Investoren erhöhen Druck auf DAX-Konzerne
Siemens und Tui müssen Hauptversammlungen wieder in Präsenz abhalten

| Redaktion 
| 18.02.2025

Der Widerstand gegen virtuelle Hauptversammlungen wächst. Große Investoren von Siemens und Tui haben ein starkes Zeichen gesetzt und die Unternehmen dazu gezwungen, ihre Hauptversammlungen wieder physisch abzuhalten. Auch andere Konzerne stehen unter Druck.

Siemens und Tui wollten weiterhin virtuelle Aktionärstreffen durchführen, doch Investoren lehnten die Pläne ab. Damit müssen beide Konzerne ihre Hauptversammlungen 2026 wieder in Präsenz abhalten. Die Entscheidung könnte Signalwirkung für viele DAX-Konzerne haben, die in diesem Jahr über virtuelle Meetings abstimmen lassen.

Virtuelle Meetings unter Druck

Seit 2022 erlaubt der Gesetzgeber virtuelle Hauptversammlungen. Ursprünglich als pandemiebedingte Notlösung eingeführt, bevorzugen viele Unternehmen das digitale Format aufgrund geringerer Kosten und höherer Effizienz. Doch zahlreiche Investoren kritisieren mangelnde Transparenz und fehlende direkte Einflussmöglichkeiten. Ingo Speich, Corporate-Governance-Experte des Sparkassen-Wertpapierhauses Deka, erklärt: "Wir fordern grundsätzlich die Rückkehr zu Präsenz- beziehungsweise Hybrid-Hauptversammlungen."

Wie das Handelsblatt berichtet, hat der Widerstand bei Siemens und Tui Wirkung gezeigt. Beide Konzerne konnten nicht die erforderliche Mehrheit ihrer Aktionäre überzeugen, um weiterhin digitale Hauptversammlungen abzuhalten. "Das Abstimmungsergebnis bei Siemens ist ein echter Gamechanger", sagt Vanda Rothacker von Union Investment. Auch andere Unternehmen wie BMW und die Deutsche Börse haben angekündigt, 2025 wieder Präsenzveranstaltungen durchzuführen.

BMW, Deutsche Börse und Co. reagieren

Für BMW ist der geplante Wechsel zur Präsenzveranstaltung ein strategischer Schritt, da wichtige Entscheidungen wie ein Wechsel an der Aufsichtsratsspitze sowie ein neues Vergütungssystem zur Abstimmung stehen. Ähnlich argumentiert die Deutsche Börse, die bei personellen und inhaltlichen Themen auf den direkten Austausch mit den Aktionären setzt.

Auch andere Konzerne suchen nach Kompromissen. Siemens Energy und Infineon planen, sich vorerst die Genehmigung für weitere virtuelle Hauptversammlungen einzuholen, versprechen aber, 2026 wieder physische Treffen abzuhalten. Der Stimmrechtsberater ISS unterstützt diesen Ansatz und empfiehlt Investoren, den Anträgen von Siemens Energy zuzustimmen.

Konzerne halten an virtuellen Treffen fest

Trotz wachsender Kritik wollen einige Unternehmen an virtuellen Versammlungen festhalten. Bayer betont die positive Erfahrung mit dem digitalen Format, während Beiersdorf auf Nachhaltigkeits- und Effizienzvorteile verweist. Auch Allianz sieht weiterhin die Möglichkeit für Interaktion zwischen Aktionären und Vorstand, selbst bei virtuellen Meetings.

SAP und BASF testen in diesem Jahr erstmals virtuelle Hauptversammlungen. SAP argumentiert, dass viele ihrer Aktionäre mittlerweile im Ausland ansässig seien, während BASF erklärt, dass andere Unternehmen mit dem digitalen Format gute Erfahrungen gemacht hätten.

Unternehmen, die bereits auf Präsenz setzen, sehen sich durch die aktuelle Debatte bestätigt. Adidas hält am traditionellen Format fest, weil es den direkten Austausch fördert. Auch die Telekom betont, dass die Hauptversammlung ein essenzieller Bestandteil der deutschen Aktienkultur bleibt.

Die Entwicklung zeigt: Der Machtkampf um die Zukunft der Hauptversammlungen hat gerade erst begonnen.

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