Homeoffice auf dem Prüfstand
Karriere-Knackpunkt Homeoffice: Wie Banken Beförderungen neu denken

| Redaktion 
| 05.11.2024

Homeoffice ist für viele zum Standard geworden – doch in der deutschen Finanzbranche könnte die Entscheidung über Beförderungen noch immer an der Bürotür fallen. Eine neue Umfrage zeigt, dass Banken auf physische Präsenz setzen, wenn es um die Karriereleiter geht.

In Deutschlands Banken spielt die Anwesenheit im Büro eine zunehmend zentrale Rolle für die Karriere, so laut eines Berichts des Handelsblatts. Eine aktuelle Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half zeigt, dass 74 Prozent der befragten Führungskräfte aus der Finanzbranche in der Büropräsenz einen entscheidenden Faktor für Beförderungen sehen. Fast ein Viertel der Befragten stimmte dieser Aussage "stark" zu und hält es für unwahrscheinlich, dass ein rein im Homeoffice tätiger Mitarbeiter den gleichen Aufstieg erreichen kann wie jemand, der im Büro präsent ist.

Die Ergebnisse bestätigen den schleichenden Wandel in den Karriereanforderungen. Hybride Arbeitsmodelle sind weit verbreitet, doch wer auf langfristigen Aufstieg setzt, sollte die Zeichen der Zeit beachten.

Homeoffice auf dem Prüfstand: Rückkehr zum vollen Büroalltag?

Während der Pandemie führten viele Banken großzügige Homeoffice-Regelungen ein, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Gerade die deutsche Finanzbranche galt als Vorreiter für flexible Arbeitsmodelle. Doch nun zeigt sich ein Gegentrend: Vor allem in den USA kehren einige Banken bereits zur Vollzeitpräsenz zurück, und auch in Deutschland überdenken Banken wie die Deutsche Bank, ob sich an den derzeitigen Regelungen festhalten lässt.

In Deutschland zeigt sich ein gemischtes Bild: Die Helaba etwa bekräftigte im Sommer ihren Kurs, eine 50-Prozent-Büropräsenz als Orientierung für ihre Mitarbeiter beizubehalten. Auch die DZ Bank bleibt bei ihrer flexiblen Linie und verzichtet auf starre Quoten, wie CEO Cornelius Riese erklärte. "Es ist wichtig, dass Teams für sich entscheiden können, was am besten funktioniert," so Riese. Dies deutet darauf hin, dass die Balance zwischen Homeoffice und Büroarbeit noch lange ein Diskussionsthema bleiben wird.

Fachkräftemangel zwingt zur Flexibilität

Ein Grund für die fortgesetzte Offenheit der Banken gegenüber dem Homeoffice-Modell ist der anhaltende Fachkräftemangel. Allein im dritten Quartal 2024 hatten Banken und Fintech-Unternehmen in Deutschland etwa 42.000 offene Stellen – ein klares Signal, dass die Nachfrage nach qualifizierten Talenten ungebrochen hoch ist. Für Unternehmen bedeutet dies, dass flexible Arbeitsmodelle ein entscheidender Faktor sind, um die besten Talente an Bord zu holen und zu halten.

Starre Rückkehrregelungen könnten sich dabei schnell zum "Rekrutierungskiller“ entwickeln: Banken, die auf strikte Büropräsenz setzen, riskieren, dass potenzielle Kandidaten zu flexibleren Wettbewerbern abwandern. Gleichzeitig bleibt die Präsenz im Büro für viele Arbeitgeber der Schlüssel, um den Kontakt und das Netzwerk zwischen Kollegen aufrechtzuerhalten – beides entscheidende Aspekte für eine erfolgreiche Karriere. Robert Half betont in der Studie, dass gerade für aufstiegswillige Mitarbeiter eine strategische Präsenz im Büro durchaus sinnvoll sein kann.

Der Spagat zwischen Flexibilität und Karrierechancen

Für Arbeitnehmer stellt sich nun die Frage, wie sie den Balanceakt zwischen beruflicher Flexibilität und ihren Aufstiegsambitionen meistern. Mit der zunehmenden Bedeutung der Büropräsenz als Karrierefaktor wird das Homeoffice möglicherweise eher zur Ergänzung als zur Hauptstrategie. Die Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass zwar hybride Modelle weiterhin Bestand haben, aber eine reine Homeoffice-Strategie – besonders für Mitarbeiter, die auf eine Führungsposition hinarbeiten – zum Karrierehindernis werden könnte.

Die Studie wirft somit neue Fragen auf: Wo liegt die Zukunft der Arbeit im Finanzsektor? Und wie stark wird die physische Präsenz für beruflichen Erfolg künftig ins Gewicht fallen? Die Antwort darauf bleibt offen – doch für viele Arbeitnehmer könnte die Entscheidung über den nächsten Karriereschritt schon bald an der Bürotür beginnen.

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