erbte Marlene Engelhorn vor beinahe zwei Jahren eine nicht spezifizierte Geldsumme, von der sie dem Guten Rut zur Umverteilung einen Großteil zur Verfügung gestellt haben soll.

Weniger Ungleichheit, mehr Chancen

Mittlerweile ist es Juni, der Gute Rat hat in der Zwischenzeit planmäßig getagt und unter Zuhilfenahme diverser Fachleute bestimmt, wie das Erbe von Engelhorn rückzuverteilen ist. Projektleiterin Alexandra Wang erklärte auf der dazugehörigen Pressekonferenz, dass es den 50 Stimmberechtigten in erster Linie darum ging, "die Ungleichheit in der Gesellschaft [zu] verringern und jenen, die benachteiligt sind, mehr Chancen [zu] geben“. Die Konferenz ist hier in Gänze zu sehen:

Insgesamt werden 77 Organisationen von den 25 Millionen Euro profitieren, die sich in Bereichen wie Naturschutz, Wohnen, Bildung, soziale Gerechtigkeit, Demokratiebildung, Steuergerechtigkeit oder der Unterstützung für Diskriminierungsopfer einsetzen.

Vier der Organisationen überspringen die Ein-Millionen-Grenze. So darf sich niemand über mehr finanzielle Zuwendung freuen als der Naturschutzbund Österreich, dem der Gute Rat rund 1,63 Millionen Euro zuspricht. Auch das Neunerhaus (Obdachlosenhilfe, bekommt 1,59 Millionen Euro), das Momentum Institut / Verein für sozialen Fortschritt mit knapp 1,23 Millionen Euro sowie Attac Österreich mit 1,07 Millionen Euro gehören zu den siebenstellig Begünstigten.

Die Top Ten gestalten sich wie folgt; eine komplette Auflistung der Ergebnisse stellt der Gute Rat hier bereit.

  1. Naturschutzbund Österreich 1.632.400 Euro
  2. Neunerhaus 1.590.000 Euro
  3. Momentum Institut 1.226.000 Euro
  4. Attac Österreich 1.070.000 Euro
  5. Schule im Aufbruch 936.000 Euro
  6. Teach for Austria 924.000 Euro
  7. Klagsverband 860.000 Euro
  8. Arche Noah 738.400 Euro
  9. World Inequality Lab 640.000 Euro
  10. Die Armutskonferenz 578.400 Euro

Wie unsere Leadersnet-Kollegen in Österreich bereits bemerkt haben, sorgt das vorteilhafte Abschneiden des Momentum Institut mancherorts für hochgezogene Augenbrauen, schließlich war die nun beim Guten Rat zuständige Projektleiterin Alexandra Wang dort selbst einst beschäftigt. Die vier repräsentativ bei der Pressekonferenz anwesenden Ratsmitglieder gaben jedoch an, nicht in ihrer Entscheidungsfindung beeinflusst worden zu sein.

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