Buchdebüt "Vanilleeis zum letzten Gruß"
Trauerrednerin Andrea Franken: "Der Tod macht mich zu einer besseren Zuhörerin"

| Redaktion 
| 02.12.2024

Andrea Franken ist Ergotherapeutin, zertifizierte Trauerrednerin und gelegentliche Moderatorin, etwa bei den letztjährigen Special Olympics World Games in Berlin. Eine besondere Herzensangelegenheit sind ihr jedoch Trauerreden, die "die Verstorbenen würdig, besonders und persönlich verabschieden". In ihrem bald erscheinenden Debüt als Autorin erklärt sie auch, inwiefern der offene Umgang mit dem Tod ein Zeichen von Liebe ist.

"Eine Rede über das Leben eines Verstorbenen ist kein Abschlusszeugnis für ein gelebtes Leben, sie vergibt keine Noten. Sie soll eine möglichst authentische Gesamtschau auf das Leben bieten, das nun aufgehört hat", erklärt Andrea Franken. Seit sieben Jahren begleitet die zweifache Mutter andere Menschen, die Familienangehörige oder Freunde an den Tod verloren haben.

Besonders wichtig ist Franken in diesem Zusammenhang, dass sich Hinterbliebene durch ihre Worte sachgemäß erinnert fühlen. Deshalb forscht sie dort, wo die verstorbene Person gelebt hat und sucht nach Anhaltspunkten, um ein möglichst authentisches und nahbares Bild nachzeichnen zu können: "Das Sofakissen, die Lieblingstasse, die Bilder an den Wänden – all das spricht zu mir", erklärt die 44-jährige, die keinen großen Wert auf konventionelle Standards legt.

Geschichten vom Abschied

Eine Zeremonie bei Wein und Pianomusik im Hühnergarten, eine Veranstaltung mit "Heidewitzka, Herr Kapitän" als unüblichem, aber hochpersönlichem Abschiedslied oder aber eine, bei der die Trauergesellschaft gemeinsam ein andächtiges Vanilleeis am Grab gegessen hat, hat Andrea Franken dementsprechend bereits mitgestaltet – und letztere leiht ihrem Ende Februar im Kösel Verlag erscheinenden Buchdebüt nun den Titel.

Andrea Frankens erstes Buch erscheint im Februar im Kösel Verlag
Andrea Frankens erstes Buch erscheint im Februar im Kösel Verlag

In "Vanilleeis zum letzten Gruß" erzählt Franken "inspirierende Geschichten von Leben, Tod und Abschied" und behandelt auf warmherzige Weise Begegnungen, die die erfahrene Trauerrednerin nachhaltig bewegt haben.

Die Schwere ihrer Arbeit empfindet sie dabei nicht als schädlich: "Ganz im Gegenteil. Der Tod macht mich zu einer besseren Zuhörerin und einem bewussteren Menschen. Mit jedem neuen Auftrag werde ich daran erinnert, dass der Tod zum Leben dazugehört. Das erdet mich, ich lebe jetzt bewusster, lasse die Dinge nicht schleifen und rücke die Dinge, die schief sind, möglichst schnell wieder gerade. Das befreit mich und verleiht meinem Leben einen Wert."

Offener Umgang statt offene Fragen

Franken unterstreicht, dass eine würdige Verabschiedung immer wichtig ist. "Und dabei spielt es keine Rolle, ob der 90-jährige Opa gestorben ist, das ungeborene Kind, eine Mutter, die ganz plötzlich durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wurde, oder der Bruder, der Suizid begangen hat."

Zusammenhängend damit empfiehlt Andrea Franken anderen Menschen ebenso altersunabhängig: "Regle die Dinge, auch das ist Liebe". Ein offener Umgang mit dem Tod in der eigenen Familie führe dazu, dass Hinterbliebene später besser damit umgehen können und weniger offene Fragen zurückbleiben.

Ihr am Mittwoch, 26. Februar 2025 erscheinendes Buch "Vanilleeis zum letzten Gruß" bietet zu diesem Zweck eine Checkliste, die die Orientierung erleichtern soll. "Das kann man mit 25 genauso gut machen wie mit 95 – man wird deshalb keinen einzigen Tag früher sterben. Der Vorteil: Man behält die Kontrolle über seinen Körper und sein Vermächtnis. Und man entlastet seine Lieben", betont Franken.

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