Der Chief Growth Officer von FINN im Interview
Jan Hansen: "Wir wollen aktiv den Umstieg auf emissionsfreie Elektromobilität fördern"

Jan Hansen, der neu ernannte Chief Growth Officer von FINN, steht vor einer spannenden Herausforderung. Mit Zusammenführung des B2B- und B2C-Kundenbereichs ist er für das zukünftige Umsatzwachstum mit Neu- und Bestandskunden des Münchner Auto-Abo-Anbieters verantwortlich. Im Interview mit LEADERSNET gewährt uns Jan Hansen exklusive Einblicke in seine Strategie, die Herausforderungen der Branche und seine Visionen für die Zukunft der Mobilität.

Seit der Gründung von FINN im Jahr 2019 hat Hansen maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Unter seiner Leitung als Senior Vice President wuchs das B2B-Flottengeschäft auf einen beeindruckenden wiederkehrenden annualisierten Umsatz von rund 80 Millionen Euro - die Hälfte des Gesamtumsatzes des Unternehmens von 160 Millionen Euro. Mit einem Master of Science in Management und langjähriger Erfahrung in der Branche ist Hansen bestens gerüstet, um FINN in eine neue Ära zu führen. Seine Vision: Eine exzellente Kundenerfahrung sowohl für B2C- als auch für B2B-Kunden zu bauen – gebündelt in einem großen Team. Dafür müssen die Teams die Bedürfnisse beider Kundengruppen im Blick haben, wenn sie Verbesserungen bauen, und voneinander lernen.

LEADERSNET: Sie haben das B2B-Flottengeschäft von FINN auf 80 Millionen Euro Jahresumsatz gesteigert. Was war der Schlüssel zu diesem beeindruckenden Wachstum?

Jan Hansen: Wir haben es geschafft unsere flexible und einfach zu steuernde Flottenlösung neben Miete, Leasing und anderen Finanzierungsformen als attraktiven Bezugsweg für Firmenfahrzeuge zu etablieren. Dafür haben wir uns darauf konzentriert aktuelle Probleme von Fuhrparkverwalter:innen zu verstehen und zu lösen. So haben Unternehmen mit dem FINN Auto Abo die Möglichkeit ihren Fahrzeugbedarf nicht nur zeitlich flexibel, sondern auch mit deutlich weniger zeitlichem Aufwand zu managen. Auch stellt ein potenzieller Wechsel auf Elektrofahrzeuge viele Unternehmen vor Herausforderungen. Unser flexibles und damit risikoarmes Modell erlaubt es Unternehmen erste Teile ihrer Flotte zu elektrifizieren und somit den CO2-Fußabtritt des eigenen Unternehmens stark zu senken, ohne sich mit Themen wie Restwerten oder schnell alternder Technik auseinanderzusetzen.

LEADERSNET: Globale Studien zeigen: 73% der Verbraucher würden eher Produkte von nachhaltigen Unternehmen kaufen. FINN kompensiert den CO2-Fußabdruck jedes Fahrzeugs. Wie machen Sie das? Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für die Unternehmensstrategie?

Jan Hansen: Wir wollen aktiv den Umstieg auf emissionsfreie Elektromobilität fördern. Sowohl Unternehmen als auch Endkonsument:innen können mit FINN Elektromobilität im Alltag erleben. Sie erhalten einen unkomplizierten Einstieg in die Elektromobilität. Wir nennen es gern die "längste Probefahrt der Welt", da mit uns Kund:innen sich keine Gedanken rund um lange Vertragslaufzeiten oder gar Wiederverkaufswerte machen müssen. Die Autos können einfach im Alltag, fernab einer kurzen Probefahrt, gefahren werden. Schnell zeigt sich bei den Abonnent:innen, dass potenzielle Sorgen rund um Reichweiten und Co. in der Regel unbegründet sind und sie weiterhin elektrisch fahren wollen. Die meisten unserer Abonnent:innen von Elektroautos nehmen auch im Folgeabo ein E-Auto und setzen langfristig auf die unkomplizierte und sorgenfreie Art des Autobesitzes: dem Auto-Abo.

Soll es trotzdem noch ein Verbrenner sein, wollen wir das Mindeste tun, um die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Daher fördern wir gemeinsam mit unserem Partner South Pole zertifizierte Klimaschutzprojekt auf der ganzen Welt – von Aufforstungsprojekten, über den Bau von Windkraftanlagen bis hin zur Förderung von modernen Technologien zur aktiven CO2-Reduktion aus der Atmosphäre.

LEADERSNET: Mit einem Gesamtumsatz von 160 Millionen Euro: Wo sehen Sie die größten Wachstumschancen für FINN?

Jan Hansen: FINN hat aktuell über 25.000 aktive Abos, in Deutschland wurden aber in 2024 deutlich über 2,5 Millionen Pkw neu zugelassen – das bedeutet FINN macht aktuell noch weniger als 1% der jährlichen Neuzulassungen aus. Ich bin überzeugt, dass wir durch die Erhöhung der Bekanntheit unseres einfachen und kundenzentrischen Produkts sowie durch die Erweiterung unseres Fahrzeugportfolios bereits signifikantes Wachstum erzielen können werden. Zusätzlich wird unser breites Angebot vollelektrischer Fahrzeuge es uns erlauben, die Elektrifizierung der individuellen Mobilität als Wachstumstreiber zu nutzen. Darüber hinaus haben wir ein Produkt namens "JobAuto" entwickelt. Durch Steuervorteile von E-Autos als Dienstwagen, können Unternehmen über das FINN JobAuto E-Autos deutlich vergünstigt ihren Angestellten anbieten. Arbeitnehmende sparen bis zu 40 Prozent, während das Produkt vollständig kostenneutral und risikofrei für Arbeitgeber ist.

