Das Veranstalter-Trio im Interview
Bits & Pretzels-Gründer: "Erfahrungsgemäß ist eine Maß Bier genau richtig für gutes Networking"

| Dagmar Zimmermann 
| 26.09.2024

In einer Welt, in der Alleinstellungsmerkmale immer wertvoller werden, ist Bits & Pretzels gut aufgehoben: Das Festival für die Gründerszene nutzt clever das zeitgleich in München stattfindende Oktoberfest und konnte zudem bereits mehrfach mit hochkarätigen Gastspeakern wie Barack Obama, Arnold Schwarzenegger, Richard Branson oder Jessica Alba punkten. Wenige Tage vor der Ausgabe 2024 standen LEADERSNET die drei Bits & Pretzels-Gründer – Andy Bruckschlögl, Bernd Storm van's Gravesande und Felix Haas – Rede und Antwort.

LEADERSNET: Alle sprechen von Rezension und Krise. Woran liegt die ungebrochene Anziehungskraft von Bits & Pretzels?

Andy Bruckschlögl: Mit der Bits & Pretzels sprechen wir Menschen an, die unternehmerisch denken. Diese Menschen wissen, dass gerade in Krisenzeiten Investitionen der Schlüssel sind, um gestärkt daraus hervorzugehen. Unsere Teilnehmenden haben erkannt, wie wichtig es ist, auf die Bits & Pretzels zu kommen – sei es, um bestehende Kontakte zu pflegen oder neue zu knüpfen.

Es geht darum, Investoren zu treffen, die in Startups und Ideen investieren oder auch potenzielle Kund:innen und Kooperationspartner:innen zu gewinnen. Für alle Teilnehmenden ist die Bits & Pretzels ein Investment, das sich lohnt, wenn man es richtig nutzt. Deshalb freuen wir uns sehr über die höchste Nachfrage in unserer Geschichte. Wir sind von 5000 auf 7500 Teilnehmer gewachsen, insbesondere mit starkem Zuwachs aus dem internationalen Umfeld.

LEADERSNET: Sie sind erneut ausverkauft und haben sogar Ihre Fläche vergrößert. Welche Herausforderungen bringt das mit sich?

Bernd Storm van's Gravesande: Die größte Herausforderung ist, das Erlebnis für unsere Teilnehmende weiterhin auf höchstem Niveau zu halten. Mehr Teilnehmende bedeuten nicht nur mehr Logistik, sondern auch die Herausforderung, dass alle wertvolle Kontakte knüpfen können. Zudem ist es unser Anspruch, das Event stetig zu verbessern und weiterzuentwickeln, was bei wachsender Größe etwas komplexer wird.

LEADERSNET: Die Startup-Branche ächzt, weil Invests fehlen. Gelingt es auf Ihrer Konferenz besonders gut, Investor:innen zu finden?

Felix Haas: Unser einzigartiges Table Captain Konzept ermöglicht Networking auf Augenhöhe. 7500 Gründerinnen und Gründer und Investorinnen und Investoren in einem Oktoberfest-Zelt - das ist wohl weltweit einmalig. Zusätzlich haben wir dieses Jahr zum ersten Mal den “Bits & Pretzels Investor Summit”, bei dem sich über 1000 Investorinnen und Investoren und 200 LPs (Investors in Venture Capital Funds) austauschen werden und natürlich auch in den Dialog mit Gründerinnen und Gründern gehen.

LEADERSNET: Das Motto in diesem Jahr lautet: "Kickstart Europe“. Sie wollen das europäische Startup-Ökosystem vereinen. Warum ist es so wichtig, das über Ländergrenzen hinweg zu tun?

Andy Bruckschlögl: Als wir die Bits & Pretzels gegründet haben, war unser Ziel zunächst, die Startup-Szene in München zu vereinen. Nachdem uns das nach einigen Events gelungen ist, haben wir begonnen, größer zu denken und uns auf die deutsche Ebene fokussiert. In diesem Jahr wagen wir es zum ersten Mal, noch eine Stufe höher zu gehen und uns auf ganz Europa zu konzentrieren. Zum einen, weil wir mittlerweile in Europa einen Namen haben und viele internationale Teilnehmende anziehen, um diesen Gedanken auch wirklich umzusetzen. Zum anderen, weil wir in den letzten Jahren immer stärker gemerkt haben, dass Europa als Einheit zunehmend zerfasert und unter negativen Einflüssen leidet. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, den europäischen Zusammenhalt zu stärken – besonders im Bereich des Unternehmertums, um Innovation und Unternehmergeist in Europa sichtbarer zu machen.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt Politik auf Ihrem Event? Robert Habeck und Christian Lindner sind zu Gast…

Andy Bruckschlögl: Politik spielt bei uns eine zentrale Rolle, weil sie die Rahmenbedingungen für Innovation und Unternehmertum gestaltet – gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten und globaler Herausforderungen. Robert Habeck und Christian Lindner verstehen die Notwendigkeit eines wettbewerbsfähigen Tech-Ökosystems in Deutschland. Mit ihrer Anwesenheit wollen wir den dringend notwendigen Dialog zwischen Politik und Gründerinnen und Gründern weiter vorantreiben.

