LEADERSNET: Frau Meyer, Frau Zehbe – Hand aufs Herz, ist Print tot?
Daniela Meyer: Ich habe dazu eine zweigeteilte Meinung. Print ist tot, wenn man vorhat, ein neues Frauen-Lifestyle-Magazin auf den Markt zu bringen, das es so oder ähnlich schon tausendfach gibt. In anderen Bereichen blüht Print aber. Das sieht man allein daran, dass Print in einigen Sparten ein Comeback feiert. Menschen lieben haptische Produkte, speziell bei spitzen Themen wie Finanzen. Bei Print sind der besondere Fokus und auch die herausragende Qualität wichtig. Wir bekommen von unseren Leserinnen viel Feedback: Sie schicken uns beispielsweise Fotos, in denen sie sich einzelne Textstellen angestrichen oder mit Post-its markiert haben. Sie sagen, wie schön es ist, unser Magazin auf dem Couchtisch liegen zu haben, weil es sie daran erinnert, dass das Thema Finanzen angegangen werden muss. Oft schlagen sie bestimmte Themen in unseren Heften immer wieder nach.
Astrid Zehbe: Print genießt mehr Vertrauen als das Internet – und spielt beim Thema Finanzen eine große Rolle. Etwas schwarz auf weiß zu haben gibt ein anderes Gefühl und eine andere Sicherheit als diverse, ungeprüfte Quellen im Internet.
LEADERSNET: Wie wählen Sie Ihre Titelfiguren aus?
Astrid Zehbe: Nach der Geschichte. Wir wollen bewusst Role Models zeigen, die in den Bereichen Vereinbarkeit, Karriere, Business und Finanzen eine Vorbildfunktion haben. Wir glauben, dass unsere Leserinnen von ihnen lernen und sich inspirieren lassen können. Aus diesem Grund sind unsere Coverfrauen auch sehr unterschiedlich. Mal ist es eine erfolgreiche Unternehmerin, ein Model oder eine Schauspielerin.
Daniela Meyer: Ja, denn auch eine Schauspielerin legt Geld an oder kauft Immobilien. Wir wollen auch die Geschichten erzählen, die man noch nicht von den jeweiligen Frauen kennt. Außerdem achten wir darauf, nicht immer denselben Typus zu haben, weil wir eine diverse Gesellschaft sind und das auch darstellen wollen.
LEADERSNET: Auf der einen Seite sind da die Frauen, die vorangehen. Auf der anderen ist da die breite Masse an Frauen, die eher 25 Euro monatlich anlegen anstatt sich mit Krypto zu beschäftigen…
Daniela Meyer: Aus diesem Grund haben wir in unserem Heft immer unsere Geldfrau – und das bereits recht weit vorne im Heft. Das ist immer eine Frau mitten aus dem Leben. Eine Frau wie du und ich, die arbeitet, die mal 1.500 Euro, mal 3.000 Euro hat, die ihre Finanzen offenlegt und ihre Geldgeschichte erzählt. Sie berichtet auch von Höhen und Tiefen – und wie sie ihre 25, 50 oder 100 Euro im Monat zurücklegt.
Astrid Zehbe: Wir versuchen, innerhalb des Heftes abzubilden, dass es Frauen gibt, die viel Geld verdienen und die wissen möchten, was sie mit dem Geld machen. Aber es gibt noch viel mehr Frauen, die relativ wenig Geld zur Verfügung haben. Wir möchten diese Frauen ermutigen und befähigen, auch mit dem wenigen Geld, das sie haben, etwas Großes zu machen. Viele denken ja immer: Ich muss reich sein, um zu investieren. Aber man muss das Ganze umdrehen: Ich muss investieren, um reich zu werden. Und "reich" definiere ich mit "eine Sicherheit haben". Die wenigsten Frauen, die wir auf dem Cover haben, sind mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden, die meisten haben einen langen Weg hinter sich. Diesen zeichnen wir nach, um zu zeigen, dass jede Person irgendwann einmal (klein) angefangen hat.
LEADERSNET: … und diese Wege sind oft mit viel Energie, Anstrengung und Tränen verbunden…
Astrid Zehbe: Absolut. Man sieht nur das, was nach außen scheint. Auch wir hören immer wieder: "Was ihr alles macht…" Das ist auch richtig, aber Erfolg fällt nicht vom Himmel. Es ist brutal viel Arbeit – und viele Selbstständige arbeiten auch deutlich mehr, als man sich so vorstellen mag. Im Hintergrund läuft oft so viel ab, was nicht thematisiert wird – und was außerhalb der eigenen Komfortzone liegt. Gleichzeitig werden wir belohnt – und zwar allein schon deswegen, weil wir persönlich an unseren Aufgaben wachsen.
