Nach lukrativem Oasis-Comeback
Vier weitere Reunions, die Kassen klingeln lassen würden

| Redaktion 
| 01.09.2024

Musik und monetarisierte Nostalgie sind ein eingespieltes Duo, wie zwei britische Brüder mit komplexem Verhältnis zueinander dieser Tage eindrucksvoll demonstrieren. Inspiriert von der immensen Nachfrage nach der Oasis-Reunion haben wir darüber nachgedacht, welche Bands mit einem Comeback in (möglichst) klassischer Besetzung noch einmal ordentlich abkassieren könnten.

Am 29. August 1994 ist "Definitely Maybe“ erschienen, das Debüt- und Durchbruchalbum von Oasis. Das 30-jährige Jubiläum der Platte war selbst für Fans der Britpop-Legende in der letzten Woche jedoch weitgehend zur Randnotiz verkommen – schließlich hatten die zerstrittenen Brüder Noel und Liam Gallagher wenige Tage vorher angekündigt, 15 Jahre nach ihrem vermeintlich endgültigen Zerwürfnis doch wieder gemeinsam zu performen.

Zum Geburtstag des Albums durften dementsprechend bereits nachfragebedingte Zusatztermine für die zunächst auf Großbritannien beschränkten Shows anberaumt werden; im kommenden Sommer stehen Oasis jeweils gleich mehrmals in Cardiff, Manchester, London, Edinburgh und Dublin auf der Bühne. Am Samstagmorgen ächzten die entsprechenden Online-Adressen schließlich unter dem massiven Andrang rund um den offiziellen Vorverkaufsstart, für den sich hunderttausende Fans vorab registriert hatten.

Die Erinnerungen sind Geld wert

Der englische Independent geht davon aus, dass allein die beiden Gallagher-Brüder gemeinsam knapp 60 Millionen Euro mit der Reunion einnehmen, wobei sich diese stattliche Summe durch Merchandise, Sponsorings und andere Markenaktivitäten noch erhöhen könnte. Die günstigsten Tickets für einen Platz im Londoner Wembley Stadium schlagen mit etwa 88 Euro zu Buche, während die teuerste Variante inklusive Pre-Show-Party rund 600 Euro kostet. Insgesamt sind etwa 1,4 Millionen Karten verfügbar.

Hierzulande berichtet GfK Entertainment, dass sich die Streaming-Abrufe von Oasis seit der Ankündigung beinahe vervierfacht haben; "(What's The Story) Morning Glory?“ ist darüber hinaus auf Platz 77 in die Albumcharts zurückgekehrt – 29 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung.

Der über die Gallaghers hineinbrechende Geldregen sorgt unter Umständen auch bei einigen anderen namhaften Musikern für besonders angeregte "Sollten wir es nicht doch noch einmal versuchen?“-Gedanken. Wir haben uns gefragt, welche Bands dem Beispiel auf möglichst lukrative Weise folgen könnten – vorausgesetzt, dass die prägendsten Mitglieder der jeweiligen Gruppen noch am Leben sind.

The Smiths

Die womöglich einflussreichste englische Band seit den Beatles hat sich 1987 nach lediglich fünfjährigem Bestehen aufgelöst. Tatsächlich offenbarte der seitdem als Solokünstler erfolgreiche Frontmann Morrissey im Zuge der Oasis-Wiedervereinigung in einem knappen Statement auf seiner Homepage, dass die AEG Entertainment Group im Juni mit einem "lukrativen Angebot“ an ihn und den einstigen Smiths-Gitarristen Johnny Marr herangetreten sei.

Er selbst habe dem Angebot, zusammen mit Marr als The Smiths auf eine im nächsten Jahr stattfindende Welttournee zu gehen, zugestimmt – sein einstiger Bandkollege soll es allerdings ignoriert haben. Vielsagend wies Morrissey abschließend darauf hin, dass er im November eine weitgehend ausverkaufte Solo-Tour spielt, während Marr im Vorprogramm von New Order auftritt.

Der Gitarrist wiederum erinnerte in der Vergangenheit mehrfach spöttisch daran, dass seine Beteiligung an einer Smiths-Reunion vor allem aufgrund von Morrisseys Unterstützung für den Brexit-Politiker Nigel Farage unwahrscheinlich sei. Für immer? In jedem Fall müsste nach dem Tod von Andy Rourke im vergangenen Jahr ein ebenbürtiger Nachfolger am Bass gefunden werden.