Startups brauchen heute mehr denn je politische Unterstützung – sei es bei der Bereitstellung von Kapital und Förderungen, beim Ausbau digitaler Infrastruktur oder bei der Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen, die Innovation und Wachstum ermöglichen. Die politischen Weichen, die jetzt gestellt werden, entscheiden über die Zukunft der Startup-Landschaft in Deutschland und Europa.

LEADERSNET: Netzwerken spielt bei Ihrer Konferenz eine große Rolle. Am dritten Tag trifft sich die Community auf dem Oktoberfest. Der beste Platz, um Geschäfte zu machen - oder geselliger Treff?

Felix Haas: Beides! Wir nennen es “liquid networking” – erfahrungsgemäß ist eine Maß Bier genau richtig für gutes Networking. Die besten Geschäfte ergeben sich doch aus guten menschlichen Beziehungen, und dafür ist das Oktoberfest und unser dritter Bits & Pretzels-Tag einfach perfekt.

LEADERSNET: Wie groß sind Ihre Vorläufe, um Persönlichkeiten wie Michelle Obama und Arnold Schwarzenegger auf die Bühne zu holen?

Andy Bruckschlögl: Viele denken, man könnte einfach Speaker aus einem Katalog auswählen, aber das ist ein langwieriger Prozess. Bei Arnold Schwarzenegger und Michelle Obama hat es jeweils drei Jahre gedauert, bei Barack Obama sogar vier. Solche Persönlichkeiten erhalten hunderte Anfragen und haben volle Terminkalender. Es muss vieles passen: Thema, Zeitplan und idealerweise sind sie zur Eventzeit in Europa. Deshalb arbeiten wir oft viele Jahre daran, solche Speaker zu gewinnen – auch jetzt an einigen, die wir schon lange im Blick haben.

LEADERSNET: Welche Rolle spielen Frauen bei Bits & Pretzels? Können Sie hier besonders gute Umfelder für Gründerinnen schaffen und wie kam es zur Zusammenarbeit mit Frauen 100 (Dinner)?

Bernd Storm van's Gravesande: Wir sind uns bewusst, dass Gründerinnen in der Startup-Szene oft unterrepräsentiert sind und wollen aktiv daran arbeiten, das zu ändern. Durch Initiativen wie das Frauen 100 Dinner schaffen wir gezielt Netzwerke und Räume, in denen sich Gründerinnen austauschen und unterstützen können. Die Zusammenarbeit mit Frauen 100 ist ein wichtiger Schritt, um die Sichtbarkeit von weiblichen Vorbildern zu erhöhen und mehr Frauen in die Startup-Welt zu inkludieren. Es ist uns ein großes Anliegen, ein inklusives Umfeld zu schaffen, in dem Diversität gefördert wird – sei es durch spezielle Programme, Mentoring oder eben auch durch Events wie dieses Dinner, bei dem Frauen im Fokus stehen.

LEADERSNET: Wo stehen Konferenzen wie die Ihrige in zehn Jahren?

Felix Haas: Wir haben Bits & Pretzels in den letzten zehn Jahren zur führenden Gründerveranstaltung in Deutschland entwickelt. Unsere Ziele und Ambitionen sind grenzenlos, man darf also gespannt sein, was uns in den kommenden zehn Jahren noch einfällt!

LEADERSNET: Wie gehen Sie mit dem mentalen Druck um, der mit solch einer Veranstaltung kommt?

Andy Bruckschlögl: Das ist eine sehr gute Frage, die wir ehrlicherweise noch nie gestellt bekommen haben. Der Druck vor einem Event wie der Bits & Pretzels ist natürlich enorm, weil die Erwartungen hoch sind und vieles schiefgehen kann. Am wichtigsten ist, sich auf ein großartiges Team verlassen zu können, dass das ganze Jahr über sein Bestes gibt und sich gegenseitig unterstützt. Zudem hilft es, sich gut vorzubereiten, ausreichend zu schlafen und durch Coachings und Mentoren an sich zu arbeiten. Vor ein paar Jahren habe ich auch angefangen zu meditieren, um meine innere Balance zu finden – das hat mir ebenfalls sehr geholfen. Übrigens gibt es in diesem Jahr vor unserem Opening eine gemeinsame Breathwork-Session auf unserer Mainstage.

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