Fintech-Start-ups werden aufgrund eines schwierigen Marktumfelds zunehmend dazu gezwungen, die Bewertungen ihrer Aktien deutlich nach unten zu schrauben. Prominente Opfer der aktuellen Entwicklung sind der kalifornische Online-Bezahldienst Stripe und der schwedische Zahlungsanbieter Klarna. Laut den US-Finanzexperten von PitchBook sind das aber nur zwei Namen aus einer langen Liste von 81 Firmen, deren Bewertungen dieses Jahr stark eingebrochen sind.
Steigende Zinsen und Rezession
"Fintechs sind sehr empfindlich, wenn es um steigende Zinssätze und das potenzielle Risiko einer Rezession geht", heißt es in einem Bericht von USA Today, der unter anderem auf Zahlen von PitchBook und einen aktuellen Artikel des Wall Street Journal verweist. In diesem wird unter Verweis auf anonyme Quellen erklärt, dass im Fall von Stripe der Vorstand erst kürzlich einer Herabstufung der internen Bewertung der eigenen Aktien um 28 Prozent zugestimmt haben soll. Mit einem Preis von 29 Dollar (rund 28,5 Euro) schrumpft die Gesamtbewertung damit auf 74 Milliarden Dollar (rund 72,8 Milliarden Euro).
"Das Herabstufen der Bewertung aufgrund von gegenwärtigen Marktsituationen ist etwas, das im privaten Sektor passieren kann. Stripe ist nun einmal ein privates Unternehmen", meint Nicole Valentine, Fintech-Director am Center for Financial Markets des Milken Institute. Gerade die Inflation würde bei Fintechs sehr schnell Wirkung zeigen. "Wenn ich eine kleine Firma bin, die auf der Suche nach einer Fintech-Lösung ist, steigen die Kosten deutlich an. Man sollte sichergehen, dass diese Unternehmen gewillt sind, kurzfristig Kosten zu akzeptieren, um dann langfristig ein Investment zu kreieren, das sich auch auszahlt", so die Expertin.
"Wird die Spreu vom Weizen trennen"
Stripe ist aber nur ein Beispiel eines prominenten Fintechs, das den Abwärtstrend zu spüren bekommt. Noch härter hat es etwa den schwedischen Zahlungsanbieter Klarna getroffen, der unlängst bekannt gab, dass seine Bewertung von seinen Investoren um 85 Prozent auf nur mehr 6,7 Milliarden Dollar (rund 6,6 Milliarden Euro) zusammengestaucht worden ist. Um mehr als 60 Prozent abgerutscht sind auch die Aktien der Bezahldienstleister von PayPal und Block Inc. "Diese inflationäre Periode wird im Fintech-Sektor die Spreu vom Weizen trennen und zeigen, welche der Firmen sich länger am Leben halten können und welche nicht", betont Valentine. Für sie ist dies aber auch eine Möglichkeit für Innovationen. (pte)
www.pitchbook.com
Kommentar schreiben