Absturz oder Ausland?
Bund erteilt Staatshilfen für Lilium eine Absage

| Redaktion 
| 17.10.2024

Die Verantwortlichen hinter dem Flugtaxi-Unternehmen mussten erst einen Tag länger als erwartet zittern, um letztendlich doch ein "Nein“ zu kassieren: In der Ampelkoalition konnte offenbar keine ausreichende Basis für Staatshilfen zugunsten von Lilium gefunden werden. Der Bund wird dementsprechend keine 50 Millionen Euro investieren, die das Land Bayern wiederum als Voraussetzung für eigene Subventionen benannt hatte.

Von der Absage berichtete am Donnerstagvormittag zunächst die Nachrichtenagentur Reuters, die sich dabei auf nicht näher genannte Insider bezogen hat. Der Bayerische Rundfunk wiederum hat aus eigenen Quellen erfahren, dass Vertreter der Ampelparteien bis in die Nacht über den Bürgschaftsplan beraten hatten – mit dem Ergebnis, dass sie dem Haushaltsausschuss mitteilen würden, nicht in die Bresche zu springen.

BR zufolge sei es FDP-Parteichef Christian Lindner gelungen, seine grundsätzlich eher ablehnend eingestellte Fraktion vom Vorhaben zu überzeugen, während sich die SPD und mit ihr Kanzler Olaf Scholz ohnehin zur Hilfe bereit erklärt hatten. Seitens der FDP warb auch Verkehrsminister Volker Wissing für die Sache. Besonders die Bundestagsfraktion der Grünen soll jedoch entschieden gegen Subventionen für Lilium gewesen sein.

Bislang kein Kommentar von Lilium

"Deutschland kann es sich gerade nicht leisten, dass Industriearbeitsplätze der Zukunft verschwinden", wird SPD-Chef-Haushälter Dennis Rohde von Reuters angesichts der Entscheidung vom Donnerstag zitiert. "Deshalb hätten wir als SPD dieser klimaneutralen Zukunftstechnologie gern staatlich unter die Arme gegriffen“, allerdings ließe sich "für diese wirtschaftspolitische Überzeugung keine Mehrheit in der aktuellen Koalition“ finden.

Auf X (ehemals Twitter) erwähnt der Wirtschaftsredakteur Gerhard Hegmann, dass eine Anfrage nach einem Statement bei Lilium mit einem "Kein Kommentar“ beantwortet wurde. Dementsprechend ist derzeit völlig unklar, ob und in welcher Form es für Lilium weitergeht. Neben einer Insolvenz ist auch eine Abwanderung ins Ausland denkbar.

Vision "ohne ersichtlich tragfähigen Inhalt“

Wie gestern bereits dokumentiert, polarisiert das Schicksal des Flugtaxi-Vorreiters auch außerhalb des Bundes enorm. Während Befürworter von Subventionen vor allem auf das Standing von Deutschland als Technologie-Standort und damit verbundene Arbeitsplätze verweisen, fehlt Kritikern die wirtschaftliche Grundlage für Staatshilfen.

FAZ-Wirtschaftsredakteur Holger Appel befindet in einem Kommentar zum Thema: "Lilium ist eine spannende Idee. Ohne ersichtlich tragfähigen Inhalt. Die Firma liefert keine Argumente für einen riskanten Staatseinstieg, und systemrelevant ist sie auch nicht.“

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