LEADERSNET: Wie sieht für Sie eine optimierte Customer Journey aus, und welche Maßnahmen planen Sie zur Verbesserung dieser?

Jan Hansen: Für FINN bedeutet eine optimierte Customer Journey sobald sich jemand dazu entschlossen hat FINN-Kund:in zu werden:

  • Zuverlässigkeit bei allen geplanten Berührungspunkten wie z.B. Übergabe und Rückholung
  • Kurze Reaktionszeiten bei Anfragen
  • Schnelle und kompetente Hilfe falls ein Schaden oder ein anderer Störfall auftritt
  • Digitale Informationen können intuitiv dort gefunden werden, wo man sie vermutet
  • Proaktive Kommunikation von FINN ist inhaltlich relevant und auf Kund:innen abgestimmt

Wir arbeiten aktuell vor allem an der Qualität unserer Kundeninteraktionen. Hierfür haben wir die KPI "Customer Lifetime Success Rate" etabliert, mit der wir nachvollziehen bei welchem Teil aller relevanten Berührungspunkt der Kund:innen, den Erwartungen unserer Kund:innen sowie unseren eigenen Standards gerecht werden. Hierbei dreht sich sehr viel um Zuverlässigkeit unserer Prozesse sowie der unserer Dienstleister sowie die Geschwindigkeit, mit der wir Anfragen unserer Kund:innen lösen.

LEADERSNET: Experten prognostizieren, dass bis 2030 30% aller Fahrzeuge im Abo-Modell genutzt werden. Mit Ihrem Hintergrund im International Business: Wie sehen Sie die Zukunft der Mobilität?

Jan Hansen: Die Zukunft der Mobilität zeichnet sich durch einen grundlegenden Wandel aus: Weg von individuellem Besitz hin zu einem einfachen und flexiblen Zugang zu Mobilitätslösungen. Dabei gewinnen Angebote, die minimalen Aufwand erfordern, zunehmend an Beliebtheit. Digitale Buchungs- und Interaktionsmöglichkeiten werden weiter an Bedeutung gewinnen und den Alltag erleichtern. Gleichzeitig setzt sich der Trend zu nachhaltigeren Antriebsarten konsequent fort, was eine entscheidende Rolle für den Umweltschutz spielt. Auch immer mehr Unternehmen folgen diesem Wandel, indem sie traditionelle Dienstwagen durch Mobilitätsbudgets ersetzen, die den Mitarbeitenden eine größere Auswahl und Flexibilität bei der Nutzung verschiedener Verkehrsmittel bieten.

LEADERSNET: Sie verantworten Marketing, Vertrieb und Kundenmanagement. Welche Innovationen planen Sie?

Jan Hansen: Mit JobAuto rollen wir aktuell eine Innovation aus, die es Arbeitgebern ermöglicht ihren Mitarbeiter:innen kostenfrei und aufwandsarm einen sehr attraktiven MItarbeitervorteil anzubieten. Mit JobAuto fahren Mitarbeitende bis zu 40% günstiger ein Elektrofahrzeug, indem sie dieses über eine Gehaltsumwandlung buchen.

Darüber hinaus fokussieren wir uns darauf dem Wunsch unserer Kund:innen nach mehr Flexibilität nachzukommen. Wir arbeiten aktuell daran für einen großen Teil unserer Fahrzeuge das Rückgabedatum des Abos flexibler zu gestalten und unseren Kunden nach Ablauf der ursprünglichen Vertragslaufzeit eine tägliche Kündigung des Abos zu ermöglichen.

LEADERSNET: FINN ist 2022 in die USA expandiert. Welche Erfahrungen haben Sie dort gemacht? Welche Märkte stehen als nächstes auf Ihrer Expansionsliste und warum?

Jan Hansen: Als wir die Entscheidung getroffen haben in die USA zu expandieren, waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen mit u.a. sehr niedrigen Zinsen noch andere. Während wir in einigen Bereichen wie z.B. der Kundennachfrage vielversprechende Ergebnisse gesehen haben, haben wir uns in anderen Bereichen auch aufgrund von Marktentwicklungen schwerer getan. Eine der wichtigsten Erfahrungen, die wir in den USA für zukünftige Expansionen gemacht haben war, dass es sehr wichtig ist den kritischen Pfad zu einer erfolgreichen Expansion zu verstehen und dann Schritt für Schritt zu zeigen, dass man die wichtigen Hürden auf diesem Pfad auch meistern kann – und konsequente Entscheidungen zu treffen, wenn man dies nicht tut.

Wir werden in diesem Quartal den Meilenstein der Profitabilität erreichen. Anschließend werden wir uns künftig auch näher mit einer europäischen Expansion beschäftigen.

LEADERSNET: Nur 0,5% der Startups weltweit erreichen eine Skalierung wie FINN. Was würden Sie jungen Professionals mit Ambitionen im Mobility-Tech-Sektor raten?

Jan Hansen: Jungen Professionals mit Ambitionen im Mobility-Tech-Sektor, aber auch in jedem anderen Bereich, empfehle ich, ein Thema zu wählen, das sie wirklich interessiert und inspiriert. Leidenschaft und Interesse sind essenziell, um langfristig motiviert zu bleiben und Herausforderungen zu meistern. Außerdem sollten sie sich darauf konzentrieren, echte Kundenprobleme zu lösen, denn der Erfolg eines Unternehmens hängt maßgeblich davon ab, wie gut es die Bedürfnisse seiner Zielgruppe erfüllt. Ebenso wichtig ist die Auswahl des Teams: Wer ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen möchte, sollte darauf achten, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ähnliche Werte und Vorstellungen von Zusammenarbeit teilen, um ein starkes und harmonisches Team zu bilden.

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