Alltag mit KI
Studie zur Künstlichen Intelligenz: Gesellschaftliche Nähe oder neue Einsamkeit?

| Redaktion 
| 04.11.2024

Eine neue Studie von Allensbach im Auftrag der Deutschen Telekom zeigt: Künstliche Intelligenz begeistert – doch es gibt auch wachsende Sorgen über ihren Einfluss auf Beziehungen, Informationssuche und Meinungsbildung. Welche Rolle wird KI in Zukunft in unserem Leben spielen – Freund, Berater oder doch nur Werkzeug?

Mehr als 1.000 Menschen wurden deutschlandweit befragt, um ein repräsentatives Bild der KI-Nutzung zu gewinnen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Viertel der Befragten bereits regelmäßig auf KI-Dienste zurückgreift, etwa für Textübersetzungen, Erklärungen oder als Rechercheinstrument. Programme wie ChatGPT, You.com oder Perplexity bieten schnelle Antworten und sparen Zeit. Doch je mehr Menschen die Technologie nutzen, desto häufiger bleibt ein kritisches Hinterfragen aus: Über die Hälfte der Befragten hält den Output der KI für vertrauenswürdig, und immerhin 48 Prozent prüfen die Informationen gelegentlich nach – meist nur, wenn ein Anfangsverdacht besteht.

Dieses Vertrauen birgt Risiken. Experten warnen, dass KI-generierte Texte oft so formuliert sind, dass sie den Eindruck von Korrektheit und Vollständigkeit vermitteln. Dies könnte dazu führen, dass KI-Antworten zunehmend unkritisch übernommen werden. Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass etwa zwei Drittel der Deutschen sich Sorgen über die Auswirkungen der KI auf ihre Meinungsbildung machen. Die Gefahr: Durch personalisierte Informationsempfehlungen könnte KI die Tendenz zu Meinungsblasen und Filterblasen verstärken, in denen abweichende Perspektiven weniger wahrgenommen werden.

Zwischen menschlicher Nähe und digitalen Gesprächspartnern

Ein zentrales Thema der Studie ist die Frage, ob KI eine soziale Rolle einnehmen kann. Laut der Befragung empfinden viele Nutzer ihre KI-Assistenten zunehmend als "Gesprächspartner", die geduldig zuhören und einfache Antworten geben, ohne zu widersprechen. Rund 22 Prozent der regelmäßigen Anwender berichten, dass sie beim Austausch mit einem KI-Chatbot schon einmal vergessen haben, dass es sich um eine Maschine handelt. Die Erfahrung zeigt, dass diese Nähe oft eine praktische Erleichterung im Alltag darstellt – jedoch ohne echte emotionale Bindung. Nur wenige Teilnehmer könnten sich vorstellen, einem Chatbot persönliche oder intime Details anzuvertrauen.

Vor allem bei Fragen zur Freundschaft und echten zwischenmenschlichen Verbindungen zeigt sich, dass KI in den Augen vieler Nutzer keinen Ersatz für menschliche Beziehungen darstellen kann. "Eine Freundschaft lebt von Emotionen, Erfahrungen und dem wechselseitigen Austausch von Bedürfnissen – all das fehlt in der Interaktion mit einer KI," erklärt ein Experte der Studie. Besonders wenn es um schwierige Themen wie Liebeskummer oder persönliche Krisen geht, wenden sich die meisten lieber an echte Freunde. KI-Chatbots könnten zwar helfen, Einsamkeit zu lindern, doch als langfristige Lösung sehen die Experten diese Entwicklung skeptisch.

Medienkompetenz und der digitale Umgang mit Wissen

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Viele Menschen wünschen sich Hilfestellungen beim Umgang mit KI, insbesondere bei der Frage, wie man die Vertrauenswürdigkeit von Informationen einschätzen kann. Eine kritische Medienkompetenz, die dazu anregt, KI-generierte Informationen zu hinterfragen, wird als zentraler Faktor für den sicheren Umgang mit der Technologie gesehen. "Es geht darum, sich nicht vom ersten KI-Output leiten zu lassen, sondern Inhalte zu prüfen und mit weiteren Quellen abzugleichen", betonen die Studienmacher. Die Verbreitung von KI-basiertem "Fast-Food-Wissen" könnte dazu führen, dass der sorgfältige Umgang mit Informationen abnimmt und die Bedeutung von Quellenangaben übersehen wird.

Mit einem zunehmenden Zugang und einer breiteren Nutzung von KI-Chatbots könnte sich das Informationsverhalten grundlegend verändern. Die Studie zeigt deutlich, dass die Gesellschaft an einem Scheideweg steht: zwischen der Begeisterung für die Vorteile der KI und den tiefen Bedenken, die durch ihre Nutzung hervorgerufen werden. Welche Rolle Künstliche Intelligenz in der Gesellschaft langfristig einnehmen wird, bleibt offen.

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