Insolvenzbedingte Versteigerungen
Auktion der Benko-Büros: "Noch nie so etwas exklusiv ausgestattetes gesehen"

Wenn Unternehmen in die Pleite schlittern, beginnt für Auktionshäuser die heiße Phase. In Österreich hatte die Firma Aurena zuletzt viel zu tun. Insolvenzversteigerungen wie jene von Signa haben dem Unternehmen viel Aufmerksamkeit beschert. Ein Beteiligter erzählt, welche Probleme es gab, etwa mit René Benkos Zigarrensammlung.

"Die insolvenzbedingten Auktionen machen rund ein Drittel unserer Versteigerungen aus. Das könnte sich noch auf 40 Prozent steigern", sagt Aurena-Technikchef Jürgen Blematl im Interview mit dem Magazin Profil. Doch das Geschäftsmodell funktioniert auch ohne Krise. "Geht es der Wirtschaft gut, wollen Betriebe neu investieren. Das bedeutet, dass Lager geräumt oder Maschinenparks veräußert werden. Geht es der Wirtschaft schlecht, dann ist das Thema Liquidität, also die Sicherstellung von Zahlungsfähigkeit, gefragt."

Signa, Kika-Leiner, Gazprom

Besonders die jüngsten Pleiten haben Aurena großen Zulauf beschert. "Wenn wir auf 2025 blicken, ist der Handel momentan sicher am stärksten angeschlagen", sagt Blematl. Der Auktionsplattform kamen dabei nicht nur René Benkos Boot und seine luxuriösen Messingarmaturen unter den Hammer, sondern auch das Inventar der in die Pleite geschlitterten Möbelhandelskette Kika-Leiner oder das Wiener Gazprom-Büro.

Exklusive Objekte und große Lagerverkäufe stehen dabei gleichermaßen hoch im Kurs. "In meinem Job bekommt man Einblicke in Unternehmen, die man nur selten von innen sieht. Als ich das erste Mal in das Signa-Büro kam, habe ich noch nie etwas gesehen, das so exklusiv ausgestattet war", erinnert sich Blematl.

Wenn der Rufpreis entscheidet

Damit ein Auktionsgeschäft funktioniert, braucht es ein kluges Bietersystem. "Wir möchten, dass möglichst jeder mitbieten kann und dass es auch Spaß macht. Eigentlich ist das Risiko viel höher, einen zu hohen als einen zu niedrigen Rufpreis festzulegen, weil der Markt ohnehin immer recht behält", erklärt der Aurena-Chef. Ein Beispiel: Der Grand-Slam-Pokal des Tennis-Profis Thomas Muster wurde bewusst mit einem Startpreis von 1.000 Euro angesetzt – am Ende brachte er 86.000 Euro ein.

Problematische Zigarren, Diskretion und Rückkäufe

Nicht alles, was verkauft werden soll, darf auch versteigert werden. So bereiteten René Benkos Zigarren Probleme: "Tabakwaren gehören dazu, weil es darauf ein Monopol gibt, das nur Trafiken den Verkauf erlaubt. Die Zigarren von René Benko haben uns Probleme bereitet, weil wir sie als Deko angeboten haben. Letztlich durften wir sie nicht verkaufen und haben sie aus der Auktion genommen."

Auch die Frage, ob Benkos Boot auf seinen eigenen Wunsch hin später versteigert wurde, bleibt offen. "Etwas Gegenteiliges als in den Medien gelesen zu haben, kann ich nicht bestätigen. Was ich ausschließen kann, ist, dass diese Information von unserer Seite an die Öffentlichkeit gelangt ist."

Diskretion gehört jedenfalls zum Geschäftsmodell. Käufer bleiben anonym – es sei denn, sie möchten selbst an die Öffentlichkeit treten. "Wir veröffentlichen weder Bieter- noch Verkäufer-Informationen, außer die betroffenen Personen wünschen es."

Mit über 150 Mitarbeitern und mittlerweile 11.000 Auktionen hat Aurena das klassische Auktionsgeschäft digitalisiert. Und der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. "Unser Geschäftsmodell funktioniert in jeder Situation", so Blematl. Ob luxuriöse Einzelstücke oder komplette Lagerräumungen: Aurena profitiert davon, dass sich Wirtschaftsgüter in Bewegung befinden – egal ob aus Wachstum oder Krise heraus.

Interview mit Jürgen Blematl

Im LEADERSNET.AT-Interview spricht Blematl, Technischer Direktor von Aurena, u.a. über die Technologie hinter der Plattform, die Herausforderungen des rasanten Wachstums, die Zukunft des Online-Auktionsmarktes und die große Bandbreite - von der Handbohrmaschine über René Benkos WC-Set bis hin zu Thomas Musters Grand Slam Trophäen - der Exponate.

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Interview mit Jürgen Blematl

Im LEADERSNET.AT-Interview spricht Blematl, Technischer Direktor von Aurena, u.a. über die Technologie hinter der Plattform, die Herausforderungen des rasanten Wachstums, die Zukunft des Online-Auktionsmarktes und die große Bandbreite - von der Handbohrmaschine über René Benkos WC-Set bis hin zu Thomas Musters Grand Slam Trophäen - der Exponate.

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