30.000 Jobs wackeln
E-Autos und das Vertrauen in Volkswagen: Gemeinsam auf Talfahrt

Aktuelle Zahlen zeichnen einen beträchtlichen Verkaufsrückgang von Autos für den August in ganz Europa nach, wobei insbesondere Elektrofahrzeuge nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Eine (fehlende) Entwicklung, unter der Volkswagen offenkundig leidet – und einem Medienbericht zufolge könnten Gegenmaßnahmen empfindliche Einschnitte mit sich bringen.

Es ist keine brandneue, aber eine zuletzt immer wieder erneuerte Erkenntnis: Das Interesse der Bevölkerung an Elektroautos geht deutlich zurück. Wie der Österreichische Rundfunk berichtet, lagen die europaweiten Neuwagenverkäufe (antriebsübergreifend) im August 18,3 Prozent unter dem Vorjahreswert für den Monat. Besonders drastisch fällt der Rückgang mit fast 44 Prozent bei elektronisch betriebenen Vehikeln aus.

Als Spitzenreiter tut sich dabei die Bundesrepublik hervor, wo die Neuzulassungen von E-Autos um beinahe 70 Prozent eingebrochen sind. Als zweitgrößter Markt auf dem Kontinent verzeichnet Frankreich hier ein Minus von "nur“ knapp 33 Prozent.

Immerhin lesen sich die vom Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) zusammengestellten Zahlen mit Blick auf alle acht ersten Monate des Jahres etwas versöhnlicher: In diesem Zeitraum stieg der Autoabsatz insgesamt um 1,4 Prozent – dazu haben jedoch Nationen wie Spanien (+ 4,5 Prozent) und Italien (+ 3,8 Prozent) beigetragen, während bei Deutschland und Frankreich ein Minus von etwa einem halben Prozent steht.

"Die Kollegen glauben dem Management kein Wort mehr“

Ebenfalls am Donnerstag hat das Manager Magazin "die wahre Dimension der VW-Probleme“ enthüllt: Hardliner im Konzern rechnen angesichts schwacher Verkäufe damit, dass die Anzahl der derzeit etwa 130.000 Beschäftigten mittelfristig um 30.000 Angestellte reduziert werden müsse. Auch die getätigten Investitionen könnten demnach um 20 Milliarden Euro zurückgefahren werden.

Bild dokumentiert, dass die Hiobsbotschaft "ausgerechnet in die reguläre Betriebsversammlung der sächsischen Werke in Zwickau und Chemnitz“ geplatzt sei und dort erwartungsgemäß für erhitzte Gemüter gesorgt habe.

Dem IG-Metall-Chef für die Region Zwickau, Thomas Knabel, zufolge "herrschen Wut, Angst und Unverständnis“; außerdem sei das Vertrauensverhältnis der Arbeiter aufgrund von häppchenweise präsentierter Wahrheit zum eigenen Status und gebrochenen Versprechen zerrüttet: "Die Kollegen glauben dem Management kein Wort mehr“, stellt Knabel fest.

Zwei Ost-Werke bedroht

Für anderthalb Milliarden Euro wurde der Zwickauer Standort vor fünf Jahren zu einer rein auf E-Autos ausgelegten Fabrik ummodelliert, wobei den knapp 10.000 Angestellten eine Jobgarantie bis 2029 ausgesprochen wurde. Jährlich laufen dort 250.000 Fahrzeuge vom Band, obwohl es wünschenswerterweise 360.000 sein sollten.

Die Gläserne Manufaktur in Dresden (Bild: Volkswagen AG)

Darüber hinaus wird Bild nach in der Gläsernen Manufaktur in Dresden derzeit lediglich der ID.3 "alibimäßig und in homöopathischen Dosen“ produziert; die Zukunft des Standorts sei dementsprechend "längst besiegelt“.

Kürzlich hatte VW-Finanzchef Arno Antlitz durchblicken lassen, dass dem Unternehmen die Verkäufe von zwei Werken fehlen – und so ist die Sorge unter Arbeitern in den beiden ostdeutschen Werken besonders groß, deshalb schon bald zu den kolportierten 30.000 Entlassenen zu gehören.

"Von einer Werksschließung in Zwickau-Mosel wären rund 60 000 Beschäftigte rund um den Automobilbau direkt betroffen. Mittelbar sind tausende weitere Arbeitsplätze gefährdet“, verdeutlich Thomas Knabel den Ernst der Lage. Für die IG Metall stünden Werkschließungen insofern "nicht zur Disposition“.

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