Die Fitnessstudios in Deutschland verzeichnen zusammengenommen über zehn Millionen Mitglieder. Diejenigen, die regelmäßig vor Ort (und nicht gerade selbst Studiobesitzer) sind, werden dem Januar mit gemischten Gefühlen entgegenblicken: Neujahrsvorsätze machen den ersten Monat eines jeden Jahres für gewöhnlich zum anmeldungsstärksten; die Trainingsfläche füllt sich in den ersten Wochen merklich. Erfahrungsgemäß dauert es jedoch nicht einmal bis zum Frühling, ehe sich der Andrang lichtet und Mitgliedschaften wieder gekündigt oder stillschweigend aus der Ferne weitergezahlt werden.
Der in Essen ansässige Studiobetreiber FitX, 2009 gegründet und zweitgrößter seiner Art in Deutschland, würde seine neuen und bestehenden Mitglieder im kommenden Jahr gern regelmäßiger begrüßen. Aus diesem Grund wurde der hauseigene Trainingsexperte Daniel Gutsmann nach Tipps befragt, die skeptischen Neueinsteigern auf ihrem Weg zum waschechten Sportsfreund helfen sollen.
Mit Plan zum (realistischen) Ziel
Gutsmann ist bei FitX für die Weiterbildung des Trainingspersonals in mehr als 100 Studios verantwortlich und kann Einsteigern nur ans Herz legen, gerade zu Beginn auf den Rat der Experten zu hören. Dazu gehört ein auf persönliche Umstände und Ziele angepasster Trainingsplan. „Dabei sollte man immer ehrlich sein - zu dem Trainer oder der Trainerin, aber vor allem zu sich selbst", unterstreicht Gutsmann. Ein Trainingsplan sollte mindestens vier Wochen lang gewissenhaft befolgt werden, damit sich ein Gefühl dafür entwickeln kann, was funktioniert und was angepasst werden sollte.
Apropos Ziele: Der FitX-Fachmann warnt davor, zu schnell zu viel zu wollen – ein in den meisten Fällen sicheres Rezept, um irgendwann vom vermeintlich ausbleibenden Erfolg enttäuscht zu sein und die Flinte ins Korn zu werfen. Eine der wichtigsten Eigenschaften eines effizienten Trainings ist jedoch, dass es regelmäßig stattfindet und in gewisser Frequenz fest in den Alltag integriert wird.
Um dauerhaft motiviert zu bleiben, rät Gutsmann zum Abstecken von realistischen Meilensteinen: „Mit einem Meilenstein ist zwar eine Herausforderung, aber nicht direkt der erste Triathlon gemeint. Es geht eher um das Ziel, in sechs Wochen einen ersten sauberen Klimmzug zu schaffen oder eine bestimmte Kilometerzahl auf dem Laufband zu erreichen."
Abwechslung und Zusammengehörigkeit
Der ursprünglich ausgearbeitete Trainingsplan sollte keineswegs als monatelang geltendes Gesetz verstanden werden. Zur Überprüfung des Status Quo nach einigen Wochen im Training gehört Gutsmann zufolge bestenfalls auch eine gewisse Offenheit für Neues. „Statt nur auf Geräte- und Hanteltraining zu setzen, kann man mal einen Indoor-Bike-Kurs besuchen und neue Impulse bekommen. So findet man Schritt für Schritt heraus, was den ganz persönlichen Vorlieben entspricht, einem Spaß macht und guttut. Die eigene, individuelle Routine zu entwickeln, hilft maßgeblich bei der langfristigen Motivation."
Das Zusammengehörigkeitsgefühl auf der Trainingsfläche stellt Daniel Gutsmann ebenfalls als wichtigen Motivationsfaktor heraus und empfiehlt speziell Neueinsteigern einen Trainingspartner. Das Training fällt gemeinsam leichter, das Absagen jedoch schwerer – in den ersten Monaten eine gewinnbringende Kombination. Gleichzeitig sei angemerkt, dass Personen ohne willige Gym-Begleitung keinesfalls aufgeschmissen sind: Auch abseits des Studiopersonals freuen sich viele erfahrene Stammgäste, ihr durch mühsame Arbeit erlangtes Wissen weiterzugeben und aus Gelegenheitssportlern gleichgesinnte Überzeugungstäter zu machen.
Wer regelmäßig zu einer vergleichbaren Uhrzeit trainiert, wird schnell auf wiederkehrende Gesichter stoßen. So können selbst introvertierte Neulinge ausloten, wer sowohl kompetent als auch zugänglich wirkt. Kleine Hilfestellungen auch unter Fremden (beispielsweise das Spotten beim Bankdrücken) sind klassische Eisbrecher im Gym, durch die man auf organische und ungezwungene Weise in Kontakt treten kann. Auch Gutsmann rät durchaus richtig vom selbstkritischen Vergleich mit anderen Trainierenden ab – gleichzeitig lässt man die spannende Chance auf vermitteltes Knowhow links liegen, wenn man das Training seiner direkten Umgebung ignoriert. Und womöglich lernt man nebenher ja sogar ein paar nette Menschen kennen?
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