Aktienmärkte: Noch neun optimistische Monate?

| Redaktion 
| 21.01.2024

In einem Interview verrät Aktienexperte Peter C. Oppenheimer, was den „optimistischen Zyklus" an der Börse beenden könnte. Auf dem europäischen Markt sieht er insbesondere in den lokalen Schwergewichten sichere Anlegeoptionen.

"Insgesamt befinden wir uns noch im optimistischen Zyklus", stellt Peter C. Oppenheimer fest. Damit beschreibt er eine Zeitspanne, in der Kurse und Bewertungen auf dem Aktienmarkt in die Höhe gehen. Selbstverständlich unterliegen Phasen wie diese keinen festen Deadlines – im Interesse der groben Einordnung verweist Oppenheimer allerdings darauf, dass solch ein optimistischer Zyklus im US-Leitindex S&P 500 durchschnittlich etwa 22 Monate andauert.

Unter dem Dach von Goldman Sachs arbeitet Oppenheimer als "Chefstratege für globale Aktien", wie es das Handelsblatt nennt. Im Übrigen ist er keineswegs mit jenem Peter Oppenheimer zu verwechseln, der 2014 von Apple in den Vorstand der Investmentbank gewechselt ist. Der Düsseldorfer Publikation hat der bereits 2006 zum Partner ernannte Oppenheimer ein lesenswertes Interview gegeben, in dem er unter anderem seine Einschätzung zum frisch angebrochenen Jahr an der Börse teilt.

Starke Schwankungen, aber positive Prognose

Der Aktienexperte schildert, dass der aktuelle Trend seit etwa 13 Monaten, also seit Ende 2022, zu beobachten ist. Vom historischen Durchschnitt ausgegangenen, käme das Ende des optimistischen Zyklus im kommenden Herbst also kaum überraschend. Ausschlaggebend für den letztlichen Zeitpunkt könnten Oppenheimer zufolge unter anderem die derzeitigen Kriegsherde in der Ukraine und im Nahen Osten sein. Seit Wochen ist beispielsweise zu beobachten, wie sich der Gaza-Konflikt auf Handelsrouten im Roten Meer auswirkt – und während gestörte Lieferketten zu geringerem Wirtschaftswachstum führen, sorgt das wiederum für eine langsamer sinkende Inflation.

Im Handelsblatt fasst Oppenheimer zusammen: "Es wird wohl auch in diesem Jahr deutliche Schwankungen geben. Insgesamt rechnen wir jedoch mit einem guten Aktienjahr". Dabei hält er Erträge zwischen acht und zehn Prozent für plausibel. Zu seiner insgesamt eher positiven Prognose trägt auch die Annahme bei, dass die US-Notenbank den Leitzins womöglich schon im März senkt. Ebenso sieht er auf Seiten institutioneller Investoren noch viel Kapital in Form von Geldmarktfonds, das abermals dem Aktienmarkt zugutekommen könnte.

Was empfiehlt der Fachmann?

Anlegern rät Oppenheimer zu einer möglichst großen Diversifizierung des eigenen Aktienportfolios. "Der US-Aktienmarkt hat alle anderen Märkte geschlagen", blickt er auf das letzte Jahrzehnt zurück und identifiziert dabei vor allem eine Tech-Industrie im Aufschwung als elementaren Faktor. Obwohl Wertpapiere entsprechender Unternehmen nach wie interessant seien, geht der Fachmann für die absehbare Zukunft davon aus, dass „andere US-Unternehmen einen deutlicheren Beitrag zur Performance des S&P 500" leisten.

Neben dem japanischen sieht Oppenheimer auch im europäischen Aktienmarkt nennenswertes Potential. Auf dem Kontinentalmarkt hebt er die "elf europäischen Schwergewichte" hervor, die sich aus einigen der „größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung" zusammensetzen. Zwischen Pharma- und Tech-Konzernen registriert Oppenheimer hier etablierte Marken, die stetig wachsen und ansprechende Dividenden auszahlen.

Nicht zu vergessen ist außerdem der nächste Superzyklus: So definiert der Goldman-Sachs-Experte eine über Jahrzehnte anhaltende Phase, die durch bestimmte "tiefgreifende Veränderungen" in die Wege geleitet wird. Obwohl Oppenheimer nicht glaubt, dass sich der Hype um ChatGPT und ähnliche Modelle 2024 wiederholen wird, ist Künstliche Intelligenz für ihn der Treiber eines solchen neuen Superzyklus, der "langfristig positive Auswirkungen" auf die Märkte haben werde.

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