LEADERSNET: Wie beschreiben Sie Ihre Zielgruppe?
Daniela Meyer: Es ist sehr schwierig, unsere Zielgruppe zu definieren. Natürlich ist sie zu über 90 Prozent weiblich. Altersmäßig reicht sie von 18 bis 65 Jahren. Aber die Frauen haben alle ein ähnliches Mindset. Wir sehen das an unseren Bootcamps, die wir regelmäßig über sechs bis acht Wochen anbieten. Hier wird Finanzwissen vermittelt – auch mit Live-Sessions. Aktuell haben wir eine 16-Jährige und eine fast 60-Jährige in der Gruppe, und dazwischen ganz viele andere. Die Hauptzielgruppe, die wir aus dieser Gruppe extrahieren können, sind Frauen zwischen 25 und 45, weil in diesem Alter oft viele Veränderungen stattfinden. Viele haben ihren ersten Job, mit dem sie ihr erstes Geld verdienen. Andere gründen eine Familie, bekommen Kinder und merken plötzlich, dass sie vom Partner finanziell abhängig sind. Andere arbeiten Teilzeit und verdienen plötzlich weniger Geld. Wir sind offen für alle Zielgruppen und bieten in unseren Medien, die wir haben, auch Anknüpfungspunkte für alle an.
LEADERSNET: Gehen jüngere Frauen anders mit Geld um?
Astrid Zehbe: Wir stellen fest, dass jüngere Frauen ihr eigenes Ding machen wollen, gerade in Sachen Finanzen. Es ist positiv zu sehen, dass Ängste zum Thema Börse und Anlegen, wie sie in unserer Generation oder auch bei älteren Frauen zu großen Teilen noch vorhanden sind, weniger ein Thema sind. Neobroker, mit denen man einfach am Handy handeln kann, machen die Sache unkompliziert – und verführerisch. Ein wichtiges Thema ist, junge Frauen darauf aufmerksam zu machen, dass Bitcoin nicht die einzige Investition sein sollte…
LEADERSNET: Sie haben Ihr Unternehmen zur 360-Grad-Marke entwickelt. Warum?
Astrid Zehbe: Wir wollen das Thema Finanzen auf mehreren Ebenen bespielen. Es gibt Frauen, die lieben das Printmagazin – andere wollen auf die Bootcamps nicht verzichten. Dazu kommen unsere Events, die natürlich auch ein Marketing-Tool sind. Wenn wir mit Influencerinnen wie Diana zur Löwen zusammenarbeiten, ist das toll – weil sie noch einmal eine ganz andere, jüngere Zielgruppe anspricht, die wir mit ihr erreichen können. Mit Jeniffer Gontovos haben wir zudem seit rund einem Jahr eine Digitalchefin, die über große Expertise verfügt und die Homepage ein großes Stück vorangebracht hat.
LEADERSNET: Welche Rolle spielt Teamarbeit zwischen Ihnen beiden?
Daniela Meyer: Wenn ich an das Operative denke, sind wir schon sehr wichtig – ohne uns zwei überhöhen zu wollen. Wir halten die Fäden in der Hand, ergänzen uns perfekt und sind ein sehr gutes Team. Ich kann Sachen, die Astrid nicht kann bzw. mag – andersrum ist es genauso. Wir greifen wie Zahnräder ineinander. Außerdem ist es schöner, Erfolge gemeinsam zu feiern – und wenn es schwierig ist, können wir uns gemeinsam durchboxen. Aber wir sind keine Two-Women-Show. Wir haben ein tolles Team, ohne das wir aufgeschmissen wären und auf das wir sehr stolz sind.
LEADERSNET: Welche Pläne haben Sie für 2025?
Daniela Meyer: Wir veröffentlichen am 1. April unsere erste Sonderausgabe zum Thema Immobilien. Wir haben gemerkt, dass unsere Zielgruppe Immobilieninvestments wahnsinnig spannend findet. Frauen mögen es, dass man Investitionen sehen und anfassen kann. Im Herbst planen wir außerdem, ein weiteres Heft auf den Markt zu bringen. Ein Heft, das finanzfokussiert ist, aber auf eine ganz andere Art und Weise…
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