Trumps früher Mentor
Die "ruthless rules of winning“ von Roy Cohn: Für die Geschäftswelt ungeeignet

| Redaktion 
| 09.12.2024

Donald Trump lernte in jungen Jahren von seinem Mentor Roy Cohn drei Regeln für den Erfolg – skrupellos, effektiv und kontrovers. Welche Prinzipien sind es? Und können sie in der modernen Geschäftswelt auch nur ansatzweise funktionieren? Eine Blitzanalyse.

Es ist das Bild eines jungen Mannes, das in dem Film "The Apprentice" hängen bleibt: charmant, ehrgeizig, etwas unbedarft und noch nicht so kantig und unsympathisch, wie wir ihn heute kennen. Donald Trump, in den 1970ern (großartig gespielt von Sebastian Stan), lernt von einem Mann, der skrupelloser kaum sein könnte – dem berüchtigten Anwalt Roy Cohn. Cohn (noch viel großartiger gespielt von Jeremy Strong) ist ein Meister der Manipulation und drillt den jungen Trump in drei Grundsätzen, die ihn prägen sollen: Angriff, Leugnen und Sieg um jeden Preis.

Fast ein halbes Jahrhundert später wird Trump erneut Präsident der Vereinigten Staaten. Seine Rückkehr ins politische Rampenlicht zwingt uns, uns mit seinen Methoden auseinanderzusetzen – Methoden, die er längst auch in der Geschäftswelt angewandt hat.

Doch was bringen diese fragwürdigen "rules of winning"? Funktionieren sie in der modernen Wirtschaft – oder sind sie eher ein Rezept für Desaster? Hier eine Blitzanalyse:

Regel 1: "attack, attack, attack" - Angriff ist die beste Verteidigung

Trump und Cohn glaubten, dass Schwäche niemals gezeigt werden darf. Wer angreift, sollte damit rechnen, härter zurückgeschlagen zu werden – ob im Gerichtssaal, in den Medien oder in Verhandlungen.

Was das bedeutet:
In der Geschäftswelt könnte diese Strategie bedeuten, Konkurrenten aggressiv zu bekämpfen oder Kritik im Keim zu ersticken. Mitarbeiter:innen, die sich äußern, könnten mundtot gemacht, Partner:innen in die Defensive gedrängt werden.

Warum die Methode scheitert:
Moderne Leadership-Konzepte betonen die Bedeutung von Empathie und Zusammenarbeit. Ein dauerhafter Angriff schadet nicht nur dem Image, sondern auch der Unternehmenskultur. Wer in einem ständigen Verteidigungsmodus agiert, riskiert, die besten Talente zu verlieren und Vertrauen zu zerstören – intern wie extern.

Regel 2: "Admit nothing, deny everything" - Leugnen, leugnen, leugnen

Niemals Fehler zugeben – das war eine zentrale Strategie von Trump. Selbst bei erdrückenden Beweisen wird abgestritten, um Zeit zu gewinnen oder den Gegner zu zermürben.

Was das bedeutet:
In der Praxis führt das zu einem "Fake it till you make it"-Ansatz, bei dem Erfolg vorgegaukelt wird. Unternehmen könnten falsche Zahlen präsentieren, Versprechen brechen oder schlechte Entscheidungen schönreden. Doch in einer Unternehmenskultur, die Transparenz und Verantwortlichkeit verlangt, stößt diese Methode schnell an ihre Grenzen.

Warum die Methode scheitert:
Fehlerkultur ist ein entscheidender Bestandteil moderner Unternehmen. Führungskräfte, die Fehler eingestehen, schaffen Vertrauen und fördern Innovation. Leugnen hingegen kann schwerwiegende Konsequenzen für Glaubwürdigkeit und Moral haben. Früher oder später wird wohl so gut wie jede Täuschung aufgedeckt – oft mit verheerenden Folgen.

Regel 3: "claim victory, never admit defeat" - Beanspruche immer den Sieg, egal, was passiert

Laut Cohn gibt es keine Niederlagen – jeder Rückschlag wird umgedeutet oder schlicht ignoriert. Der Erfolg wird selbst dann proklamiert, wenn er offensichtlich ausbleibt.

Was das bedeutet:
Diese Strategie mag dazu beitragen, ein positives Image nach außen zu wahren, doch sie untergräbt Glaubwürdigkeit und langfristiges Vertrauen. Früher oder später wird jede Übertreibung entlarvt. Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Partner:innen erkennen schnell, wenn ein Unternehmen nur die Fassade wahrt.

Warum die Methode scheitert:
Langfristiger Erfolg basiert auf Authentizität und der Fähigkeit, Rückschläge zu analysieren und daraus zu lernen. Sieg um jeden Preis ist ein Konzept, das oft mehr zerstört als aufbaut. Wer sich unbesiegbar gibt, läuft Gefahr, das Vertrauen seiner Mitstreiter zu verlieren – und letztlich alleine dazustehen.

Resümee: Skrupellosigkeit mag kurzfristig Erfolge bringen, ist aber kein Rezept für nachhaltige Führung

Die von Cohn geprägten Prinzipien, die Trump dem Film zufolge in seiner Karriere anwendete, sind eine Blaupause für eine skrupellose und konfrontative Herangehensweise an Erfolg. Doch sie kollidieren mit den Werten moderner Unternehmensführung, die auf Zusammenarbeit, Integrität und Transparenz setzen. Der wahre Gewinner ist nicht der, der alles niederwalzt, sondern der, der mit Vertrauen, Respekt und strategischem Denken führt.

Fragt sich nur: Warum kommt Trump in der US-Politik mit seiner Methode durch?

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