Die Flucht aus der Ukraine und das Studium in Deutschland

Ukrainische Studierende stehen vor zahlreichen Herausforderungen.

Tausende Menschen flohen und flüchten derzeit aus der Ukraine, darunter auch zahlreiche Studierende. Viele haben in ihrer Eile und Todesangst wichtige Unterlagen wie unter anderem Schul- oder Studiennachweise zurückgelassen. Die geflohenen Student:innen hoffen nun trotzdem auf eine Möglichkeit, ihr Studium in Deutschland fortzusetzen.

Im Moment ist allerdings unklar, ob und wie dies möglich ist. Außerdem ist ebenfalls ungewiss, wie hoch der Anteil an Studierenden der über 600.000 nach Deutschland geflüchteten Menschen ist. Trotz der Einführung diverser Sonderregelungen, die die Aufnahme und Fortsetzung des Studiums erleichtern sollen, herrscht große Unklarheit über die nächsten Schritte.

Zu wenig Hilfestellung für ukrainische Studierende

Wie das Onlinemagazin jetzt.de berichtet, wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eine zentrale Kontaktstelle eingerichtet um, Studierenden eine Hilfestellung anzubieten. Diese Kontaktstelle wurde vom "Deutschen Akademiker Autauschverband" eingerichtet und umgesetzt, bietet allerdings nur wenig Orientierungshilfe. Denn wie der "Freie Zusammenschluss von Student:innenschaften" (FZS), gegenüber jetzt.de angibt sind auf der umgesetzten Website lediglich zahlreiche Links in deutscher Sprache zu finden. Diese verweisen zwar auf verschiedene Hilfsangebote, trotzdem kritisiert der FZS ein überparteilicher Dachverband von Studierendenvertretungen, diese Übersicht und bezeichnet sie als nicht hilfreich.

Die Mitglieder des FZS würden sich vielmehr eine zentrale Anlaufstelle in Form einer Telefon-Hotline und eine Extra-Website mit den benötigten, gebündelten Informationen in den jeweiligen Sprachen wünschen. Aus diesem Grund arbeitet die Studierendenvertretung gerade an einem passenden Hilfsangebot für die Betroffenen in Form einer eigenen Plattform und auch der "Deutsche Akademische Austauschdienst" überarbeitet sein bisheriges Angebot.

Laut jetzt.de zeigt sich die Studierendenvertretung noch nicht zufrieden, eine Sprecherin des FZS kritisiert, dass die meisten Hilfsangebote der Hochschulen je nach Standort stark variieren. Für sie sieht die momentane Lage folgendermaßen aus: "Während einige Hochschulen sehr hilfreiche Informationsseiten aufgebaut haben und Angebote wie Sprachkurse für die ankommenden Studierenden organisieren, passiert an anderen Hochschulen außer Solidaritätsbekundungen bisher gar nichts."

Studierende mit großen Hürden konfrontiert

Allerdings erschweren nicht nur eventuelle Sprachbarrieren oder unzureichende Hilfsangebote das Fortsetzen des Studiums. Ein großes Problem für die Studierenden sind zusätzlich die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem ukrainischen Hochschulsystem. Denn wie betroffene Student:innen jetzt.de gegenüber erwähnen, wissen diese gar nicht wie das deutsche Hochschulsystem funktioniert.

Das sieht auch Sofiia Petrus, eine der Betroffenen so: "Ich habe das Gefühl, dass sich das System hier sehr unterscheidet von dem in der Ukraine. Ich werde auf jeden Fall etwas Zeit und die Hilfe von einheimischen Studierenden brauchen." Im Gespräch mit dem Onlinemagazin wird als weitere Schwierigkeit, bei der Fortsetzung des Studiums, die Studienfinanzierung betrachtet. Viele der geflohenen Student:innen haben ein großes Problem mit der Unterbringung und den damit verbundenen Kosten. Dieses Problem schildert unter anderem Emiliia Mitskevych. Sie gesteht: "Ich kann es mir schlicht nicht leisten, ein Zimmer oder eine Wohnung zu mieten." Die Studentin erhält zwar Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, doch einen Anspruch auf BAföG hat sie mit ihrem allerdings Aufenthaltstitel nicht.

Ein Sprecher des BMBF begründet, jetzt.de gegenüber, den Grund für die Entscheidung folgendermaßen: "Eine Förderungsberechtigung setze 'grundsätzlich eine gewisse Bleibeperspektive' voraus. Dies sei für den Großteil der geflohenen Studierenden jedoch nicht der Fall. Darüber hinaus stellen ebenfalls vorhandene Sprachbarrieren die Betroffenen vor große Herausforderungen, meint Johannes Glembek vom Bundesverband ausländischer Studierender, gegenüber dem jetzt.de. Zwar bieten einige Hochschulen englischsprachige Masterstudiengänge an, trotzdem findet der Großteil der Lehrveranstaltungen in den Studiengängen in deutscher Sprache statt.

Kritik für Beschluss

Damit den geflohenen Schülern und Studierenden aufgrund der aktuellen Lage in ihrem Heimatland kein Nachteil entsteht, wurde eine Sonderregelung eingeführt, die es ermöglicht, trotz fehlenden Schulabschlusses in Deutschland ein Studium zu beginnen. Diese sorgt allerdings sowohl für Begeisterung als auch für Empörung, der Vorwurf an die Kultusministerkonferenz: Doppelmoral und Rassismus.

Wie mads.de berichtet, drückt der Aktivist Atay Küçükler nun auf Instagram seinen Unmut aus: "Ich bin sauer auf Deutschland und deren Doppelmoral, wenn es darum geht, hilfsbereit zu sein oder nicht", schreibt er und bezieht sich damit auf die Sonderregelung. Weiters meint Küçükler: "Es ist schön, dass Menschen aus der Ukraine diese Möglichkeit bekommen, aber warum gilt das nicht für alle Schutzsuchenden?" Auf Instagram vertritt er diese Meinung jedenfalls nicht alleine, zahlreiche User:innen sehen das ähnlich. (tk)

www.bmbf.de

www.fzs.de

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