Verluste deutlich verringert; 1000 Stellen abgebaut
Deutsche Bahn: Weniger Pünktlichkeit, mehr Umsatz

| Redaktion 
| 27.03.2025

Viele können im Alltag nicht ohne sie - doch auch mit ihr ist es keineswegs immer einfach: Die Deutsche Bahn. Vor dem Hintergrund des Sanierungsprogramms S3 teilt das Unternehmen die Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr, die durch den "schlechten Zustand der Infrastruktur" geprägt ist. Im Interesse schwarzer Zahlen sollen in den nächsten Jahren außerdem rund 10.000 Stellen gestrichen werden.

Einen Konzern in der Krise kann man relativ leicht daran erkennen, wenn ein operativer Verlust (EBIT, bereinigt) von 333 Millionen Euro als positivster Aspekt einer Pressemitteilung hervorgehoben wird.

Fairerweise handelt es sich in der Tat um eine deutliche Verbesserung gegenüber 2023, als das Minus an dieser Stelle noch satte 1,8 Milliarden Euro größer war. Die verbesserte Bilanz ist vor allem Ausgleichszahlungen des Bundes für Instandhaltungsmaßnahmen in der Infrastruktur zu verdanken.

Der Konzern konstatiert, dass verschiedene Aspekte im vergangenen Jahr für wirtschaftliche Herausforderungen gesorgt haben; allem voran der offenkundig "schlechte Zustand der Infrastruktur". Im Fernverkehr zum Beispiel ist die Pünktlichkeit von 64 auf 62,5 Prozent zurückgegangen. Neben Störungen wirken sich demnach auch Baustellen und Streiks negativ aus.

Vor allem Fernverkehr leidet unter schlechtem Schienenzustand

Eine Verringerung der betrieblichen Qualität, die sich im Ergebnis bemerkbar macht: Rein auf besagte Fernverkehrssparte bezogen sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um rund 50 Millionen Euro. Gleichzeitig stieg hier auch der operative Verlust "trotz Gegenmaßnahmen" von 43 auf 96 Millionen Euro im Minus an.

Besser steht die DB-Regio-Sparte da, die ihre Verkehrsleistung mithilfe des Deutschlandtickets um 7,7 Prozent auf 46,9 Milliarden Personenkilometer steigern konnte. Monetär betrachtet sind ein um 5,9 Prozent gewachsener Umsatz und ein operatives Ergebnis von 108 Millionen Euro zu verzeichnen – im Plus, wohlgemerkt, nachdem DB Regio im Geschäftsjahr 2023 noch Verlust gemacht hat.

Auch bei der Infrastrukturgesellschaft DB InfraGO steht hinter der Zeile mit dem bereinigten EBIT mit 226 Millionen Euro wieder eine schwarze Zahl, was die Bahn auf höhere Bundesmittel zurückführt. Derweil steht DB Cargo angesichts eines operativen Verlusts von 357 Millionen Euro "weiter wirtschaftlich stark unter Druck", wie der Konzern zugibt.

Dr. Richard Lutz sieht die  "größte Krise seit der Bahnreform" (Bild: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont)
Dr. Richard Lutz sieht die  "größte Krise seit der Bahnreform" (Bild: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont)

Insgesamt kann die Deutschen Bahn AG für 2024 aller Stolpersteine zum Trotz einen Umsatz von 26,2 Milliarden Euro verzeichnen, was eine Steigerung von immerhin 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Dennoch stellt der Vorstandsvorsitzende Dr. Richard Lutz fest: "Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit der Bahnreform. Wir sind in wesentlichen Bereichen weit weg von dem, was wir uns vorgenommen haben und was unsere Kunden von uns erwarten."

Lutz weiter: "Um diese Krise zu überwinden, haben wir mit S3 ein umfassendes Programm zur Sanierung von Infrastruktur, Betrieb und Wirtschaftlichkeit gestartet. Die ersten Ergebnisse zeigen: Mutige, neue Ansätze und eine disziplinierte Umsetzung zahlen sich aus."

Tausende Verwaltungsjobs werden gestrichen

Seit letztem Jahr führt die Deutsche Bahn das von Lutz angesprochene S3-Programm durch, das bis 2027 die Infrastruktur, den Betrieb und die Wirtschaftlichkeit grundlegend erneuern soll. Damit will sie die Zuverlässigkeit des Schienenverkehrs wiederherstellen, das Erlebnis für die Kunden spürbar steigern und die Finanzen zurück in die Gewinnzone bringen. Hauptsächlich in die Infrastruktur wurden 2024 bereits 18,2 Milliarden Euro investiert.

Dabei hat man sich nicht allein auf Bundesmittel verlassen: Die eigenfinanzierten Netto-Investitionen im Systemverbund Bahn belaufen sich demnach auf 5,9 Milliarden Euro. Dafür wird an anderer Stelle gespart – etwa 300 Millionen Euro Sachaufwand durch "eine Ausgabensteuerung".

Verringert wurden punktuell auch die Personalkosten: Rund 1000 Mitarbeiter aus der Verwaltung und aus dem Betrieb sind nicht länger für die Deutsche Bahn tätig. Bis Ende 2027 sollen im Rahmen des S3-Programm gut 10.000 Stellen gestrichen werden; vorrangig in der Verwaltung.

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