Led Zeppelin

Nach dem viel zu frühen Tod ihres Drummers John Bonham im Jahre 1980 haben sich Led Zeppelin getrennt. In den zwölf Jahren zuvor leisteten sie für mehr Rock-Varianten Pionierarbeit, als man an einer Hand abzählen könnte – auch deswegen genießt die Band ihren Ruhestand im erlesenen Kreis der Interpreten, die im Laufe ihrer Karriere mehr als 250 Millionen Tonträger absetzen konnten.

Dass eine Rückkehr reges Interesse auslösen würde, darf als bereits bewiesen betrachtet werden: Im Dezember 2007 hat sich die verbliebene Originalbesetzung aus Sänger Robert Plant, Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones mit Bonhams Sohn Jason am Schlagzeug zusammengetan, um ein einmaliges Konzert in London zu spielen. Der Gig fand zu Ehren des für die Gruppe sehr wichtigen Atlantic-Records-Gründers Ahmet Ertegün statt und veranlasste weltweit angeblich 20 Millionen Personen dazu, sich für den Kauf einer der knapp 20.000 Karten zu bewerben.

Zu guter Letzt wurde eine später veröffentlichte Aufzeichnung des "Celebration Day“ mit einem Grammy ausgezeichnet. Seitdem sollen weitere Reunion-Pläne primär an der Unlust von Robert Plant gescheitert sein – und das, obwohl er mit 76 Jahren noch das jüngste Original-Mitglied ist.

Take That

Die erfolgreichste britische Boyband aller Zeiten ist nach wie vor aktiv und hat erst im Juni mehrere gutbesuchte Open-Air-Konzerte in Deutschland gespielt. Allerdings ist das einstige Quintett mittlerweile zum Trio geschrumpft - Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen führen das Erbe auf der Bühne weiter; Robbie Williams und Jason Orange sind seit Jahren keine Mitglieder mehr. Die letzte Tournee in klassischer Besetzung liegt beinahe anderthalb Jahrzehnte zurück, weswegen gerade Zeitzeuginnen der Neunziger sicherlich gern noch ein letztes Mal back for good gehen würden.

Komplett unrealistisch erscheint das zumindest nicht: Für vereinzelte Anlässe fand Williams auch nach seinem erneuten Abgang alle Jahre wieder zur Band zurück, während der Ausstieg von Orange seinerzeit mit dessen Bedürfnis nach weniger Rampenlicht begründet wurde. Heutzutage scheint der 52-jährige ein Leben abseits der Öffentlichkeit zu genießen – allerdings darf man notfalls davon ausgehen, dass allein Williams‘ Rückkehr für eine Konzertreise viele gereifte Teenie-Herzen höher schlagen ließe.

Pink Floyd

Vor beinahe zehn Jahren ist mit "The Endless River“ das letzte komplette Studiowerk der konzeptverliebten Rockband aus England erschienen. Nach dem Tod von Keyboarder Richard Wright haben die verbliebenen Veteranen David Gilmour und Nick Mason dafür ungenutzte Aufnahmen aus den Neunzigern vervollständigt; vom bereits 1985 im Streit aus der Band ausgestiegenen Roger Waters war auf der Platte jedoch kein Takt zu hören.

Unter dem Namen Pink Floyd standen die vier Musiker zum ersten und einzigen Mal nach der damaligen Trennung für das "Live 8“-Konzert im Londoner Hyde Park im Jahre 2005 auf der Bühne. Sechs Jahre später wiederum spielten die restlichen noch lebenden Mitglieder als Gäste auf einem Solo-Gig von Waters; seitdem haben vor allem er und Gilmour nur wenig warme Worte füreinander übrig.

Umso mehr würde einige Fans der Glanzzeit ein finales Zusammenraufen im Interesse der Kunst freuen – da Waters im September 81 Jahre alt wird und politische Meinungsverschiedenheiten, ähnlich wie bei Marr und Morrissey, inzwischen für einen weiteren Keil sorgen, sollten sie sich allerdings keine allzu großen Hoffnungen machen.

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