KI-Einheitsbrei
ChatGPT liebt die immergleichen Phrasen – das wird allmählich zum Problem

Künstliche Sprachmodelle produzieren mittlerweile eine gewaltige Flut an Texten. Dabei scheint eine zunehmende Angleichung von Texten zu entstehen. Ein Wissenschaftler warnt vor einer stilistischen Gleichförmigkeit, die durch den Einsatz großer Sprachmodelle entsteht - und sich letztlich auch auf unsere Sprache auswirken kann.

Es ist ein bekanntes Szenario: Mithilfe von ChatGPT wird eine seit Tagen aufgeschobene E-Mail geschrieben. Die KI liefert schnell passende Formulierungen und übernimmt den Großteil der sprachlichen Arbeit. Doch dabei stellt sich die Frage, ob diese großen Sprachmodelle nicht zunehmend einen eigenen, uniformen Stil entwickeln. Diesem Phänomen hat sich Ritesh Chugh, ein Forscher im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie, in einem Beitrag für The Conversation gewidmet.

"In einer Welt, in der …"

Ein Aspekt, der zunehmend auffällt, ist die wiederholte Verwendung bestimmter Formulierungen in Texten, die auf KI-Unterstützung basieren. Begriffe wie "in die Tiefe gehen“ oder "durch die Landschaft navigieren“ sind immer häufiger in Social-Media-Beiträgen, Nachrichtenartikeln und sogar in akademischen Arbeiten zu finden. Auch der Satzbeginn "In einer Welt, in der …“ ist ein klares Zeichen dafür, dass es sich bei dem Text aller Wahrscheinlichkeit nach um einen von der KI formulierten handelt. Chugh führt diesen Trend auf den steigenden Einsatz von generativen KI-Tools wie ChatGPT zurück. Die Sprach-KI lernt aus menschlichen Daten – also Texten, die ihr zur Verfügung gestellt werden. Dabei nimmt sie gängige Redewendungen auf und verwendet sie verstärkt.

Chugh beobachtete, dass seit der Veröffentlichung von ChatGPT die Häufigkeit bestimmter Wörter wie "vertiefen“, "unterstreichen“ oder "akribisch“ in wissenschaftlichen Arbeiten deutlich gestiegen ist. Diese Entwicklung könnte zur Folge haben, dass Texte eine monotone und teils „roboterhafte“ Stilistik annehmen. Es wird befürchtet, dass die blumige Sprache der KI die Ideen und Inhalte weniger klar und prägnant vermittelt.

Kommunikationsqualität wird mieser

Während generative KI-Modelle auf den ersten Blick die Textproduktion erleichtern, können sie langfristig negative Auswirkungen auf die Qualität der Kommunikation haben. Laut Chugh führt der übermäßige Einsatz bestimmter Phrasen dazu, dass Texte nicht nur weniger individuell, sondern auch schwerer verständlich werden. Studien zeigen, dass einfache und präzise Sprache nicht nur das Verständnis verbessert, sondern auch den Verfasser kompetenter wirken lässt. Die stilistische Einheitlichkeit, die durch den Einsatz von Sprach-KI entsteht, könnte somit das Potenzial haben, die Ausdruckskraft und Originalität der Texte zu beeinträchtigen.

Somit ist es ratsam, den generierten Text nachträglich zu überarbeiten und anzupassen. Besonders die häufige Verwendung gängiger Phrasen und Begriffe sollte im Auge behalten werden, um einem uniformen KI-Einheitsbrei vorzubeugen.

Tipps für bessere KI-Texte

Um die beschriebenen Herausforderungen zu umgehen, empfiehlt Chugh einige einfache Maßnahmen im Rahmen einer unverzichtbaren Nachbearbeitung:

  1. Wortwiederholungen sollten überprüft und gegebenenfalls durch Synonyme ersetzt werden. Oftmals bieten einfachere Alternativen wie "erforschen“ statt "vertiefen“ eine bessere Lösung.

  2. Es ist ratsam, der KI-Anweisungen zur Verwendung einer klaren und einfachen Sprache zu geben. Dies kann die Verständlichkeit des Textes erhöhen.

  3. Eine Überarbeitung des Textes im Nachgang ist unerlässlich. Absätze, die unnatürlich oder zu blumig erscheinen, sollten angepasst werden.

  4. Einige KI-Tools, wie Microsoft Copilot oder ChatGPT, bieten die Möglichkeit, Präferenzen für klare und einfache Sprache einzustellen. Es ist hilfreich, diese Funktionen zu nutzen und bestimmte Phrasen oder Begriffe gezielt auszuschließen.
Andrea Hessler
Na toll, das Briefing der sog. KI - intelligent scheint mir in diesem Zusammenhang sowieso der falsche Begriff - ist sicherlich aufwendiger als Texte gleich selbst zu schreiben. Vor allem, wenn man darin Routine plus Fach- plus Allgemeinwissen hat. Ein Algorithmus kann das menschliche Gehirn nicht ersetzen.

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